villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

hola amigos

Cochabamba faszinierte uns mit seiner Lebensfreude und Highlights, die sich mit riesigen lebendigen Märkten, Essen und Trinken sowie Jubel und Trubel perfekt in unserem Glückshormon Radius befanden.

Bei einem Rundgang durch La Cancha, den Hauptmarkt, verirrt man sich freudig in Produkten von kalorientriefenden Torten über kackbraunen WC Schüsseln bis zu Kuh und Schweineköpfen, die etwas erstaunt über ihr plötzliches Ableben von der Theke schielen.

Es ist unglaublich wie sich an jeder Ecke Essstände, Saftkarossen und Verkauf von jeglichem Krimskrams stauen, richtig pumpend wirkt die Szene aber erst mit den Schlange von Menschen, die scheinbar 24 Stunden ohne Unterbruch Essen, Trinken, Kaufen und Plaudern sowie immer Zeit für ein willkommenes Grinsen für die Gringos haben, doch hier lässt es sich leben.

Die schnittige Bergkette im Hintergrund der knisternden Stadt bewegte uns dann doch nach ein paar feinen Tagen in der Zivilisation inklusive warmer Dusche, einen Abgang Richtung Natur zu machen. Vor uns lag ein spannender Weg von insgesamt 15 Stunden über Stock und Stein mit dem Ziel in der Bergwelt von Independencia das wahre Bolivien kennen zu lernen.

Was wir auf unserer 4tägigen Wanderung mit Zelt über 90 Kilometer erlebt haben, gehört definitiv zu den absoluten Highlights unserer bisherigen Reise auf dem südamerikanischen Kontinent und es fällt uns schwer die Emotionen und Eindrücke verständlich auf Papier zu bringen. Daher erzählen wir Euch einfach eine treffende Episode und hoffen, dass ihr so mit uns in die imposante Bergwelt der gastfreundlichen Bauernfamilien, die weder Strom noch Wasseranschluss besitzen, eintauchen und mitfühlen könnt.

*Hay muchos turistas aqui, mit verwundertem Blick schauen wir in die dunklen Augen von Juan's sonnengegerbten Gesicht. Eigentlich hatten wir gehofft von Cochabamba aus nach acht kurvenreichen Stunden mit unserem Wohnmobil durch Schluchten und über hohe Pässe, nochmals zwei Stunden eingepfercht mit indigenen Marktfrauen auf der Ladefläche eines staubigen Trucks und 35 anstrengenden Kilometern zu Fuss endlich auf das wahre, unberührte Bolivien zu treffen.

Etwas frustriert fragen wir nach, entonces hay abastante turistas que visitan el pueblito?, Juan lehnt am Holzgatter seines traditionellen Adobe Haus und meint zahnlos ernst, si cada ano hay dos o tres. Während es uns kaum gelingt das Grinsen zu unterdrücken, lädt uns Juan bereits zum Mittagessen in den Hof zu seiner Familie ein.

Freudig werden wir von der Sippe auf Quechua in Empfang genommen, wir verstehen ausser Gringitos nur Bahnhof und Juan gibt sich alle Mühe die eingeworfenen Fragen in Ruhe eine nach der anderen zu übersetzen. Hier in den Bergen um Independencia wird ausschliesslich in der indigene Sprache kommuniziert, nur wenige Mitglieder der sieben einheimischen Familien sprechen ein holpriges Spanisch.

Nachdem seine Frau Beatrix speziell für unseren Besuch Ihren Hutschmuck gewechselt und noch Haarsträhnen in Ihre bereits dicken schwarzen Zöpfe eingeflochten hat, drückt sie uns eine volle Schüssel mit kalter Weizenkleie inklusive einer Tasse Mais Chicha in die Hand. Nach und nach treffen weitere Bewohner des Bergdörflein Lari Marca, das schmuck eingeklemmt zwischen Feldern, Felsen und Wald auf knapp 3000 Metern thront, ein und bestaunen uns mit einem sympathischen Kichern.

