villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

holà chicos

Das die Wüste lebt wussten wir ja schon immer, dass es aber regnet wie wild, war für uns neu. Angelockt durch die schlammig feuchte Witterung vollführten die winzigen Sandfliegen einen Hochzeitsflug, der vorwiegend an unseren gemeinsamen Beinen und an Ankes Rücken endete. Diesen unsichtbaren Viecher sind wohl gediente Produkte wie Off oder Kik Schnurz, das fanden wir am nächsten Morgen dank unserem neuen Beindesign heraus.

Wir denken, dass wir eventuell beim Guiness Buch der Rekorde einen Eintrag verdient hätten für die grösste Stichanzahl auf den Quadratzentimeter, so als Idee, Anke freute sich an flockig gezählten 500 roten fein beissenden Punkten, Schetty konnte da mal wieder nicht mithalten.

Im neuen Outfit verliessen wir die feuchte Trockenwüste und folgten motiviert dem vertrauten Regen Richtung San Augustin, wo vorhergehende Kulturen wunderschöne und geheimnisvolle Steinfiguren auf Grabhügel hinterlassen haben. Leider weiss man nicht viel von den Erbauern, da sich diese (glücklicherweise) bereits vor dem Eintreffen der Spanier aus dem Staub gemacht hatten.

Stundenlang kann man durch üppige Vegetation zu den mystisch behauenen steinernen Monumenten wandern. Selbst Petrus war wohlgesinnt und liess die Wolken für ein paar Stunden abzischen, damit das Villa Venus Team vereint mit unseren holländischen Amigos Eelije und Gabor mal wieder einen Fetzen Fleisch aufs Feuer werfen konnten.

Nebst den vielen kulturellen Leckerbissen findet man in dieser herrlichen Landschaft auch tosende Wasserfälle, steile Schluchten und freche Hunde, welche Schettys Strandsandalen verspeisen.
Interessant ist, dass die Menschen der Vergangenheit über 5000 Jahre hier gelebt haben, zurückgeblieben sind nur die eindrücklichen Grabhügel, ein paar Tonscherben, Werkzeuge und Knochen...wie wird es wohl bei uns in 5000 Jahren aussehen...?

Ueber eine wilde Bergstrasse, die erst vor kurzem von den Guerillatruppen verlassen wurde, kurvten wir tagsüber (nachts wird nach wie vor von Fahrten abgeraten) nach Popayan zurück.
Ein weihnachtlich beleuchteter Einkaufsmall liess Villa Venus im 2010 zum ersten Mal vor einem Weihnachtsbaum parken, das Fahrerteam gönnte sich nach einem Jahr mal wieder einen Kinobesuch und die grösste erhältliche Popcorntüte...mussten fast einen Sitz mehr reservieren.
Das die Wahl des uns unbekannten Films gut war, wurde uns deutlich bewusst, da wir beim Lichter löschen alleine und verlassen irgendwo inmitten der Sitzreihen sassen. Wenigsten gesellten sich später noch ein paar am Handy telefonierende Einheimische dazu, so war südamerikanische Kinoatmosphäre garantiert = Cine and Cellphone

In Popayan trafen wir Patrizia und Bernardo, die wir aus Zermatt kennen und ebenfalls für ein Jahr den Rucksack gepackt haben. Es war schön mal wieder Freude aus der Heimat zu treffen.
Etwas schneller als sonst flitze die Villa Venus über steile Passstrassen an den letzten geliebten Mautstellen vorbei zur Grenze Ecuadors.

Nachdem das moderne Zollcomputersystem beim Namen Schetty fünfmal abgestürzt war, sehr wahrscheinlich späte Nachwirkungen von den Rotterdambrüder, wurden wir unter tosendem Applaus eingelassen. Unsere Otavalo Familie um Miriam nahm uns wiederum freundlichst auf und lud uns ein, die Tage in einer neu renovierten Cabana zu verbringen, was wir sehr gerne annahmen, da es natürlich auch in Otavalo regnet...

Wenigstens verzogen sich die dunklen Wolken für den berühmten indigenen Samstagsmarkt, wo sich Villa Venus mit Ponchos und Alpacamützen für die nächsten zehn Reisejahre eindeckte. Es war für uns sehr speziell wieder auf so viele Touristen zu treffen, darunter aber eine riesige Ueberraschung, Cindy eine ehemalige Kuoni Arbeitskollegin von Anke lief uns kurz vor einem Schmuckstand über den Weg.

Heute Sonntag ist nun wirklich Sonntag in Ecuador, denn die Regierung führt eine Volkszählung durch und hat kurzerhand allen Einwohner des Landes verboten, dass Haus zwischen 6 Uhr morgens und 5 Uhr abends zu verlassen. So wirkt Otavalo wie eine Geisterstadt, es gibt weder Busse, Taxis, Flüge, offene Restaurants, Bars oder andere schräge Schuppen, es wurden einzig zwei sich trimmende Touristen auf einer Joggingrunde kurz vor der Laguna Mojada gesichtet...

hasta la proxima
a&t