villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

oi amigos

Während sich im friedlichen Samaipata die reichen Santa Cruzenos riesige Villen in die grünen Hänge pflanzen, böse Zungen behaupten, das viele Geld käme auch von irgendwelchen Pflanzen, quartieren sich gleichzeitig Gringos aus 26 Nationen ein und geben dem schnuckligen Dorf einen ökologischen Hippie Vibe, der manchmal bei gewissen Produkten und Angeboten etwas überteuert erscheint.

Man fühlt sich wohl hier, obwohl man als Tourist schon alleine wegen der fehlenden Kokablätter Kauwange auffällt. Folgt man den holprigen Pisten an Feldern mit indigenen Bauern und farbigen Trachten vorbei bis ins Hinterland, findet man wunderschöne Zugänge zum einzigartigen Amboro Nationalpark. Auf über 2000 Meter ist die Natur in den unberührten Nebelwäldern von Cerro la Mina üppig und dicht. Auf schmalen Pfaden finden wir die seltenen Riesenfarnwälder und warten nur noch auf den grasenden Brutosaurus an der nächsten Ecke.

Dank Ankes in Ecuadors Urwald ausgefeiltem Markierungssystem mit kleinen Plastikbandknoten und abgeknickten Zweigen finden wir sogar vor Sonnenuntergang an allen Dinosauriern vorbei auch in Las Yungas wieder aus dem Dschungel heraus.

Auf der gegenüberliegenden Seite thront El Fuerte, eine mystische Stätte mit interessanten Gravierungen und einer tollen Lage hoch über Samaipata. Viel weiss man nicht über die UNESCO geschützten Ruinen, Legenden erzählen von Religiösem Zentrum bis zum Ufo Landeplatz, für uns ist es vor allem ein imposant bearbeiteter riesige Fels in tollkühner Lage, den wir erst noch für uns ganz alleine hatten.

Da in Samaipata alles Richtung Eco Tourismus zeigt, wird man mit herausfordernden Situationen konfrontiert. So pinkle ich entspannt ins Öko Klo, als ich entsetzt den Hinweis entdecke, dass man hier nicht hinein pinkeln sollte, in meinem Rücken erhebt sich das zweite Schild, bitte bei Durchfall das normale WC benutzen, es ist also durchaus tricky ökologisch zu scheissen. Und kann mir vielleicht noch jemand erklären, wie man seine Stuhl abladet ohne dabei noch Pipi zu machen, muss man dazu Kokablätter kauen? Wir benutzen nun wieder ohne schlechtes Gewissen die wohlbekannte altgediente Schüssel.

Überraschung im Hostal El Jardin, plötzlich steht Salva aus Canoa Ecuador vor uns, natürlich muss dieses Wiedersehen mit einem Asado de Pollo, Wein und dem starken Judas Bier gefeiert werden. Zusammen mit Yvo aus der Bretagne finden wir in den romantischen Gassen Samaipatas die verstecken Bars, tanzen mit bolivianischen Nachtvögeln und singen Karaoke bis morgens um vier.

Tanken in Samaipata und Region ist ebenfalls nicht ohne, Touristen dürfen kein Benzin tanken, unser Vorschlag, dann halt 2 Monate vor der Tanksäule zu campen wird ebenso abgelehnt. Die Lösung sieht dann so aus, Villa Venus parkt 5 Meter neben der Tankstelle, Anke/Thomas läuft mit dem Benzinkanister zur Tanksäule, füllt diesen dort und leert ihn für Natur und Nase ökologisch per zusammengebasteltem Trichter mit Schlauch in den Tank. Nach dreimal Kanister hin und her schlendern, ist die Villa Venus randvoll, wir betanken uns und rollen weiter!

Nun steigt die Bergstrassen an, der Teer ist ebenfalls ausgegangen und so ruckeln wir langsam durch die beeindruckende Landschaft mit wenigen Bewohnern, die in sehr einfachen Verhältnissen Leben, vom Gefühl her sind wir jetzt in Bolivien angekommen. Bei der Übernachtung hinterm Hügel werden wir um 6 Uhr morgens von einem sympathischen Bauern mit Pfiffen geweckt, er fragt, ob er mitfahren darf. Leider geht unsere Route in die andere Richtung, aber immerhin Morgenstund hat Gold im Mund.

Im hübschen Tortora fahren wir glücklicherweise zum lebendigen Markttag ein, endlich befinden wir uns mitten unter indigenen Trachten, die hinter chaotischen Ständen farbige Früchte und knackiges Gemüse verkaufen. Überall werden wir herzlich begrüsst, die Menschen mit sonnengegerbten Gesichtern lachen uns an, lassen uns teilhaben, ja wir fühlen uns pudelwohl in Bolivien. Schwierig wird es, wenn sich das per Anhalter fahrende schrumplige 90 Jahre alte Pärchen als rein Quechasprachig erweist, irgendwie finden wir ihr Haus trotzdem und als Dank werden wir satt umarmt.

hasta la proxima
a&t