villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

Hola chicos

über verwinkelte Feldwege erreichen wir den Park Ybytyruzu (sprich > ueebueetueerusue) was soviel heisst wie grosser Erdhaufen und sprichwörtlich für die höchste Erhebung Paraguays steht (835 m). Dort treffen wir auf Severino, der uns den Weg durch das von den Franziskaner erstandene Land weist, damit wir den wilden Gipfel abenteuerlich und mit diversen Begegnungen der hiesigen Fauna besteigen können, natürlich darf der obligate Wespenangriff auf Don Schetty - heute die Schulter - nicht fehlen.

Bei Rückkehr lädt uns Severino zum auf dem offenen Feuer zubereiteten Almuerzo ein und erzählt und von seinem Leben, das ist Paraguay, ein Land ohne bahnbrechenden Highlights, aber mit viel Zeit und einem nähren Blick offenbaren sich fantastische Geschichten über Menschen und Land. Wir fühlen uns pudelwohl in Paraguay (sprich Paraguee), wo man als Tourist noch mit grossen Augen empfangen wird, alles Tranquilo ist, die Kinder artig grüssen, niemand Dich übers Ohr hauen will, Sauerkraut, Schinken und Wurst aus den Theken blitzen und einfach alle Lust und vor allem immer Zeit zum Quatschen haben, das Motto des Landes passt hervorragend > you have to feel it!

Bald treffen wir in Independencia und bei Christine ein (Mami von Paola aus SanBer), die in dieser herrlichen Region in einer kleinen Hütte neben Campesinos wohnt und uns paraguayisch freundlich in Empfang nimmt. Gerne quartiert sich Villa Venus im Garten ein, mittendrin im Leben und somit bald als Dorf internes Ereignis.

Regi und Josu laden uns zum Cena auf Ihre Baustelle ein, sie sind zeitgleich wie wir in Südamerika gelandet, verfolgten aber in den vergangenen Monaten ein ganz anderes Projekt. Nachdem sie frustriert festgestellt hatten, dass sie sich in Deutschland ohne Grund zu Grunde arbeiten, fassten sie spontan einen Entschluss, Habe und Gut wurde verkauft, der Rest in einen Container gepackt und zusammen mit Ihren Kids Janebo und Josy starteten sie ein neues Leben in Paraguay.

Jetzt stehen sie kurz vor dem Einzug in ihr schmuckes, vorwiegend selbstgebautes Haus, bereits gehören zu ihrem Inventar, die Schäferhündin Jule, eine Entenfamilie, der Hühnerclan, Kitti das Katzenbaby und als Knüller das handzahme Schaf Louise mit intelligentem Blick und perfekter Kopie der Don Schetty Frisur. Obwohl sie der paraguayische Bau-style mit seinen unerwarteten Überraschungen manchmal fast auf die hauseigene Palme bringt, fühlen sie sich frei und lebendig.

Ein Beispiel gefällig, die Putzfrau nimmt sich das grosse Büchergestell vor, putzt blitzblank sauber und stellt danach entspannt die Bücher mit dem Rücken an die Wand ins Gestell...herrlich. In der Schule werden alt-kolonial deutsche Lieder gelernt, "Horch was kommt von draussen rein", sprich chorch, was kommt von draussen rein, Chorch wandelt sich in der paraguayischen Form zu einem Namen, wohl an Jorge angelehnt. So steckt jeder Tag voll Überraschungen und wir glauben Christine, Reggi, Joso und den im Garten herum trollenden Kids gerne, dass sie sich hier wohl und glücklich fühlen.

Im Park Ybycui sind neben den erfrischenden Wasserfällen auch die Wespen bereits mobilisiert und verformen Allergie Schettys Fuss zu einer klumpigen Pfote, unglaublich 20 Jahre kein Stich und jetzt seit der Kenntnis der Allergie Anfälligkeit 4 in 10 Tagen, Petri Heil an die Wespenkolonie.

Auf der anschliessenden holprigen Piste bricht der Dachträger endgültig fast auf allen Stützten, Tornero (Schweisser) Miguel kleistert alles wieder zusammen und wir hoffen mal, dass es nun ein paar Kilometer stabil bleibt. Bevor Miguel los schweisst, will er erst mal in einer traditionellen Terere (kalter aufgegossener Tee) Runde wissen, woher wir kommen, was wir machen, etc. Nach zwei Stunden Arbeit und einem Sack Schweissmaterial werden sFr. 10.00 verrechnet, nicht aber uns vorher noch 4 riesige Mangos von seinem Baum im Garten zu schenken, das ist Paraguay, you have to feel it.

Länderübergreifend sind die zu jeder Stunde möglichen akustischen Angriffe, wobei Paraguay was eingebaute Mega Boxen in alten Schrottkisten betrifft, wohl führend ist. An den einsamsten Orten in friedlicher Natur können diese Krach Symphoniker als Individuen aus dem Nichts auftauchen und das gesamte Ambiente in eine Open Air Disko verwandeln. Ausser uns scheint sich daran aber niemand zu stören, wenn Nationalparks, Dörfer oder See/Flussufer weiträumig beschallt werden, was tagsüber (für uns) schon nervig ist, wird nachts beim Versuch zu schlafen zur schmerzenden Tortur.

Die einzige Lösung neben Ohrenpfropfen wäre der Umbau von Villa Venus Innenleben in eine faszinierende Landschaft aus Boxen, Verstärker und Bass, damit wir den Jungs mal richtig mit einem Schweizer Jodel einheizen können. You have to hear it!

Hasta la proxima.
a&t