villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

Reisezeit: November 2009 - April 2013  |  von Anke Betschinger Thomas Schetty

von argentinien, das endspiel 2013 part I.: von sintfluten II, boen, clandestino & rodeo.

hola chicos

na dann 4WD rein, aufs gaspedal und durch...leider unterwegs keine forelle erwischt.

na dann 4WD rein, aufs gaspedal und durch...leider unterwegs keine forelle erwischt.

anne und andreas aus holland folgen unserem beispiel im mietwagen, die wartenden argentinier (badehosen) staunen nur...

anne und andreas aus holland folgen unserem beispiel im mietwagen, die wartenden argentinier (badehosen) staunen nur...

Dann standen wir vor einem strömungsfreudigen Fluss, Villa Venus inklusive Insassen passierten diesen im Vergleich zu den Dakar Helden taktisch geschickt. Doch es sollten noch diverse auf Rekordhöhe angeschwollen Gewässer auf uns zu kommen, denn in der trockenen Wüste regnete es plötzlich ununterbrochen. In jedem Dorf mussten wir uns bei der Polizei nach dem Strassenzustand erkunden - diese schüttelten jeweils den Kopf, solch ein Klima hat es noch nie gegeben - und halfen uns mit Infos ins nächste Dorf. Ausnahmsweise bevorzugten wir asphaltierte Flaniermeilen, doch selbst diese waren zum Teil mit bis zu 1 Meter hohen braunen Schlammbächen überschwemmt. Der Höhepunkt dabei war die wackelig Überfahrt mit Anne und Baby Noe, während Andreas, ihr Mann, mutig versuchte den kleinen Mietwagen in unserem Windschatten auf die andere Seite zu schippern.

und so gehts weiter, ja das wetter ist super im moment.

und so gehts weiter, ja das wetter ist super im moment.

da tut zur abwechslung mal fluessigkeitskauf fuer den koerper ganz gut, bodega alto esperanza in tinogasta mit dem schnellsten bodegabesuch der geschichte.

da tut zur abwechslung mal fluessigkeitskauf fuer den koerper ganz gut, bodega alto esperanza in tinogasta mit dem schnellsten bodegabesuch der geschichte.

chilecito, endlich mal wieder sonne, als dank besuchen wir den christo retendor und hoffen, dass es was hilft.

chilecito, endlich mal wieder sonne, als dank besuchen wir den christo retendor und hoffen, dass es was hilft.

Nun da es in der Wüste regnete und die verschneiten Anden sich gleichzeitig hinter einer fetten Wolkenschicht rar machten, kamen wir weit zügiger als erwartet vorwärts. Dabei half auch die schnellste Bodega Besichtigung der Welt in Tinogasta, gefühlte 3.5 Minuten rannten wir an Fässern und Abfüllanlage vorbei, eine Degustation lag da nicht mehr im Zeitplan. Trotzdem kauften wir eine Flasche Malbec, denn bei den Marketing Einsparungen müssen die dort einfach gut sein. Durch wahrscheinlich herrliche Gegenden - leider sahen wir immer noch nix - gelangten wir nach Chilecito, dass glücklicherweise noch in Argentinien lag. Dort besuchten wir eine der grössten Bodegas Argentiniens La Riojana, die bis 45 Millionen Liter jährlich abfüllt. Speziell stolz war die Belegschaft auf ihren Fairtrade Wein, der erfolgreich in UK verkauft wird, wir fanden die Tropfen nicht so besonders und deckten uns lieber mit Vorrat im Supermarktregal ein.

bodega la riojana, ein wahnsinnsunternehmen mit 45 millionen liter wein. ihr highlight ein fairtrade wein, der rest naja, aber ricardo der guide war super.

bodega la riojana, ein wahnsinnsunternehmen mit 45 millionen liter wein. ihr highlight ein fairtrade wein, der rest naja, aber ricardo der guide war super.

chilecito 1904, einst die laengste (bergwerk) gondelbahn der welt, auf 35 kilometer werden ueber 3000 hoehenmeter ueberwunden.

chilecito 1904, einst die laengste (bergwerk) gondelbahn der welt, auf 35 kilometer werden ueber 3000 hoehenmeter ueberwunden.