Vor uns sitzt Tante Maria, die von einer gestern geschlachteten Kuh feine Fleischstücke abtrennt und diese vor unserer Nase auf einer Wäscheleine zum Trocknen aufhängt. Cousine Gloria webt vor dem Hauseingang aus der selbst gezwirnten Schafwolle ein schweres farbiges Tuch, indessen Grosspapi Arthuro mit wachen Augen im schrumpeligem Gesicht jede Bewegung verfolgt.

Hinter dem einfache Gehöft erhebt sich wie eine Filmkulisse die imposante Bergwelt, darin verstecken sich einsam wenige Bauernhöfe mit steilen Kartoffel und Mais Feldern. Kühe, Esel und Schweine erscheinen als farbige Punkte neben üppigen grünen Bergurwäldern in tiefeingeschnittenen Tälern und wilden glasklare Flüsse, ein Bild wie aus einem Traum.

Immer noch schwer beeindruckt von der herzlichen Gastfreundschaft dieser einfachen Menschen in den Bergen, die wenig besitzen, trotzdem aber jederzeit gerne mit uns teilen, stellen wir kurz vor Sonnenuntergang unser Zelt mit feinster Aussicht knapp neben dem grasigen Dorfplatz von Salaipata auf. Plötzlich kreuzen Krankenhelfer Valerio vom Posta de Salud, der als Ambulanz ein klappriges Motorrad besitzt, sowie Koka Bauer Luis zu Besuch auf. Als Mitbringsel haben sie eine Säckchen Koka Blätter, ein gewinnendes Lächeln und tausend Geschichten von Ihrem Leben in den Bergen dabei.

Während die Sonne in einem leuchtenden rot langsam hinter den Bergen untergeht, sitzen wir kauend da und füllen unsere Backen mit der grünen vitalisierenden Masse. Wie in allen Dörfern der Umgebung gibt es kein Strom, es herrscht erhabene stille Dunkelheit, ich frage Luis, ob es denn geplant sei, dass Sailapata ans Stromnetz angeschlossen wird, überrascht schaut er mich an, wieso wir haben doch Licht und zeigt freudig auf die schillernden Mondsichel.*

Unser beschwingt herumgetragenes Wanderbuch entpuppte sich als gefährlich Grottenschlecht, das Topo zeigte Steigungen, wenn es steil bergab ging und umgekehrt, so wurden 4 Stündige gemütliche Wegabschnitte zu 9 Stündigen Königsetappen mit Bergankünften, wo selbst Beat Breu in seinen besten Zeiten Wadenkrämpfe bekommen hätte.

Der Trek war die Anstrengung wert und bevor uns Independencia tief beeindruckt wieder auf dem Highway Richtung La Paz ausspucken konnte, wollten wir dem Cerro Tunari noch eine Visite abstatten. Mitten in stolzen Lamas und bloeckenden Schafen feierte Villa Venus dabei erhobenen Hauptes auf über 4000 Meter ihren 80'000igsten Kilometer in Südamerika, yuhee!

Dank unserem Base Camp auf 4400 Meter verzichteten wir auf ein Glas Wein und gönnten uns zum Jubeltag lieber einen frisch aufgekochten Koka Tee, der die Blutbahnen für den Aufstieg am nächsten Morgen parat dehnte.

An klaren Lagunen vorbei stieg der Weg steil an, ab 4800 Meter machte sich Herzklopfen von Zeh bis Stirn deutlich bemerkbar, doch der grandiose Weitblick auf 5083 Meter liess uns sogar Luft für einen Gipfelkuss finden.

Im nächsten Kapitel fahren wir in die höchste Hauptstadt der Welt, la Paz ein und bringen Villa Venus für ein komplettes Pimp up zu Doktor Ernesto und seinen Jungs, wir sind gespannt wie Tells Armbrust was diese Tage so bringen...

hasta la proxima.
a&t