villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

holà chicos

In Arica füllten wir unsere Villa Venus Reserven zünftig auf, nach einer musikalisch untermalten Nacht am Liebes Strand, freuten wir uns endlich in die Berge zu fahren, obwohl uns der Abschied vom gewaltig brummenden Pazifik schwer viel.

Der peruanischen Grenze entlang steigt die Ruta 11 langsam bis zur Grenze Boliviens auf 4500 Meter, dazwischen kleine Dörfer, koloniale Kirchen, viele Kurven und Ruinen aus der Inka Zeit. Da wir auf Meereshöhe gestartet waren, einigten wir uns zur Akklimatisierung auf einen Halt auf 3000 m, am nächsten Morgen fühlten wir uns super, irgendwie zu gut im Nachhinein, so starteten wir durch in den herrlichen Nationalpark Lauca.

Gemäss Infoblatt soll man sich bei den Lauca Parkwächtern nach Strassenzustand, Wanderungen und News erkundigen, wir hielten im grössten Dorf der Umgebung Putre, wo wir ausser ein paar herum irrenden Touristen weder eine Maus noch einen Park Ranger entdeckten. Weiter folgten wir der kurvigen 11 nach Oben und wurden kurz danach von einem Trupp Strassenarbeiter mit einem Schild "pare (Stop)" zur Ruhe gezwungen, glücklicherweise waren wir nicht alleine, vor uns standen bereits circa 100 bolivianische Trucks auf Ihrem Weg ins Heimatland.

Eine Erkundigung später wussten wir, dass es in einer halben Stunden weitergeht, genug Zeit für eine Sandwich Pause und Nachfragen bei der zweiten Ranger Station, doch auch hier nur ein paar herumlungernde Vicunas und zwei Enten.

Endlich drehte der flott in Orange gekleidete vermummte Schildvirtuose auf "siga (folgen, weiterfahren) und wir folgten so gut es ging der an einen Vulkanausbruch erinnernden Brummi Staubwolke 8 Kilometer lang an keinem einzigen Strassenarbeiter vorbei das Tal hinauf ins Dorf Parinacota zur dritten Ranger Station.

Luftig leicht hüpften zwei Viscachas über die Felsen, der Ranger fehlte jedoch in der Fauna Sammlung, neben uns stand ein Touribus mit einer Ladung Franzosen ebenfalls brach, da die Souvenir Stände zwar fröhlich geschmückt, aber weit und breit kein Verkäufer dazu. Wenigsten entdeckten die Bonjours (ja sie können immer noch kein Holà) eine hier für den Altiplano typische Aymara Dame, die gähnend ein bisschen Ramsch verkaufte und unwillig Umsatz machte, eigentlich schön, wenn die indigene Bevölkerung Ihre Lebenseinstellung behalten kann und sich einen Schnurz um Touristen oder Umsatz kümmert.

Unsere Laune war immer noch bestens, feierten wir doch heute 2 Jahre Reise und hatten uns dafür in Arica eine fette Flasche Carmenere Wein gekauft, die nur darauf wartete feierlich entkorkt zu werden. Die schneebedeckten Vulkane leuchteten uns schon will kommend entgegen, doch da stand schon wieder ein oranges Männchen mit einem pare Schild, der uns lächelnd verkündete, dass wir die mit 33 Kilometer längste Baustelle Chiles erreicht haben und mit 4 Stunden Wartezeit rechnen dürfen.
Langsam wurde unsere Stimmung etwas gereizter, wenigsten öffnete sich dieser Abschnitt etwas früher als angekündigt, was uns den Lago Chungara mit 4500 m, einen der höchsten Seen der Welt, noch vor Sonnenuntergang erreichen liess. Dass sich auf den 33 Kilometer Baustelle 3 Bauarbeiter mit einem Messgerät verloren und das vierte Parkhäuschen am See ebenfalls geschlossen war, muss hier nicht mehr speziell beschrieben werden.

Doch der Platz am Lago entschädigte in Sekunden für alle Umstände, ein Jubiläums Traumspot, doch schlich sich langsam bei uns Beiden ein dumpfes Kopfbrummen ein, dass sich von Minute zu Minute herzlich verstärkte. Beim Sonnenuntergang hingen wir wie zwei angeschlagene Boxer in den Seilen, den Wein tauschten wir augenblicklich gegen ein salziges Süppchen und eine schlaflose Nacht mit der Herzschlag Frequenz von Bambi beim Angriff der Jäger im dunklen Wald.

Leicht angeschlagen schleppten wir uns zielgenau zum Schilderdrehen an der berühmten Baustelle ohne Arbeiter vorbei zurück ins Dorf Parinacota auf 4200 m, eine Wanderung später übernachteten wir weiterhin Schlaf und Informationslos vor der verschlossenen Parkwächter Baracke (hoffentlich hat sie jemand alle zusammen auf den Mond geschossen).

Am nächsten Morgen fühlten wir uns wie zwei Creme Schnitten unter einer Dampfwalze und kämpften uns zusammen mit der ungeöffneten Weinflasche nach einer Stunde Wartezeit bei der fröhlich erwarteten 8 Kilometer Baustelle zurück ins Tal nach Putre auf 3600 m. Die Besteigung des 5100 m Vulkans Guane-Guane verschoben wir aufs nächste Jahrtausend und widmeten uns vorerst der Wiederherstellung unserer Lebensgeister.

Glücklicherweise empfingen wir eine Mütze Schlaf und konnte so am nächsten Tag immerhin die Fahrt über den Altiplano in Angriff nehmen, wir verabschiedeten uns herzlich bei den weit verstreuten Bauarbeitern auf der letzten Baustelle der Ruta 11 und bogen ab in die Wunderwelt der Anden ohne je einen Parkranger gesichtet zu haben.

Überrascht stellten wir fest, das wir weitaus nicht die Einzigen auf dieser Bergstrasse waren, ständig kreuzten uns riesige Lastwagen mit ihrer kilometerlangen Staubwolke, bald hatten wir einen Muskelkrampf im Arm vom Fenster hoch und runter kurbeln. Die Erklärung dazu, die Hälfte des grandiosen PN Salar de Surire wurde in der Pinochet Ära an eine jüdische Famile abgegeben, die seither flockig tonnenweise Borax abbaut. So ergaben sich anfänglich interessante Bilder, Flamingos im azurblauen See und ein röhrender Monstertruck als erfrischenden Hintergrund.

Weiter westlich wird der Salar de Surire endgültig zum Juwel, die Brummer sind weg, dafür wechseln sich wahnsinnige Farbenspiele mit einer reichen Tierwelt ab. Der Höhepunkt bilden die heissen Thermalquellen von Polloquere auf 4200 m, Schetty als Testperson streckte seinen zarten Fuss auf Anraten von Thermalbad Kennerin Anke dort ins Wasser, wo es am meisten rauchte, vom Gefühl her, hätte man dort locker Eier kochen können.

So verzogen wir uns etwas weiter von der Quelle weg und fühlten uns wie im Paradies, keine Menschenseele weit und breit, Villa Venus somit in Bestform. Ein unglaublicher Sternenhimmel, 38 Grad im warmen Wasser, draussen minus 10 Grad, daneben Flamingos, ein Grüppchen Vicunas und sonst absolute Stille - Momente für die Ewigkeit, wir waren glücklich, die Parkwächter und Brummifahrer konnten bleiben wo sie sind und waren schnell vergessen, doch die Weinflasche blieb aus Sicherheitsgründen bekorkt...

Hasta la proxima.