villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen
von brasilien und seinen bewohnern.: von woelfen, eisigen hoehen und geile sieche.
oi amigos
ab in die berge.
Wie in einem schnulzigen Heimatfilm regnete es beim Abfahrtstag in Parati und so entschwand das blaue Meer am Horizont und verlor sich irgendwann im dichten Bergnebel. Nach unserem Besuch bei Markus in der Pousada Aargau entschwand leider auch die Fahrleistung, alle Warnlampen leuchteten rot und nur mit Rückenwind erreichten wir noch eine Werkstatt.
die lichtmaschine im streik. fiat uno hilft aus.
Im blauen Schurz hechtete Antonius mit dem Lademesser durch den Motor, Batterie auf null, aber funktionstüchtig, bei der Lichtmaschine jedoch keine messbaren Wellen. Während das defekte Teil ausgebaut wurde, zeigte Antonius mit dem Daumen nach unten, was in Brasilien sonst nur bei einer Fussball Niederlage gegen Argentinien oder Erwischen eines Nebenbuhlers im Kleiderschrank geschieht, daher schlugen wir schon mal die Campingausrüstung hinter der Garage auf.
der heilige antonius uns seine werkstatt
Stundenlang wurde geschraubt und wir waren echt überrascht, was in so einem kleinen Metallklumpen alles Platz hat, schlussendlich war zwar der Bösewicht gefasst allerdings kein Ersatz dafür vorhanden. Antonius verhandelte am Telefon mit Second Hand Alternatoren zwischen Rio und den Guyanas, derweil wir eine ruhige Nacht zusammen mit dem Garagenhund verbrachten.
adriana und ihre socol in nova venda do imigrante, italienisches einwandergebiet.
Etwas nervös machte uns die Aussage, die Ersatzlichtmaschine sei von einem Fiat Uno, aber der hat Klimaanlage und bringt so Superleistung für die alte Dame Villa Venus, Fiat Uno...hmmm...wir waren in Nova Venda in einer ehemaligen italienischen Kolonie und da wird natürlich nur Azzurizeug eingebaut, gleichzeitig wurde unsere Batterie an seinem Giovanni Elektroautomaten aufgeladen, wir waren gespannt.
anke im traumkaeseland.
arno der taleigene hollaendische imker.
Vier Stunden später surrte der Toyota Hiace Motor de facto wie eine altgediente Lavazza, wir staunten und schüttelten dem heiligen Antonius die ölige Hand. Die Rechnung für das ganze Manöver war mit sFr. 85.00 inklusive Ersatzteil für brasilianische Verhältnisse ein Mafia Schnäppchen. Saftig brummte Villa Venus nun die Hügel hoch, vielleicht sollte man in der Formel 1 einen Toyota-Fiat Rennstall ins Auge fassen.
pedra azul vom feinsten.
erdbeerenschmaus auf der farm.
Auch der Nebel verzog sich und der mächtige Pedra Azul glänzte herrlich in der Sonne. Gleichzeitig frönten wir den von den italienischen Einwanderer beibehaltenen Leckereien, die 78jaehrige Adriana legte uns einen traditionellen Socol (Schweineschinken) in die Hand, bei Beto gab es Palmitos mit Lachs, in Luisas Garten durften wir frische Erdbeeren abwechslungsweise pflücken und in den Mund stecken, Quejo tipo Suico (Käse) fanden wir bei Maria Busato und Carnelli überraschte uns mit einem im Fass gelagerten Cachaca do Nonno, der wie Cognac durch die Kehle rinnt und unbedingt einen Platz im Venus Spirituosen Keller ergattern wollte. Bella Italia na Brasil!
aussicht vom camping torrentes.
unser einziger mitcampierer...vorerst.
Nach einem finalen Besuch bei Arno, dem holländische Einwanderungsimker, verliess Villa Venus und Team vollgestopft das nahrhafte Tal und näherte sich dem zweithöchsten Berg des Landes. Der Pico dos Bandeirantes gilt als das brasilianische alpine Mekka und jegliche Gestalten versuchen vorwiegend am Wochenende den technisch einfachen, aber steilen Pfad zu meistern. Freudig stellten wir fest, es war Freitag, glücklicherweise erhielten wir noch einen Startplatz für den nächsten Morgen, denn wer was auf sich hält, besteigt den Riesen zum Sonnenaufgang.
03.30 abmarsch richtung gipfel, die brasilianer sind schon 3 stunden unterwegs...
Überrascht befanden wir uns alleine auf dem Camping und freuten uns auf eine ruhige Nacht, kurz nach Eindunkeln kamen aber unsere brasilianischen Mitbesteiger unter grossem Tara an, das Ambiente auf dem friedlichen Berg hielt sich dann nahtlos hektisch bis zum Abmarsch der Horden gegen ein Uhr morgens... Wir trippelten ein paar Stunden später los und erreichten den 2960 m hohe Gipfel perfekt zum Sonnenaufgang, erst mit dem ersten Lichteinfall entdeckten wir die in mehreren Jacken, Säcke und Decken eingepackten an Christo Kunstwerke erinnernde Gestalten.
pico do bandeirantes 2960 meter zum sonnenaufgang.
Die knapp null Grad auf dem Grat fühlen sich wohl für warmblütigen Brasilianer wie für unsereins ein Schneesturm auf dem Himalaya an, einzelne Fischstäbchen hoben kurz zum Gruss den Kopf aus Ihrem Wolldeckenturbanen. Beim Abmarsch von der Spitze lagen noch immer ein paar tiefgefroren herum, wir denken sie sind so kurz vor Mittag aufgetaut.
der zweithoechste gipfel des landes, endlich ist mal wieder daune angesagt.
klare baeche begleiten uns zurueck ins tal.
