villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen
von zurueck nach paraguay: von jesuiten, wespen und auspuff.
aktuell im sueden von paraguay, das grosse oben ist der norden, genannt chaco, da fahren wir dann mal spaeter hin...
aussicht auf den rio parana im parque provincial teyu cuare.
hola chicos
der rio parana erinnert eher an einen see. links argentinien, rechts paraguay
Vom Rio Uruguay drehte sich unsere Route nach Norden bis zum Rio Paraguay, der hier schon wieder Rio Parana heisst und eher an einen See als an einen Fluss erinnert. Dort trafen wir auf die ersten Jesuiten Missionen, die es verdient haben, etwas näher vorgestellt zu werden.
jesuiten mision san ignacio argentinien - haupteingang kirche.
jesuiten mision trinidad paraguay - blick auf plaza mit schulen und werkstaetten.
Mitten im wild fremden Dschungel richteten die religiösen Fanatiker ihre Hütten ein und bekehrten die anwesenden Guarani Indianer unter Beibehaltung derer sozialer Strukturen und positiver Einweisung in Landwirtschaft, Schule und Künste sehr erfolgreich.
wunderschoene gearbeitete steine.
Diese Synergie zweier völlig unterschiedlicher Kulturen führte zu einer komplett neuen Bewegung, die sogenannten Reduciones (Lager) wuchsen und boten bis zu 150'000 Indianer einerseits Arbeit und Bildung aber gleichzeitig Schutz vor Sklavenhändlern, Mönche, die einstmals als Soldaten gedient hatten, befehligten eine schlagkräftige Guarani Armee.
sonnenuntergang mit nacht/lichtshow in trinidad paraguay.
wir nennen diese bunten brueder schreihaelse, weil sie immer einen riesen krawall machen.
Die Zunahme von Macht und Einfluss im neuen Reich wurde dem spanischen König zu viel, mit einem interessanterweise vom Papst unterschriebenen Dekret wurden die Jesuiten verhaftet oder vertrieben. Damit endete ein wahres Märchen, ein erfolgreiches humanitäres Projekt, mit Respekt, Einsicht und gesundem Menschenverstand schaffte man im Mittelalter zwei total unterschiedliche Ideologien zu verbinden und zu einem erfolgreichen Gebilde zu formen, packen wir das in aktuellen Zeiten ebenfalls?
immer mal wieder ein bad im kristallklaren rio parana.
adios posadas argentina (foto), ueber die bruecke gehts nach encarnacion paraguay.
carlos und sohn dario schweissen einen neuen villa venus auspuff.
Über eine riesige Brücke verliessen wir Posadas/Argentinien und fuhren in Encarnacion/Paraguay ein, in dieser friedlichen Grenzstadt lag unser Fokus vermehrt auf Villa Venus und im speziellen auf deren Auspuff. Natürlich gibt es unseren Toyota Hiace nirgends weit und breit, somit musste Carlos der Herr der Rohre aufs Parkett, der unsere Auspuffanlage innert wenigen Stunden perfekt in seiner Werkstatt kopierte. Neu besitzen wir einen Toyota Celica Katalysator, den Carlos kopfschüttelnd für uns montierte, wo doch das unnütze Teil mehr Benzin frisst und erst noch den Motor buenzlig leiser brummen lässt, es war übrigens der erste Kat den Carlos an anstatt abschweisste...
der rechts ist der verrostete villa venus katalysator, der wohl ueber 100'000 kilometer feinste arbeit geleistet hat.
das ist sein nachfolger, modell toyota celica, na dann froehliches rollen.
so sieht villa venus gewaschen aus, ist lange her...
Da die Einfahrt in sein Reich knapp für einen Mini gepasst hätte, mussten wir mit muffiger Miene den Villa Venus Dachträger abmontieren, das Schicksal meinte es gut, war dieser zwischenzeitlich wieder gebrochen und Carlos konnte dort ebenfalls herum löten. Beim Autowaschen lernten wir den Neffen des ehemaligen Schweizer Konsuls Bertoni kennen, er lud uns spontan zum Übernachten ein, das sparen wir uns gerne auf, wenn wir in zwei Wochen zum berühmten Karneval auf Encarnacion zurückkommen, so hat jede Begegnung Ihre Geschichte und Fortsetzung folgt.
neinwir sind nicht in rimini, dies ist playa encarnacion am rio parana um 6 uhr abends.
die schmucke bruecke zwischen argentinien und paraguay.
sonnenuntergang hinter posadas / argentinien.
Nach einem erfrischenden Bad im kristallklaren Rio Parana waren wir bereit für die Weiterreise zu den paraguayischen Jesuiten Ruinen in Trinidad und Jesus, wo Anke nach einem Bad im Kupferionen gereinigten Pool plötzlich mit grünen Haaren glänzte, Teenagerzeiten mit Sandra, CC Catch und Sabrina lebten auf.
gruenes haar, flottes haar, hurr(h)aaa(r)
sieht bequem aus, deutsche kolonie bella vista, hohenau und obligado.
sonnenuntergang in bella vista am rio parana, gegenueber haben wir auch schon uebernachtet (corpus)
Die Landschaft mit grossen rechteckigen Felder erinnert schwer an Deutschland, es verwundert daher nicht, dass sich in Hohenau, Obligado und Bella Vista vorwiegend germanische Emigranten angesiedelten haben. Der Vorteil dabei ist, es gibt geräucherten Schinken, Würste und Leberwurst...hmmmmm.
