villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

oi amigos

Nach einem Muskelkater Fosburyflop Ausstieg aus der Villa Venus, holten wir Ruth und Walter vom Flughafen ab, von Ihrem wenigen Gepäck war die Hälfte für uns bestimmt, das Ersatzteil für Villa Venus, Heimatbrief inklusive Toblerone und Gummibärchen. Ruth und Walter verwöhnten uns zudem mit einem eingepackten CH Frühstück, richtiges Brot, Käse und Räuchersalami, wir genossen die Leckereien romantisch unter der Autobahnbrücke, während wir auf Ihre Auto-Visa-Verlängerung warteten, ein unvergesslicher Moment.

Nach einer weiteren Nacht in Rio und ein paar letzten Marathonnachholcaipis am Copacabana fuhr der Schweizer Konvoi in den Norden, blieb aber dank unserem auffälligen eidgenössischen Auftritt oft für interessante Gespräche stecken. Plötzlich bog Walter überraschend rechts ab und da standen wir keine zwei Stunden von Rio entfernt in Figueiras mit weissem Sand und kristallklarem türkisfarbenen Meer am lang gesuchten Traumstrand...!

Weiter nördlich in Arraial do Cabo wurde es noch edler, wir fühlten uns wie in der Karibik mit Pinguinen, kein Witz, aus irgendwelchen bisher unerforschten Gründen landen jedes Jahr um diese Jahreszeit Dutzende von Pinguinen - die meisten leider Tod - an der paradiesischen Küste.

Ein paar letzte (zum Teil mächtige) Wellen erhaschten wir im regnerischen Buzios, natürlich gehörten auch Abschiedswaschmaschinengänge dazu, wo und vor allem wann werden wir wohl das nächste Mal unser Surfbrett auspacken...?

Vorerst folgten wir noch der Küste und quartierten uns wieder bei den uns ans Herz gewachsenen Paola, Patrick und Junior im wunderschönen Swiss Hotel in Parati ein, dieses Mal sogar im schickem Zimmer mit Meerblick, fast wie Ferien... Zudem genossen wir ein vorerst letztes Wiedersehen mit Ruth und Walter, die nun endgültig unsere Route verlassen und in den Süden düsen, Danke für die tollen Tage, wir freuen uns schon auf ein Revival in der Schweiz.

Als dann beim Geldabheben meine Karte als Blockiert ausgespuckt wurde, schwante uns bereits Böses, was ein paar Stunden später leider bestätigt wurde. Keine zwei Wochen nach Ankes Karte wurde meine ebenfalls kopiert, geknackt und freudig bis zum Limit Reales abgehoben. Nun war wieder nerviges Herumtelefonieren, Ersatzkarte bestellen, Polizeirapport einholen, Einscannen, Mailen und Briefpost angesagt, wenigstens haben wir mittlerweile schon Routine und dank der fantastischen Gastfreundschaft im Swiss Hotel sank die Stimmung nicht ganz in den Keller.

Zwischenzeitlich ist die Villa Venus im verschlafenen Parati bereits bekannt, neu versuchen wir uns im Hotel behilflich zu machen, sei es mit Kochen, Rasenmähen oder Einkaufen. Da sich Patrick dem spannenden lokalen Wahlkampf verschrieben hat, thront auf der Villa Venus ein auffälliger Kleber, zusammen mit unseren Partei 14 T Shirts und dem positiven Lobbying in der Downtown des hart umkämpften Anchietta, hoffen wir den Wahlen den richtigen Drive zu geben.

Dank den vielen Anlässen, wo sogar schon die berühmten Schetty Tonbroetli im deftigen Vergleich mit Paolas Eierschnitten serviert wurden, kennen wir die angehenden Gemeinderäte und Bürgermeister nicht nur von den farbigen Plakaten. Nachdem nun bereits erste Schlägereien und anonyme Morddrohungen eingegangen sind (leider kein Witz), gestalten wir den Villa Venus Wahlkampf etwas defensiver...trotzdem für Auslandsbrasilianer : Partei 14 Marquinhos ist Trumpf!

