villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

holà chicos

Von der Küste bogen wir ins Landesinnere den Bergen zu, passierten Cuenca/Loja/Vilcabamba und folgten einer kurvigen Strasse mitten durch ein grünes Dschungeltal inklusive tosendem Fluss zum verschlafenen Grenzstädtchen Zumba. In Ecuador findet aktuell ein Strassen Pimp Up der gröberen Sorte statt, überall werden Strassen frisch geteert und verbreitert, so auch auf diesem Abschnitt, wo Villa Venus des öfteren vor Mad Max ähnlichen Monsterfahrzeugen erschreckt auf faucht, da wir leider wegen des Dachträgers nicht unten durch schlüpfen können.

An der Körperspannung von Anke konnte man leicht die nahende peruanische Landesgrenze erkennen, nach einem friedlichen Grenzübertritt in La Balsa, wo die Zöllner jeweils globalisierend zusammen speisen, beruhigte sich das zarte Wesen des Copiloten erheblich. Aufgelockert durch eine fantastische Fahrt in beeindruckender Landschaft, Ananaskauf am Strassenrand und lustigen Verkehrsteilnehmern stieg die Stimmung bist nach Bagua Grande stetig an.

Ein plötzliches Miauen auf dem Tankstellen Parkplatz überraschte uns beim Kochen, da kam vorsichtig aus dem Gebüsch ein kleines abgemagertes Tigerkatzenbaby geschlichen und freundete sich sofort mit uns und unserem Abendessen an. Das darauf folgende Gewitter liess das Villa Venus Team neu mit Katze ins Innere flüchte und der neue Mitbewohner schlief schon bald mit vollem Bauch friedlich schnurrend auf der Decke ein. Etwas später war der Wunderwitz wieder geweckt und so spazierten vier Pfoten fröhlich über die schlafenden Hausbewohner. Dies führte zu einer spontanen Umquartierung des Vierbeiners zurück in die freie Wildbahn, wo der clevere Hausbesetzer aber unbeeindruckt unterm Radkasten ein neues trockenes Quartier bezog.

So hüpfte unser aktiver Nachtgast frühmorgens zum Kaffee und rechtzeitig zum Frühstück hungrig miauend unter der Villa Venus hervor. Wir standen schon bei der Tankstellenausfahrt, als im Rückspiegel zwei traurige Kulleraugen auftauchten. Nun ja so viel Einsatz muss belohnt werden, so bezog "Nahuel" (Mapuche Dialekt = Tiger) auf Ankes Schoss den Platz in der ersten Reihe und unterhielt uns während der Weiterfahrt nach San Pedro de Valera.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen erreichten los tres das 200 Seelendorf San Pedro, wo sich touristisch (noch) ziemlich versteckt der dritthöchste Wasserfall der Welt präsentiert. Kaum im Dorf angekommen sorgte Nahuel bereits für Stimmung, so dass er (für uns viel zu früh, aber logistisch logischer) bereits von einer Bauernfamilie adoptiert wurde. Sehr schweren Herzens nahmen wir Abschied von unserem Reisegefährten und hoffen, dass er sich in dem kleinen Bergdorf an einem langen und schönen Leben erfreuen kann.

Die spektakuläre Wanderung zum Caterata Gucta endet imposant mitten im Dschungel an den über 771 Meter herabfallenden Wassermassen, ein herrliches Naturerlebnis nur für uns zwei inklusive gratis duschen.

Auf dem letzten Abschnitt nach Chachapoyas fallen uns wiederum die bemalten Häuser auf, am 5. Juni wird die/der neue Präsident/in gewählt, daher wird jedes zweite Haus mit dem bevorzugten Kandidaten an gepinselt. Unsere Recherchen haben ergeben, dass die Besitzer nicht wirklich politisch interessiert sind, sondern einfach vom Wahlkomitee ein paar Extra Soles in die eh limitierte Haushaltskasse erhalten. Zum Abschluss Wahlgang profilieren sich nun die Tochter Keiko des ehemals aus dem gleichen Amt wegen fetter Korruption gescheuchten Fujimori und der Chavez überaus freundlich gesinnte Linkspopulist Ollanta, oder wie es Mario Vargas Llosa, der peruanische Nobelpreisträger für Literatur mit "puedemos elegir entre Sida y Cancer" (wir können zwischen Aids und Krebs wählen) treffend bezeichnete.

Genug Politik, zurück zur Geschichte, so freuen wir uns nach einem einstündigen Aufenthalt im freundlichsten Tourismusbüro Perus auf die unzähligen Ruinen in der Umgebung von Chachapoyas und die kleinen sympathischen Dörfer in dieser grandiosen Naturkulisse. Uebrigens habe ich Anke noch nie mit so einem grossen Smile in Peru gesehen...doch mehr dazu am Samstag in acht Tagen.

Hasta la proxima
a&t