Die Fairtrade Geschichte fanden wir wiederum spannend, ein Teil der völlig überteuerten Flasche geht in einen Fonds, der für Aktionen in der Gemeinde verwendet wird. Zum Beispiel wurde nun eine Agrar-Wirtschaftsschule aufgebaut, Ricardo unsere sympathischer Bodega Guide meinte mit einem Lächeln, mit dem Geld machen die das, was die lokale Regierung machen sollte. Dieses Geld wandert aber aktuell lieber in den Bau für ein Casino, Fairtrade halt. Wir denken, wo Ricardo recht hat, hat er Recht.

blick von der estacion 1 auf chilecito und die ersten 2 kilometer, mit 4 maschinen aus lederband ursprung uerdingen am rhein wurde das monster bewegt.

blick von der estacion 1 auf chilecito und die ersten 2 kilometer, mit 4 maschinen aus lederband ursprung uerdingen am rhein wurde das monster bewegt.

unser besuch beim christo war doch nicht so erfolgreich. fahrt richtung huaco in den wolken.

unser besuch beim christo war doch nicht so erfolgreich. fahrt richtung huaco in den wolken.

1904 wurden die Moneten noch besser eingesetzt, damals wurde mit einem Ingenieur Geniestreich in Chilecito die längste Bergwerk Gondelbahn der Welt eröffnet. Auf 35 Kilometern wurden mit sechs aus Uerdingen am Rhein importierten Motoren 3700 Höhenmeter überwunden. Und das alles ohne Fairtrade, leider funktioniert das Teil schon seit 1925 nicht mehr und was bleibt sind rostige Wagen, rostige Stahlseile und eine tolle Aussicht, die heute aber abrupt bei der Nebelwand halt machte. Über einen wiederum grandiosen Wolkenverhangenen Pass erreichten wir Rodeo, das mystische Surf und Kite Mekka in der Nähe von San Juan. Und ratet mal, ja es regnete und zwar aus Kübeln, knapp hinter uns wurde die Strasse wegen eines Felssturzes geschlossen und im eigentlich netten Städtchen selber war die Einfahrt nur durch tiefe schlammige Löcher und an angeschwemmten Baumstämmen vorbei möglich. An Kiten war aus zwei Gründen nicht zu denken, erstens gab es im Regenschauer kein Wind und zweitens war die Zufahrt zum Kite Strand weggerissen worden. Am Windsurf Strand werden keine Kiter geduldet...erinnert uns irgendwie an die Anfangszeiten beim Snowboarden...

ankunft im surf und kite mekka rodeo, alles unter wasser und kein wind weit und breit.

ankunft im surf und kite mekka rodeo, alles unter wasser und kein wind weit und breit.

doch dann ploetzlich geht die sonne auf, blick ueber den dique (sprich digge, meint stausee) cuesta del viento zu den frisch verschneiten anden.

doch dann ploetzlich geht die sonne auf, blick ueber den dique (sprich digge, meint stausee) cuesta del viento zu den frisch verschneiten anden.

wir waren so happy endlich die berge zu sehen.

wir waren so happy endlich die berge zu sehen.

Doch nach zwei Tagen Dauerschiff strahlte plötzlich die Sonne, dies entschädigte uns, für unser von einem uns unbekannten übermotivierten Gaucho mit einem Fass Wasser ausgelöschtes Grillfeuer. Wegen Brandgefahr verkündete er fachmännisch...nach 2 Tagen Dauerregen...wir denken es hat Ihm direkt ins Hirn geschneit und schmissen das zarte Filet zischend in die Villa Venus Pfanne. Aber jetzt besserten sich die Zeiten, wir trafen die supernetten Patrick (Tessin) und Anna (Colombia) und ab zwei Uhr nachmittags fegte der Wind inklusive Anke über den Stausee. Zwei Stunden später versuchte Don Schetty sein Glück und wurde beim Aufziehen des Schirms, wie von zwei trainierten Deutschen Doggen kraftvoll über den Steinstrand gezogen. Vielleicht sollte man bei 40 Knoten keinen 9er Kite aufbauen und ab und zu auf die Stimme der mitreisenden Frau, sprich Anke, hören. Nix passiert, viel gelernt kann auch ein angestrebtes Tagesziel sein.

und hopps kam der wind und anke dueste fast alleine ueber den see.

und hopps kam der wind und anke dueste fast alleine ueber den see.

am spaeteren nachmittag sprang der wind richtig rodeo style auf 35 knoten an, zuviel fuer thomasli und sein 9er, wie er nach einer steinschleiftour am strand lernt.

am spaeteren nachmittag sprang der wind richtig rodeo style auf 35 knoten an, zuviel fuer thomasli und sein 9er, wie er nach einer steinschleiftour am strand lernt.

endlich gab es auch ein paar boen fuer don schetty, der vorteil am vom regenwasser mit schlamm angreicherten gewaesser war, dass man bei jeder landung ein fangobad inklusive oeko haarpackung bekam.

endlich gab es auch ein paar boen fuer don schetty, der vorteil am vom regenwasser mit schlamm angreicherten gewaesser war, dass man bei jeder landung ein fangobad inklusive oeko haarpackung bekam.