(genmanipulierte) sojafelder weit und breit.
Vor dreissig Jahren wucherte hier dichtester Dschungel mit einer farbigen Fauna und Flora, heute ist alles abgebrannt und gerodet, nur noch selten stehen ein paar riesige Bäume mit Schlingpflanzen zusammen und erinnern an die natürliche Pracht von früher. Dafür wellen sich vorwiegend genmanipulierte Sojafelder über die lieblichen Hügel bis an den Horizont, Massenproduktion zu Lasten der Natur.
die strassen werden besser, wenn es regnet wirds wohl tricky,
die ersten papageien erwarten uns schon im pn san rafael.
Ausnahmen gibt es, daher stehen wir nun im tiefsten Dschungel, bahnen uns mit einem Stock den Weg an tausenden von Spinnen vorbei, weichen (fast) allen Wespen aus, beobachten seltene Vögel/Tierspuren und lauschen der unendlichen Geräuschkulisse des atlantischen Regenwaldes. Später sitzen wir auf der gemütlichen Terrasse im Haus von Christine und Hans, die uns in breitem berndeutsch von Ihrer faszinierenden Erlebnissen aus 33 Jahren in Paraguay erzählen.
eine einzigartige geschichte - christine & hans auf ihrer terrasse im pn san rafael.
tausende saeumen den weg, wir zerfetzen sicher 5000 spinnennetze auf unseren wanderungen im dschungel.
Auf einer Reise verliebte sich Hans in einen herrlichen Wald, kaufte spontan das Grundstück, die Koffer wurden gepackt und als motivierte Bauernleute ging es ohne Sprachkenntnisse ab in ein fremdes Land mit unvorhersehbaren Abenteuern. Nach einigen Mückenstichen, verlorenen Ernten, stromlosen Zeiten und schwierigen Momenten, fühlten sie sich irgendwann Zuhause und leben auf ihrem noch heute ziemlich abgelegenen Grundstück im persönlichen Paradies.
immer wieder zwitschert es von oben.
Zwischenzeitlich empfängt und bekocht Christine Gäste aus der ganzen Welt, die sich wie wir sofort a casa fühlen, Hans kümmert sich gleichzeitig um den Anbau biologischem Soja, Kühe, Kaninchen, Pferde, seinen selbst angelegten Stausee und fliegt ab und zu mit seinem selbstgebauten Leichtflugzeug zur Kontrolle über den Nationalpark San Rafael, womit wir bei Ihrem grössten Projekt angelangt wären.
hans kommt in der abenddaemmerung von einem kontrollflug zurueck.
Ursprünglich wurde der Park als Gegenleistung für den Bau einer Hauptstrasse gegründet, das Land wurde jedoch nie von der Regierung aufgekauft, so dass die Besitzer weder eine Gegenleistung erhalten haben noch das Land nutzen können. Seit Jahren zieht sich diese Geschichte traurig dahin, eine Lösung ist nicht in Sicht, im Gegenteil wenn Christine und Hans nicht ständig den Leuten auf den Fuessen herum treten würden, wäre der Urwald verschwunden.
baumfarn erinnert an jurassic park, dinosaurier haben wir aber keine getroffen.
Neu soll das Land zurück an die indigene Bevölkerung gegeben werden, was positiv klingt, hat verheerende Folgen, die Guarani Indianer haben Ihre Wurzeln und den Bezug zur Natur verloren, sind in der Gesellschaft zwischen Stuhl und Bank gefallen und sind die grösste Bedrohung für den Dschungel. Im besten Fall werden die edlen Hölzer einzeln gefällt, seltene Tiere gefangen und schwarz verzockt, meistens werden jedoch Hektaren von Wald abgebrannt und danach an den meistbietenden verkauft, mit dem Erlös lebt es sich eine Weile, dann geht es an das nächste Waldstück. Wer Lust hat, schaut mal rein auf > www.procosara.org
im notfall seilen sich die farbigen spinnen ruckzuck ab.
wespen hinterlassen da eher spuren, siehe arm rechts, fotos vom popo und verseuchten zeh ersparen wir euch.
Wie bereits erwähnt haben Spinnen und Wespen aktuell Brunft, sie zwirnen Netze und Waben im Akkord und freuen sich überhaupt nicht, wenn Don Schetty mit seinem Stock den Weg frei macht. Während sich Spinnen abseilen, schweben die Wespen frech Stachel voran durch die Lüfte, fröhlich piksen sie in die zarte Haut und einige Minuten später sieht Don Schetty wie ein aufgeblähter Streuselkuchen aus, Arm und Popo erreichen bombastische Formen, Wespenallergie ole. Gleichzeitig suchen sich fiese Eier übertragende Fliegen den grossen Zeh als Brutstation aus, so muss das Gelege mit Nadel und Pinzette vorsichtig entfernt werden, Petri Heil im Urwald!
das ist paraguay, einfach schoen laendlich, dahinter der hoechste berg des landes, mehr dazu im naechsten kapitel.
hasta la proxima!
a&t
Aufbruch: | 21.11.2009 |
Dauer: | 3 Jahre |
Heimkehr: | 15.04.2013 |
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