villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

Holà chicos

Wir geben es zu, wir haben Lima ein zweites Mal umfahren und hatten irgendwie keine Lust auf diesen Moloch, viel besser gefallen uns da die Weintäler von Lunahuana mit ihren Bodegas, wo die Trauben noch mit den Füssen gestampft werden und die Flaschen einzig und alleine in der jeweiligen Bodega erhältlich sind.

Nach fünf verschiedenen Weinproben wussten wir, dass der Rotwein eine Pfütze ist, der Weisse durchaus Potential hat und sich der Pisco Schnaps nach 15 Shots hervorragend für die kurvige Bergstrasse eignet. Spannend an dieser Weinregion ist ihre Lage mitten in der Wüste, links und rechts ragen enorme Sanddünen empor, der im entfernten Dschungel entspringende Rio Canete verwandelt jedoch das Tal in eine lange herrliche Oase. Ruinen an den Berghängen zeugen von präkolumbianischen Kulturen und Inkas, denen dieser besondere Fleck bereits bekannt war.

Mit Villa Venus Weinkeller auf grün pirschten wir uns wieder an die Küste zum Nationalpark Paracas, wo die Wüste den nährstoffreichen Humboldtstrom trifft, was daraus entsteht ist schwierig zu beschreiben, die Fotos sprechen da sicher eine verständlichere Sprache.

Wir waren begeistert, der Park bietet für Selbstfahrer einen perfekten Playground mit grandiosen Spots, wahnsinnigen Farbenspielen, zahlreichen einsamen Stränden und täglichen Beobachtungen von hüpfenden Delfinen, grölenden Seelöwen und -hunden, herum watschelnden Pinguinen und einem abwechslungsreichen Geflatter am Himmel.

Die Parkwächter liehen uns Ihre Dusche und der einsame Einwohner vom Pueblo Laguna Grande schenkte uns einen Sack Almejas (Venusmuscheln), die vom Namen her perfekt zu unserem Team passten.

Schüchtern stellten wir uns beim Verlassen des Nationalparks vor dem noblen Hilton auf den windgeschützten Parkplatz, das freundlichste Hilton der Welt gewährte uns dort freien Unterschlupf, als Willkommensgruss Schokoladen Biskuits, gratis Wifi und als Abwechslung eine vor unserem Bus staunende Reisegruppe von Twerenbold Baden, fehlte nur noch das uns Paris zum Diner eingeladen hätte.

Dafür wäre eh keine Zeit gewesen, mussten wir doch 23 Monate unfall- und quasi reperaturfreie Villa Venus feiern und den anliegenden Kite Spot auskundschaften. Eine Zehnberührung später war uns bewusst, dass wir nun definitiv einen Neopren brauchen, 30 Minuten danach sassen wir zusammen mit Santiago einem Hilton Chefe und Jorge dem Besitzer der Kiteschule in seinem gemütlichen Häuschen und suchten beim Kaffee trinken einen fetten wasserabweisenden Gummifreund aus und plünderten somit unseren Sparstrumpf otra vez.

Ein Bootsausflug zu den berühmten Vogelscheiss Inseln Las Ballestas durfte nicht fehlen, überrascht befanden wir uns plötzlich in Gesellschaft von über 200 Touristen - die Twerenbolds waren auch dabei - und warteten auf eines der schnellen Kutter, die einem an Delfinen und dem mystischen Geoglyph Candelabrio vorbei zu diesem Vogelparadies navigieren.

Dort trafen wir auf alte Bekannte wie die Seelöwen und neue wie die Guanay, eine Kormoran Art, die zu Tausenden auf diesem Eiland leben und die ganze Insel mit ihrem Guane zu scheissen, was wiederum der Region Paracas ihren Wohlstand gebracht hat. Die teuerste Kacke der Welt wird von motivierten Sammlern alle vier Monate zusammen geschaufelt, in Säcke verpackt und als weltbester Dünger verkauft, ein richtiges Scheissgeschäft!

Beeindruckt von dem farbigen Nationalpark und dem Rundreise Touristenaufmarsch, die sich zur beste Fotoposition um die Villa Venus scharrten und uns mit Fragen überhäuften, zogen wir zusammen mit den Vögeln - jedoch am Boden - der fantastischen Küstenstrasse entlang in den Süden zum nächsten Gefieder Highlight ins Sanctuario la Mejia.

Dort bilden mehrere Lagunen in unmittelbarer Nähe des Meeres aber mitten in der Wüste ein weiteres Vogelparadies, wo man als Mensch einer sehr kleinen Minderheit angehört. Das Zwitschern und Gekreische der fedrigen Freunde ist gelegentlich so laut, dass man sich nur mit Zeichensprache verständigen kann, wir denken Alfred Hitchcock wurde hier für den Film die Vögel animiert.

Eine letzte Nacht am peruanischen Pazifik - natürlich mit kreischenden Möwen - und ein Abschieds Ceviche später standen wir plötzlich an der bösen chilenischen Grenze. Villa Venus wurde gleich auf die Seite gewunken, zwei Drogenhunde schnüffelten sich erfolglos durch unser Zuhause, anschliessend wirbelte ein über motivierter Zöllner unsere jungfräulichen Reko Kisten auseinander und grübelte in unseren Kleidern und Esswaren herum.

Als erfahrenen chilenische Grenzschmuggler wussten wir bereits, dass Esswaren wie Käse, Milch, Fleisch, Früchte, Gemüse, Honig etc zum Schutz vor Krankheiten nicht in das lange Land am Meer eingeführt werden dürfen. Da gleichzeitig jegliches Getier und Geflügel locker selbständig die Grenzen überschreiten kann, scheint Niemanden wirklich zu interessieren und so erwähnte ich nach 30 Minuten Kisten aus (die Zöllner) und einräumen (ich) beiläufig, dass ich diese Kontrolle als reine Schikane empfinde und Chile in der Liste der Länder Südamerikas jede Minute in der Rangliste nach hinten hinkt.

Ein kleines Wortgefecht später, wo uns gedroht wurde alle Einzelteile der Villa zu scannen - die Zöllner in Arica scheinen einen engen Draht nach Rotterdam zu pflegen - wurden wir mit grimmigen Minen zusammen mit unserem Käse (in der hintersten Box) sowie Honig (in Ankes Unterwäsche) entscheidend über die Grenze gelotst. Wir winkten der verbissenen Kontrollcrew zu, die sich zusammen mit Ihren aus der Villa Venus ergatterten Trophäen : eine Zwiebel, eine Karotte, zwei Kartoffeln und als Highlight einem Päckchen Lorbeerblätter, dass gemäss dem Oberheini bereits von einem lebensgefährlichen Pilz angefressen war, langsam in unserem Rückspiegel entfernten.

Hasta la proxima
a&t