Patrick und Anna luden zum Einquartieren in ihre wunderschöne Anlage Clandestino ein, dort fühlten wir uns wie im siebten Himmel mit grünem Garten, warmer Dusche, Wifi und besten Gesprächen. So ergab sich ein bemerkenswerter Tagesablauf, der uns so gefiel, dass wir gleich ein paar Tage vor Ort blieben. Gemütlich im Schatten der Pappeln ausschlafen, mit P&A edlen Nespresokapselnkaffee trinken und plaudern, friedlich zum Strand am Stausee holpern, Kite aufbauen und auf Wind warten. Der Wind kam in Rodeo täglich heftig und böig, ideal für unerwartete wenig koordinierte Sprünge und Rettungsaktionen. Mit der Zeit verstand auch Don Schetty, wenn die Lüfte stärker wurden und konnte so seinen stramm im Wind drehenden Kite noch vor der Begegnung mit Karl vom Dach und Nils Holgersons Gänsen erfolgreich landen.

mit gastgeberin anna am kitestrand.

mit gastgeberin anna am kitestrand.

ja so haben wir es gerne, in der sonne mit blick auf die anden auf wind warten.

ja so haben wir es gerne, in der sonne mit blick auf die anden auf wind warten.

anna vertreibt sich die zeit mit dem modellieren von modelgetreuen thomasli und anke aus der am strand vorkommenden tonerde. fast ein alberto giacometti!

anna vertreibt sich die zeit mit dem modellieren von modelgetreuen thomasli und anke aus der am strand vorkommenden tonerde. fast ein alberto giacometti!

Abbauen, alles Trocknen und zurück zum Clandestino Team, die schon mit einem Malbec (Wein) im Garten parat waren. Cena (Abendessen) vorbereiten, Quatschen, Katze streicheln, Lomo auf den Grill schmettern und richtig gauchomässig um Mitternacht speisen. Wann Flaschen leer, zum Bus zotteln, reinkuscheln und von Wind und Bergen träumen, dann am nächsten Tag dito.

die grandiosen gastgeber aus der cabana clandestino, patrick aus verscio ticino und anna aus cali colombia.

die grandiosen gastgeber aus der cabana clandestino, patrick aus verscio ticino und anna aus cali colombia.

jeden tag auf dem wasser bis der wind zulegt, einfach herrlich.

jeden tag auf dem wasser bis der wind zulegt, einfach herrlich.

villa venus fuehlt sich wohl am kitestrand in rodeo.

villa venus fuehlt sich wohl am kitestrand in rodeo.

Nach 3 Tagen war Villa Venus im surfigen Rodeo so bekannt wie der Eiffelturm in Paris und lernte zunehmend die lokalen Legenden kennen. Kein Wunder durften wir in der illegalen Bar Surfera zusammen mit Gaby, Jose und Maria Paz aus Chavez das muskelkaterige Tanzbein schwingen und Fernet Branca aus dem Halbliter Becher schlürfen. Nach so einer Nacht darf der Wind auch etwas später über den See blasen und die Nespresokapsel in vollschwarz genossen werden.

jeden tag ein fest und kein abendessen vor 11.30 pm, anke, maria paz, anna, nando, luisa, gabriela, jose, javi und patrick.

jeden tag ein fest und kein abendessen vor 11.30 pm, anke, maria paz, anna, nando, luisa, gabriela, jose, javi und patrick.

in der illegalen bar la surfera fliegen die fetzen und der fernet branca wird im halbliter becher serviert.

in der illegalen bar la surfera fliegen die fetzen und der fernet branca wird im halbliter becher serviert.

da darf der wind auch mal spaeter anfauchen und wir ueberlassen das feld gerne den standuppaddlern oder stylistisch einfach SUP.

da darf der wind auch mal spaeter anfauchen und wir ueberlassen das feld gerne den standuppaddlern oder stylistisch einfach SUP.