Ein früherer Abstieg hätte sich jedoch für die Kumpanen nicht gelohnt, da es Chefchauffeur Schetty schaffte die Villa Venus so filigran in der Ausfahrt zu drehen, das wir einerseits uns aber auch die komplette Zufahrtsstrasse blockierten, eine peinliche Meisterleistung. Aber in Brasilien gibt es immer eine Lösung, 5 Bauarbeiter schaufelten Erde und Steine weg, während die eingesperrten Gäste uns freundlich lächelnd auf die Schultern klopften, wir stellen uns jetzt dieselbe Situation in Mitteleuropa lieber nicht vor...
villa venus nach der hauseigenen blockade durch meisterchauffeur schetty..
blick zurueck in den nationalpark caparao mit den picos.
ab ins 18. jahrhundert in minas gerais.
In Mariana und Ouro Preto standen wir plötzlich im 18. Jahrhundert, wunderschöne Koloniale Bauten, Kirchen, enge Gassen und viel Flair zum Schlendern.
ouro preto, das koloniale juwel in minas gerais.
fast wie auf dem muensterplatz...
aleijandinhos meisterwerk, igreja da nossa senhora, wohlgemerkt arbeitete der kuenstler ohne haende und fuesse...
Aleijandinho, der Michelangelo Brasiliens, hat hier Meisterwerke erschaffen, das kultige an Ihm ist die Tatsache, dass er ab dem 30 Lebensjahr durch Lepra gezeichnet ohne Hände und Füsse arbeiten musste, die Werkzeuge wurde Ihm hierfür einfach an die übriggebliebenen Stümpfe gebunden. Doch hier lässt es sich selbst auf einem zentralen Parkplatz mit nächtlichen Hot Dog Stand ein paar Tage aushalten.
mariana praca igrejas.
mariana, tolle kolonialstadt mit farbigen haeusern.
Die lokale Küche von Minas Gerias ist landesweit mit seinen deftigen Gerichten per Buffet sehr beliebt, nach dem Essen kann man sich jeweils locker aus dem Saal rollen.
wir rollen uns durchs minas gerais buffet, jeder gang mindestens 4000 kalorien, los gehts.
blick ins herz von ouro preto.
und gratisbier zum feierabend durch kellner leonardo.
Umso besser wurde es nach Bekanntschaft der Familie Bos, die uns fantastische Gesellschaft leistete und uns in eine der legendären Republicas (Studenten Wohngemeinschaften) einlud. Menschen, die man noch nie gesehen hat, aber wo es selbst mit Sprachbarrieren einfach passt! Muito obrigado Familia Bos, Caramba! Dazu passte, dass uns ein Kellner einfach zweimal gratis ein Bier in die Hand drückte, Brasilianer/innen sind einfach geili sieche.
treffen mit der familie bos.
zentraler parkplatz villa venus in ouro preto (wer findet sie?), einziges manko naechtlicher hot dog stand mit froehlicher kundschaft...wir natuerlich auch...
apero im legendaeren barokko mit dem bos clan.
die verstehen sich. anke und alexandre.
Wer in den Nationalpark Caraca einfährt, bekommt es mit Mönchen, Wölfen und Affen zu tun, wegen dem Kloster Campingverbot quartierten wir uns friedlich im Dormitorium ein und fühlten uns fantastisch irgendwo zwischen Harry Potter und dem Namen der Rose.
ein erlebnis irgendwo zwischen name der rose und harry potter.
anke im kloster...das kann ja heiter werden.
im heimeligen refektorium werden wir abermals mit deftigen speisen verwoehnt.
Seit 30 Jahren besuchen mehreren Generationen von scheuen Wölfe die vitalen Klosterbrüder und holen sich geistliche Speisereste ab. Wenn einem alleine kurz vor Mitternacht ein ausgewachsener Wolf entgegenkommt, schluckt man zweimal tief, die sind ja riesig und haben Beine wie die Schiffer und Campell zusammen, ein unvergessliches Erlebnis.
hier kommt der wolf, schaut euch diese beine an...wahnsinn.
endlich wieder wandern.
herrliche lage, monastero caraca aus dem fruehen 18. jahrhundert.
Der nächste Tag fing mit Aufleuchten der Batterie Warnlampe und schlimmsten Befürchtungen an, doch der zweitägige Klosteraufenthalt entwickelte eine positive Eigendynamik, die Lampe erlosch und selbst der Wechselrichter funktionierte wieder. Aufgedreht durch diesen Hype marschierten wir mit unserer leeren chilenischen Küchengasflasche bei Petrogas in Belo Horizonte ein.
wasserfall cascatina mit freudigem besuch von bruellaffen.
selbst villa venus fuehlt sich wohl im kloster.
Nachdem wir die meisten der 200 Mitarbeiter persönlich kennengelernt hatten, fand man Silvano der Mann, der es schaffte unsere Flasche ohne Adapter zum Grossisten Preis zu füllen. Das die Wartezeit mit vielen interessanten Gesprächen und Kaffee versüsst wurde, muss in Brasilien nicht mehr speziell erwähnt werden. Villa Venus wurde als Kunde offiziell in der Buchhaltung des Konzerns eröffnet und bekommt vielleicht zu Weihnachten einen Kalender...eifach geili sieche!
ab in den pantanal 2500 kilometer gegen westen.
Bei Abfahrt flogen drei Tukane und 4 dunkelblaue Arras über die Villa Venus, doch wir gehen definitiv abermals ins Kloster.
Ate a proxima.
a&t
Aufbruch: | 21.11.2009 |
Dauer: | 3 Jahre |
Heimkehr: | 15.04.2013 |
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