villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

oi amigos

Das Bruttosozialprodukt von Florianopolis könnte spontan um ein mehrfaches gesteigert werden, wenn man die Wellen vor der Küste blockieren würden. Es ist unglaublich was sich hier täglich im Wasser tummelt, von 4 Jahre alten Supertalent bis zur 75 Jährigen Insellegende, vom Bodyboard bis Stand Up Paddel und wenn man dann mal endlich eine Welle an paddeln darf, schwimmt sicher ein Delfin in die Quere, ja das Leben als Surf Azubi ist schwierig und hart.

Beim Surfen wird man unvermeidbar nass, was diese Sportart bei Regen extrem vorteilhaft macht, da es während unserem Ilha Santa Catarina Aufenthalt öfters schüttete, verbrachten wir viel Zeit im Salzigen und konnten so wertvolle Sonnenlotion sparen. Am einzig sonnigen Tag wälzten wir uns zum Sonnenaufgang aus den Federn und joggten, wanderten und kletterten im Eiltempo über das abwechslungsreiche Eiland.

Abends gönnten wir uns als Trophäe im ehemaligen Walfänger Ort Ribeirao da Ilha den lokalen Austern Schmaus in allen Variationen (Roh, Gekocht, Paniert, Geräuchert, Gratiniert oder Knoblauchisiert). Austernfischer und Wirt Frederico lud uns anschliessend ein, die Nacht auf dem Parkplatz zu verbringen, weiter hätten wir uns auch nicht mehr rollen können.

Die geschallten Knaben spriessen in der planktonreichen Bucht von Ribeirao wie Unkraut im Garten, die vom nationalen Forschungsinstitut gelieferten Austernsetzlinge gedeihen innerhalb von 6 bis 8 Monaten zur perfekten Schluckgrösse, nochmals 2 bis 4 Monate später erreichen die glitschigen Freunde Panier und Gratiniervolumen, danach wächst nur noch die Schale und somit dürfen alle raus ins Trockene hüpfen.

Es ist aber nicht so, dass Frederico monatelang Däumchen dreht, immer wieder müssen die Netze, respektive Säcke zur Selektion aus dem Meer gefischt werden und nur ein erfahrener Austernknacker erkennt den expliziten Moment zur Ernte. Aktuell ist Nebensaison und die Zucht wirft deutlich mehr ab als benötigt, wo bekommt man sonst ein Dutzend Austern für 6 Reales (3.00 SFr.).

Die Villa Venus wilde Übernachtungstaktik präsentiert sich in Florianopolis und deren Insel ebenfalls neuartig, viele Plätze sind abgesperrt oder werden von der lokalen Bevölkerung als heikel eingestuft, schlussendlich quartierten wir uns in der naturbelassenen Lagoa do Peri ein, wo das Umfrageresultat mit 8 Super zu 2 Gefährlich einladend herauskommt. Der Süsswassersee ist wie ein grosser Teil der südlichen Insel paradiesisch grün, ziemlich unbewohnt und somit unser Favorit, kein Wunder flattert uns hier zur riesigen Freude zum Ersten Mal ein unfotogener bunter Tukan um die Ohren.

In Bombinhas und Bomba treffen wir auf bombige Strände, Luxusapartments und Wellen aus der Kategorie sofort aufstehen sonst gibt es einen Vollwaschgang. Nach mehreren Waschgängen (Schetty) verzogen wir uns zur Sicherheit ins Landesinnere zu den Deutschen Kolonisten in Blumenau, Pomerode und dem Valle Europeo.

Der schöne Namen Blumenau hält nicht was er verspricht, im hektischen Verkehrschaos der Innenstadt suchen wir vergebens nach Spuren Deutscher Kultur, Wurstständen und gemütlichen Kneipen. Wenigstens finden wir noch ein, zwei Bierbrauereien, das Biermuseum und zum krönenden Abschluss die Villa Germanica, wo das zweitgrösste Oktoberfest der Welt stattfindet.
Selbst ohne Fest sind ein paar Lokale offen und so laben wir uns an Entenbrust, Spätzle, Weisswurst, Rotkraut, Kasseler und frisch gezapftem (Eisenbahn) Bier.

Da wir den Abend als erste Gäste im Batata Alemao eröffneten, durften wir ihn notwendigerweise nach 16 Chop (Schoppen) beenden und flüchteten gut gesättigt kurz vor dem Stühle Hochstellen in die warme flauschige Villa Venus perfekt parat für das Erklimmen des Pico Spitzkopf, der höchsten Erhebung im Valle Europeo.

In Pomerode fuehlen wir uns pudelwohl und fast wie Zuhause, selbsterklärend wurde der gemütlich einladende Ort von Einwanderern aus Pommern gegründet, hier wird noch vorwiegend Deutsch gesprochen, die Polizei hat über die Feiertage zu, Fachwerkbauten strahlen um die Wette und es gibt einen Trimm Dich Pfad! Die Restaurants heissen Wunderwald, Siedlerhof und Bockwurst und Im Tortenparadies kann man am Tortenbuffet die auf dem Teller gehorteten Leckereien per Kilo abwiegen.

Am nächsten Tag werden wir spontan von der Strasse weg von Laerico zum Lanch (Mittagessen) eingeladen, dabei lernen wir seine Schwiegermutter die Altkolonistin Frieda kennen, die im ältesten Fachwerkhaus des Tals (1879) aufgewachsen ist. Sie kennt viele Geschichten aus der Vergangenheit und züchtet Enten, die hier gefüllt Marreco recheado heissen und als regionale Spezialität gelten. Wir verfrachten direkt ab Hof zwei Kilo Donald Duck in unsere Frigobar (Kühlschrank). Eine Kurve weiter flickt Heriberto unseren modifizierten Luftfilter zusammen, beim Bezahlen meint er mit einem Lachen : bom viagem (gute Reise).

Das Lebens und Preisniveau im Süden Brasiliens ist für uns das höchste bisher auf südamerikanischem Boden, interessant dabei sind die auffälligen Nebenerscheinungen wie ganze Light und Diät Abteilungen in den Supermercados, Menschen schmeissen den Müll in bereitstehenden Eimer, überall wird Sport getrieben (vor allem Joggen und Surfen), Stromkabel sind fein verlegt und zu den Hawaianas trägt man technische Kleidung und eine Badeshorts mit schickem Label.

Ate la proxima
a&t