Da für die nächsten Tage eine Windstärken von 60 Konten, sprich 100 Km/h angesagt waren, verzogen wir uns mit ledrigen Händen und verschnupfter Nase vom Gewässer und wandten uns zum letzten Mal den faszinierenden Anden zu. Nach Deponierung unserer Pässe am argentinischen Zoll durften wir sogar an farbigen, vereisten Riesen vorbei bis auf 4769 m hoch zum Aguas Negras Pass an die chilenischen Grenze flitzten. Nochmals ging der Atem kurz, aber jede Anstrengung auf unseren Wanderungen in der einsamen Bergwelt war die grandiose Aussicht mehr als wert.

der wind legt auf bis 100 km/h zu, fuer uns der perfekte moment fuer einen letzten ausflug in die anden.

der wind legt auf bis 100 km/h zu, fuer uns der perfekte moment fuer einen letzten ausflug in die anden.

bei der auffahrt zum paso aguas negras 4769 m finden wir die faszinierensten eisformationen.

bei der auffahrt zum paso aguas negras 4769 m finden wir die faszinierensten eisformationen.

villa venus nochmals in ihrem element, staub, steine und fette steigungen.

villa venus nochmals in ihrem element, staub, steine und fette steigungen.

die bilder und farben sind einfach nur herrlich.

die bilder und farben sind einfach nur herrlich.

Während die flinken Hasen in Ihre Löcher hüpften, beobachteten uns die edlen Guanacos verwundert von oben herab. Links und rechts von uns entsprangen glasklare Quellen und plätscherten idyllisch über die Felsen ins Tal und hoch oben glitzerten Gletscher und frisch verschneite Gipfel. Ja es war nochmals schön die Andenluft zu schnuppern und wehmütig nahmen wir Abschied von der dramatischen Bergkette, die uns über Jahre links oder rechts schmuck begleitet hat.

wenig luft zum atmen aber viel mit den augen zum staunen. wanderung zu einem namenlosen gletscher.

wenig luft zum atmen aber viel mit den augen zum staunen. wanderung zu einem namenlosen gletscher.

ueberall entspringen glasklare quellen aus den steinen, ein kleines paradies.

ueberall entspringen glasklare quellen aus den steinen, ein kleines paradies.

andenplatte a la anke, serviert mit quellwasser...schmeckt hier oben wie kaviar und sekt.

andenplatte a la anke, serviert mit quellwasser...schmeckt hier oben wie kaviar und sekt.

auf mehr als 30000 kilometer haben uns die anden links und rechts begleitet, jetzt nehmen wir wehmuetig abschied. gracias amigos de hielo, vamos a volver un dia.

auf mehr als 30000 kilometer haben uns die anden links und rechts begleitet, jetzt nehmen wir wehmuetig abschied. gracias amigos de hielo, vamos a volver un dia.

Nach einem reinigendem Bad in den heissen Thermen von Pismata, erwarteten uns herzlichst Anna und Patrick mit einer Flasche Wein und angefauchtem Grill. So sassen wir wieder stundenlang zusammen, sprachen über Gott und die Welt und liessen es uns einfach nur gut gehen. Aus wenigen Tagen wurden so fast 2 Wochen und das Lebewohl von unserem liebenswerten Gastgeberpaar und dem bisher luftigsten See der Reise wurde richtig schwer.
Noch ein paar gemeinsame Momente auf dem Wasser kombiniert mit einem Teller selbstgemachter Gnoccis oder ein im Steinofen gegrilltem Filet, ja das Leben ist schön in Rodeo.

zum wehmuetigkeitsabbau warten a&p mit einer flasche malbec und anke und anna zaubern magische gnoccis aus der kueche.

zum wehmuetigkeitsabbau warten a&p mit einer flasche malbec und anke und anna zaubern magische gnoccis aus der kueche.

p&t widmen sich da lieber dem frisch aus dem schlachtkoerper abgetrennten lomo.

p&t widmen sich da lieber dem frisch aus dem schlachtkoerper abgetrennten lomo.

im steinofen von patrick wird das eh schon hervorragende fleisch zum kulinarischen meisterwerk.

im steinofen von patrick wird das eh schon hervorragende fleisch zum kulinarischen meisterwerk.

Wie sich die Villa Venus in San Juan mit 35 Flaschen Wein zu einem der höchstdotierten Weinkeller Südamerikas aufschwingt, erzählen wir im nächsten Kapitel...hicks.

bis zum naechsten mal mit geschichten aus san juan und deren heimeligen bodegas.

bis zum naechsten mal mit geschichten aus san juan und deren heimeligen bodegas.

Hasta la proxima.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
wir lassen uns zusammen mit unserem self-made campervan "villa venus" von wind und gedanken über unseren planeten lenken. erste station südamerika, buenos aires - from there it goes!
Details:
Aufbruch: 21.11.2009
Dauer: 3 Jahre
Heimkehr: 15.04.2013
Reiseziele: Argentinien
Chile
Peru
Ecuador
Kolumbien
Schweiz
Paraguay
Uruguay
Brasilien
Bolivien
Der Autor