Eine schöne Abwechslung bietet das Hinterland von Espiritu Santo, nur ein paar Kilometer landeinwärts kurvt man bereits durch grüne Hügel, wo sich traditionelle Dörfer mit deutsch-italienischer Kolonialgeschichte inklusive Cachaca- und Nudelhinterhofproduktionen an die steilen Hänge klammern. Im freundlichen Hauptort Domingos Martins werden wir per Polizeieskorte zum Schlafplatz geführt, dazu hört man Plattdeutsch und auf der Speisekarte stehen Eisbein, Kasseler und Sauerkraut, da fühlen wir uns doch fast wie Zuhause.

Noch besser wird es, wenn gleichzeitig das Musikfestival mit vielen Gratiskonzerten stattfindet, den Konzerten wenig hilfreich war die Tatsache, dass wir uns beim Essstand genau zu zwei redseligen Brasilianer gesetzt haben, die vor allem Bier und Wein bestellten. Da sassen wir nun becherten, quatschten und besuchten dabei kein einziges Konzert, hat uns schwer an den Gurten erinnert und es war auch genauso lustig und fröhlich.

Am nächsten Tag waren wir etwas vorsichtiger, nach einem Weinverdauungsaufstieg zum Morro Kautsky mit Blick bis zum Meer, schafften wir es sogar zu Klassik, Jazz und Percussion.
Zurück im Swiss Hotel befanden wir uns mitten im Wahlkampf und in den Geburtstags-vorbereitungen für Patrick. Fahnenschwingend zogen wir zur Praca, peppten Kleber auf Autos, hupten und beschallten die Stadt auf einer Extrarunde mit dem offiziellen Wahlsong der Partei 14, zur Stärkung gab es zwischendurch den stadtbekannten cachoro quenzi (Hot Dog) von Rita.

Während die Creme de la Creme von Anchietta im schwarzen Anzug und glitzernden Abendkleid mit Lackschuhen zum Geburtstagsfest einstoeckelte, plünderten wir die Villa Venus Garderobe aufs Gröbste und mischten uns mit unserem feinsten Stoff unter das ausgewählte Publikum. Wenigstens beim Videoke kamen wir auf gleiche Höhe, sangen Duette mit lokalen Grössen und wurden sogar mit einer Audienz beim evtl. zukünftigen Perfeito von Anchietta belohnt.

Als sich um drei Uhr morgens die ersten Hotelgäste über den Lärm beklagten, schleppte das übriggebliebene nimmersatte Karaokerudel die Videokemaschine unkompliziert an den Strand und unterhielt neben sich selbst nun auch die gesamten Anwohner der Parati Strandmeile bis morgens um sechs mit mehr oder weniger filigranen Gesangsdarbietungen.

Wer nun endlich eine Pause erwartete, wurde am nächsten Tag von heftigen Winden geweckt, eine spritzige Kitesession mit Kopfbrummen war angesagt. Bei neuen Rekordwinden von bis zu 30 Knoten, 2 Meter Wellen und einem gewissen entscheidenden Nachbrand, hob es uns mit dem 9er Schirm in neue Spähren, abends um sechs war dann bei der gesamten Swiss Hotel Mitgliedschaft endgültig das Lichterlöschen angesagt.

Ein abschliessendes legendäres Churrasco auf dem Rodizo Grill später hiess es endgültig Abschied nehmen. Was wir zusammen mit Paola, Patrick, Junior und Emily in den letzten zwei Wochen erlebt haben, war und bleibt unvergesslich, vor soviel Gastfreundschaft, Lebensfreude und Grosszügigkeit bleibt dem Villa Venus Team nur eine ganz tiefe ehrliche Verbeugung und dazu ganz viel muito obrigado, legal, belleza, tudo joya, show da bola und caramba!

Zum Schluss noch eine Richtigstellung des Autors, das Meer in Parati war nach regenlosen Tagen plötzlich karibisch klar, Schildkröten tauchten juchzend auf, fröhliche Fische tummelten sich in den Korallen und wir sind fast überzeugt sogar Arielle kurz mit Sebastian auf einem Felsen entdeckt zu haben...einfach Parati(iesisch)!

ate la proxima

a&t