villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

hola chicos

Käse und Wurst in der Unterwäsche versteckt, fuhr Villa Venus an den motivierten Zollbeamten vorbei zurück nach Argentinien. Glücklicherweise trafen wir auf eine Tankstelle, die sogar Benzin im Angebot hatte, was leider selten genug ist, uns aber die Weiterfahrt in den Süden ermöglichte.

Virazoro versteckt mit las Marias eine der grössten Mate, resp. Tee Plantagen Argentiniens, unsere Erfahrungen mit Besichtigungen von Yerba Produktionen endeten in der Vergangenheit beim Eingangstor (Geschlossen, Inventar, keine Besuchszeit, keine Produktion, Stromausfall, etc.), hier klappte es endlich. Da wir zwischenzeitlich regelmässige Mate/Terere Konsumenten geworden sind, interessierte es uns endlich, wo und wie dieses Kraut wächst.

Der von den Jesuiten Missionaren als erstes grossflächig angebaute Yerba Mate Strauch (auch Paraguay Tee genannt) ist dem Tee grundsätzlich sehr ähnlich, wächst aber ungeschnitten bis 20 Meter hoch und wird im Gegenteil zum Tee inklusive den Ästen während eines Jahres einmal unten und einmal oben geerntet und nicht gepflückt, es müssen aber immer ein paar Blätter dranbleiben, damit das Teil nicht abmurkst.

Argentinien ist der grösste Produzent von Yerba und das Business floriert, heute findet man neben dem traditionellen Yerba, Mischungen mit Pfefferminz, Grapefruit, Orange oder als neuster Clou Energy Mate mit stimulierenden Ingredienzen im Verkaufsregal. Das Yerba wird in einen Mate Becher mit Bombillas (Trinkhalm aus Metal) geschüttet, dann kommt heisses Wasser (Mate) oder eiskaltes (Terere) dazu, der Cebador (Ausschenker) gibt nun den Becher im Kreis an seine Mittrinker weiter und füllt diesen immer wieder auf.

Achtung, Mate/Terere trinken ist eine Religion und es ist bei den Einheimischen schlicht nicht vorstellbar, dass man als europäischer Beutel Tee Trinker dieses Kraut und das heilige Prozedere dazu nicht kennt. Wer grundsätzlich eine Einladung abschlägt ist schon unten durch, aber richtig zum Kulturbanause wird man beim Drehen der Bombilla im Mate Becher (gell Jens), beim energiesparenden Selber einschenken (gell Schetty) oder als Matetrinkablaufstoerer indem man den Gral über mehrere Minuten festkrallt und somit blockiert (gell Anke).

Weiter südlich erreicht man über einen holprigen Feldweg den faszinierenden Parque Provincial Esteros de Ibera, wir wollten schon freudig in die Lagune hüpfen, da tauchten vor uns zwei dunkle Augen auf, Yagares, es wimmelt von schwarzen Kaimanen, die sich fröhlich Ihren Platz mit über 200 Fischarten (darunter die richtig fiesen Piranhas), 150 verschiedenen Vögeln, 60 Säugetieren und anderen furiosen Gestalten teilen, die sich nicht irgendwo gemein im dunklen Wald verstecken, sondern die man tatsächlich beobachten kann.

Darunter tummeln sich das immer fressende grösste Nagetier der Welt Carpincho, das zugänglichste Grau Fuchs Baby der südlichen Hemisphäre, die Krawallmacher Nummer eins Brüllaffen, der Southern Sreamer ein perfekter Weihnachtsbraten und noch viele mehr Geflatter auf den schwimmenden Schilfinseln der dunklen Lagune.

Der amerikanische Unternehmer (Esprit, North Face) und Umwelt Aktivist Doug Tompkins hat hier riesige Flächen aufgekauft (wie auch im Pumalin in Chile) und würde diese, gegen eine Garantie zum Nutzen als offizieller Nationalpark, der argentinischen Regierung schenken. Viele Einwohner der rar besiedelten Gegend wehren sich gegen diesen Umstand und vermuten, das die Yanquis es auf die darunter versteckten grössten Wasserreserven der Welt abgesehen haben...

Vom Parque El Palmar lernten wir nur das Eingangshäuschen sowie die freundliche Empfangsdame kennen, den Wucher Eintrittspreis sparten wir uns und schauten die unschuldigen alteingesessenen Palmen von draussen an. Allgemein fällt uns auf, dass Argentinien immer teurer wird, die Preise für Grundlebensmittel steigen praktisch wöchentlich und wir fragen uns, wie sich die einheimische Mittelschicht dies überhaupt noch leisten kann, von der unteren Einkommensklassen ganz zu schweigen. Die deftige Inflation, der Mangel an Treibstoff, die unglaublichen Zölle auf Importwaren, zusätzlich dem Fakt das die eigene Industrie stagniert und die kleineren, mittleren Landwirtschaftsbetriebe aufgelöst werden, alles zeigt Richtung eines baldigen neuen Kollapses.

Die Krisen gewohnten Gauchos trinken weiterhin fröhlich Mate und Terere, stehen entspannt bei den Tankstellen für Treibstoff an, kaufen ihre unverzichtbaren Cortes de Vacuna (Fleisch), stellen Ihre Campingstühle am Strand in Richtung Strasse auf (ist viel spannender als der Blick auf der/das langweilige Fluss, See oder Meer) und schlängeln sich irgendwie durchs Leben, wir ziehen den Hut!
Ach ja Karneval ist ja auch noch, doch davon erzählen wir euch im nächsten Kapitel.

Hasta la proxima
a&t