villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

holà chicos

turbo ist nicht so der romantische ferienort ist, daher flüchteten wir uns bei sonnenuntergang in eine wunderschöne anlage mit fischzucht, pool und restaurant im friedlichen chigorodo. Mary und carlos tullio hiessen uns überfreundlich empfangen und erlaubten uns kostenlos villa venus in ihrem herrlichen garten zu parken.

Wie schon so oft in kolumbien wurden wir der ganzen familien und sippschaft vorgestellt und mit agua de maracuya (maracuyasaft), cachama (dem fisch aus der zucht) und anderen leckereien verwöhnt. Am abend fuhr dann die belegschaft jeweils zurück in die stadt und wir winkten zusammen mit lucky dem wachhund von ihrem respektive nun unserem gartensitzplatz aus hinterher.

Villa venus fühlte sich so wohl, dass wir entschieden, die nächste etappe alleine in angriff zu nehmen. Ausnahmsweise reisten wir backpackermässig mit dem vollgepackten linienbus bis nach turbo und ergatterten uns am schmuddeligen hafen zwei tickets nach capurgana an der grenze zu panama.

Kaum war das aufgepimpte fischerboot eingetroffen, stürmten die passagiere wie beim easyjet-checkin zum pier und quetschten sich rasant in den hintersten reihen fest. Entspannt beobachteten wir die rudelverschiebung und machten es uns gemütlich in den vordersten reihen bequem. Als erfahrene bootstouristen war uns klar, dass wir dort wohl eher nass werden, aber so fein gesprühtes temperiertes karibikwasser ist doch wie eine klimaanlage in der wüste. Relaxt mit einem lächeln auf den lippen schauten wir gemeinsam mit juli und pablo aus argentinien auf die zusammengedrückte horde einheimischer in den hintersten reihen.

Schon beim starten des motors errinnerte uns das flotte knattern an ein formel eins rennen und kaum hatten wir den ruhigen hafenkanal hinter uns, drückte der capitano das gaspedal durch und brauste los, dass uns die haare waagerecht in der luft standen.
Gleichzeitig hüpfte der überfrisierte fischerkahn wie ein eine junge forelle von wellen zu welle und liess unseren arsch-sitz-kontakt auf ein minimum reduzieren. Während einer längeren flugphase drehten wir uns mit angestrengtem blick zurück und entdeckten die eingeborenen auf den hintersten reihen mit einem gütigen smile beim lesen, i-pod hören oder entspannt diskutieren.

Nach zweieinhalbstunden achterbahn kamen wir durchgeschüttelt im paradiesischen capurgana an, immer noch zittrig auf den beine erfassten unsere verkrusteten augenlieder zwei 200 PS starke yamaha motoren, womit die nussschale natürlich förmlich über die fluten schwebt.
Ein carpurganese erzählte uns dann später, dass die fischkutter zum teil bis 5 x 200 PS montieren, damit sie auf ihren in dieser gegend doch verbreiteten koka(in)-transporten richtung panama, der nur mit 700 PS ausgerüsteten drogenpolizei davonrauschen können...die sitzen dann wohl auch eher in den hintersten reihen...

was folgte war nun ziemlich genau das, was wir uns seit wochen vorgestellt hatten, kristallklares meer, farbige korallen, kleine weisse buchten, frischen fisch in allen nuancen, hängematten und eine karibisch chillige atmosphäre.

Aus den geplanten 4 tagen capurgana wurden satte 9 übernachtungen, vorallem dank unserem schmucken miet-cabana mit minipool direkt an der romantischen bucht. Zum schnorcheln mussten wir uns nur an unseren nachbarn vorbei - den fliessigen cangrejos (krebsen) - ins 30 grad warme wasser platschen lassen.

Abends feuerten wir den hauseigenen grill mit schwemmholz an und deckten uns im fischerladen von johana mit frischem meeresgetier ein, als höhepunkt konnten wir sogar zwei frische langusten ergattern...zu sFr. 7.50 das stück...

Da wir esstechnisch nicht ausgerüstet waren, kamen uns zum ersten mal die dschungel-überlebungsstrategie zu gute, aus blättern, pflanzenfasern und anderem gestrüpp bastelten wir rudimentäre teller, pfannen und alufolie.

Von capurgana aus kann man auf verschiedenen dschungeltreks das hinterland und die anliegenen romantischen strände und pueblos wie sapzurro, playa amercio oder playa auguate erkunden.

Ausser einem neugierigen rudel affen, daumengrossen spinnen und gewächsen in allen formen und farben kommt einem dabei niemand in die quere. Mit einem lockeren schwatz am grenzposten darf man sogar ohne grosses einreiseprozedere für ein paar stunden zum playa miel und somit in panama einreisen.

Im autofreien capurgana...naja es gibt auch keine strassen dahin...fühlten wir uns pudelwohl und nach ein paar tagen waren wir im ganzen dorf bekannt. Ein einkauf im dorf dauerte trotz minimalen fussdistanzen meistens sehr lange, da wir unterwegs immer wieder zur auffrischung des dorfklatsch auskunft geben durften.

Doch wehe es wird wochenende, dann verwandelt sich der holprige ruhige fussballplatz in die explosive partymeile, auf einfachen pferdewagen werden modernste riesige musikboxen angekarrt und wie schon auf der frisierten nussschale zählt nur eines : vollgas.

Interessanterweise bauen aber verschiedene holzbarracken auf dem heiligen rasen solche boxentürme auf und natürlich will jeder dann abends der pump up the volume chefe sein.zusammen mit den verschiedenen musikrichtugen gibt das eine jahrmarktatmosphäre, mit dem einzigen unterschied, dass jegliche unterhaltung zwecks lautstärke nur mit händen uns füssen möglich ist. Von vorteil ist, dass ab einer gewissen uhrzeit für die meisten teilnehmer ein sprachlicher austausch eh nicht mehr möglich wäre.

drei sachen werden uns somit auf einmal klar, warum die einheimischen grundsätzlich immer laut reden und dementsprechend sensibel ausgebildete organe haben, wieso schon morgens um acht jeder zweite mit einer flasche aguilla durch die gegend torkelt und wieso die meisten 15 bis 16 jährigen dorfschönheiten bereits mit nachwuchs unterwegs sind...ohne papi wohlgemerkt. So wirft der alkohol auch im feinen karibikparadies seine kleinen schatten und trotzdem der platz ist einfach magic und der abschied fiel uns mehr als schwer...vor allem in anbetracht auf den bevorstehenden böötchentransfer ins ferne turbo. Bei sonnenaufgang machten wir uns bereits früh heimlich auf den weg zum steg, wo uns zuerst el capitano mit einem aguilla freudig begrüsst und wir anschliessend im halbdunkeln die lachende gesichter in den hintersten reihen entdecken...

zurück bei der familie in chigorodo wurde es nix mit einem schnellen abschied, wir merkten schon bald, dass unsere aufbruchsstimmung familienintern gar nicht gutgeheissen wurde, Don carlos der dueno (besitzer) lud uns stolz am nächsten tag auf eine bananenplantage und finca-tour ein, so blieben also villa venus und team noch eine weitere nacht im garten der familie con carlos.

hasta la proxima
a&t