villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

Oi amigos

Nach einer Woche Regen und Nebel am Zuckerhut fuhren wir erstmals mit Villa Venus über die nasse Copacabana und siehe da wie aus Zauberhand verschwand der Stau und wir cruisten schneidig ins noble Buzios.

Als unsere Väter noch von Brigitt Bardot träumten, liess sich diese hier nieder und verhalf dem damals kleinen Fischerdorf innerhalb Kürze zu Weltruhm. Heute sitzt sie als viel photographierte Statue für immer an der Promenade und schaut aufs farbige Meer. Villa Venus parkte für die Nacht flott nebenan und lernte markant, dass die szenigen Diskotheken wie Pacha und Priviledge auch in der Nebensaison Ihre Pforten für die Highsociety öffnen, schlaflos in Buzios!

Ausweichen auf einen der romantischen Strände war schwierig, da diese entweder mit luxuriösen Villen verbaut oder als Fussgängerzone für Villa Venus unerreichbar schienen. Erst Strassenhändler Jonathan lotste uns in einen heimeligen Hinterhof, drei Tagen später kannten wir Nachbarn, Hunde und den Wifi Code des Edelhotels, verbunden mit einem tollen Strand inklusive spektakulären Surfwellen und einer Bar mit Spielen der Euro Copa waren wir nahe am Paradies.

Auf der Suche nach unserem Traumstrand verliessen wir den Bundesstaat Rio und erreichten Espiritu Santo, wo vom Namen her eigentlich gar nichts passieren sollte. In Piuma und Anchietta gab es dementsprechend endlich friedliche, ruhige und einsame Stellplätze am Strand und frischen Fisch für Sushi, was aber fehlte war das kristallklare Meer.

Eine Eingebung führte uns ins kleine Fischerdorf Parati und da blitzte plötzlich ein Swiss Hotel Schild, auf ein neugieriges Klingeln öffneten uns Patrick aus Olten, Sohn Junior und seine brasilianische Frau Paula die Pforte in ihre schmucke Herberge. Von da an waren wir herzlich empfangene Gäste, wurden mit Frühstück, Churrasco, warmer Dusche und vor allem tollen Gesprächen verwöhnt, ach ja draussen türmten sich die kleinen Wellen eher bräunlich.

Wir erhielten einen spannenden Eindruck in das Leben und Werken eines Auslandsschweizers mit Familie, verbunden mit allen Eigenheiten Brasiliens, die so für einen Arbeitgeber fast täglich geboten werden. Viele dieser Erfahrungen hörten wir nicht zum Ersten Mal und daher wollen wir Euch gerne mal einen kleinen Einblick weitergeben.

Je mehr man sich vom Süden des Landes in den Norden bewegt, finden Brasilianer keine grosse Freude am Arbeiten und machen am liebsten nichts und das bedeutet dann wirklich gar nichts.
(Ja es gibt Ähnlichkeiten zum Villa Venus Team) Nach 6 Monaten arbeiten erhält jedoch ein Angestellter beim Verlassen der Arbeitsstelle vom Staat für ein weiteres Halbjahr den Lohn, das wird dann rege (aus)genutzt, eine lukrative Saisonstelle finden wir.

Treffend dazu die Geschichte von Ailton, der gegen gute Bezahlung eine Arbeit im Hotel erledigen sollte, am Tag darauf erscheint er trotz Vertrag nicht mehr. Ailton hat heraus gefunden, dass er mit dem verdienten Batzen seinen Lebensunterhalt bezahlen muss und somit das Geld irgendwann aufgebraucht ist, die Mauer im Hotel aber für immer zur Verfügung stehen wird, das sei unfair...

Passend dazu wird die Zweiklassen Gesellschaft immer deutlicher gelebt, was in Brasilien mit dem allgemein hohen Standard und deren Preise noch auffälliger zum Ausdruck kommt. Die obere Schicht trennt sich zum eigenen Schutz in Kontakt und Kommunikation ausgeprägt von der Unteren, für uns Beide ist das nach wie vor schwierig vorzustellen und erst recht unmöglich umzusetzen, aber als Arbeitgeber gibt es scheinbar keine andere Wahl.

Villa Venus rollt in Vitoria, der Minikopie von Rio, ein, wo man vom Hügel des Eremiten Klosters Convento da Penha einen weiten Blick in die Umgebung und auf die herrliche Küstenlinie mit trüben Atlantikwasser geniessen kann. Unterwegs zu den endlosen Dünen von Itaunas verbringen wir eine Tankstellennacht mit Brummi Atmosphäre, freundlich und sicher, gratis Ölwechsel (das Öl leider nicht), warme Duschen für uns und Villa Venus, muito obrigado blau-gelbe Ipiranga!

Auf dem holprigen Weg verliert der Dachträger mal wieder jegliche Fassung und Haltung, im persönlichen Gespräch am traumhaften und endlosen Dünnstrand mit dunklem Badewasser, bestand er darauf endlich professionell und nicht von so Hobby Lötkolben Schwinger repariert zu werden. Nach zwei einsamen Tagen am Praia mit Erkundung des praktisch schwarzen Mangrovenflusses Riacho Doche (wenigstens mal eine visuelle Erklärung für die braune Suppe am Strand) machten wir uns auf Dachträgerseelenklempnersuche.

Der Heilige Geist von Espiritu Santo liess uns leider über Nacht keine Lösung erscheinen, daher folgten wir vorsichtig der nicht asphaltierten Nebenstrasse nach Caravelas, Prado und Zungenbrecher Cumuruxatiba (sprich Kumuruschatschiba), wo wir am Strassenrand ein Schweizer Autokennzeichen entdeckten. Der ehemalige Schweizer Profi Basketballer Jeff hat sich hier mit seinen Söhnen an einem grandiosen Platz direkt am Meer inklusive Beach Volley Feld einquartiert.

Hier kommt die eidgenössische Beach Volley Szene ab und zu zum tropischen Trainieren vorbei, aktuell steht dort Villa Venus Kokosnussabwurfgeschützt unter den hohen im Wind wedelnden Palmen. Das Dorf selber ist verschlafen und zusammen mit seinen Lagunen und Korallenriffen ein friedliches Paradies. Hier lernen wir Hans aus Winterthur mit seiner Pousada kennen und treffen durch Jeffs Vermittlung auf Arturo uns somit nach vielen Schweizern endlich auf einen Schweisser.

Nun schnurrt der Dachträger wieder zufrieden, wir streicheln ihn und hoffen er sorgt für die nächsten Monate für fairen Zusammenhalt. Ansonsten beobachten wir fasziniert die 2.5 Meter Meeresgezeiten, die den flachen Strand bei Ebbe in eine Landschaft aus scharfen feingliedrigen Korallensteinen mit farbigen Pools verwandelt.

Unglaublich ist, dass bei Flut eine spezielle Baumart (gemäss Einheimischen keine Mangrove) mitten im salzigen Meer steht und sich über unterirdische Flüsse am Leben hält. Und da sind sie dann wieder diese Flüsse und das weit draussen türkis schimmernde Wasser plätschert in Ufernähe entspannt bräunlich dahin...die Suche geht weiter.

Ate la proxima
a&t