Mein Reisetagebuch

Reisezeit: Juli 2011 - Mai 2012  |  von Fabienne D.

Tipps und Tricks in Chile: die letzten Tage in San Pedro

1./2.1.12, San Pedro

Die letzten Tage haben ihre Spuren hinterlassen und lassen mich bis mittags ausschlafen. Um den Tag doch noch auszunützen, beschlossen Kevin und ich uns ein Fahrrad zu mieten und ins Valle de la muerte zu fahren. Bei der hiesigen Lavanderia (Wäscherei) fanden wir den billigsten Fahrradverleih für lediglich 2500 Pesos. Mit Helm und Schloss ausgestattet fuhren wir gegen 20.00 Uhr los.

Wir wollten eigentlich den Sonnenuntergang betrachten, musste jedoch feststellen, dass wir im Valle de la muerte zu wenig hoch waren. Trotzdem kletterten wir eine Sanddüne hinauf um dem Farbenspiel des Himmels zuzuschauen. In der Dämmerung fuhren wir wieder zurück zur Wäscherei, gaben die Velos ab und liefen zum Hostal zurück. Im Grossen und Ganzen also doch eine schöne Erfahrung, da ich während der Valle de la luna Tour, das Tal des Todes lediglich von oben bestaunen konnte.

3.1.12, San Pedro

Ich habe erfahren, dass es in San Pedro eine schweizer Bäckerei gibt. Begeistert hatte ich mir vorgenommen, diese zu Besuchen und die Leckereien zu bestaunen. Auch heute leihten Kevin und ich uns Fahrräder aus (diesmal für 3000 Pesos, da wir früher dran waren) um das Tal welches ich vor ein paar Tagen mit Gabriel befahren hatte, etwas besser anzuschauen. Beziehungsweise, durften wir das eine Fahrrad von Karim gebrauchen und mussten nur eines mieten. Bevor es losging, fuhren wir also zusammen zur Bäckerei. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Chilenen handelt, der einen Freund aus der Schweiz hat. Dieser hat ihm anscheinend ein paar Spezialitäten aus der Schweiz gezeigt (wie z.B. die Spitzbuben) und darum seine Pasteleria "Suiza" getauft. Das Gebäck hatte aber leider wenig Ähnlichkeit mit den schweizer Gebäcken. Trotzdem kauften wir ein paar Köstlichkeiten ein und deponierten diese im Kühlschrank bevor wir weiter ins Tal fuhren.

Bereits bei unserer Abfahrt hatte sich der Himmel schwarz verdunkelt und lies den Verdacht offen, dass es bald zu regnen anfangen würde. Wir fragten beim Hostalinhaber nach und bekammen die Antwort, dass es hier so gut wie nie regne und wir daher nicht Angst haben müssten. Wir fuhren also guten Mutes los und durften das Unmögliche vom Möglichen miterleben: es fing an zu regnen. Und zwar nicht nur tropfweise, wie wir es die letzten Tage schon ein paar Mal gesehen hatten: es regnete aus Eimern. Nach einer 10minütigen Fahrt waren wir nass und entschieden umzukehren. Das Gewitter nahm zu und die Chilenen hörten und schauten erstaunt den Blitzen und dem Donner zu. Das Hostal ist nicht für Regen konzipiert und hält diesem nicht stand. So regnete es beispielsweise in den Gemeinschaftsraum des Hostales, welcher nicht dicht abgedeckt ist. Um dem ganzen eine Krone aufzusetzen, fiel zum Schluss noch der Strom aus und wir standen im Dunkeln da.

Ohne wirklich von den Velos Gebrauch gemacht zu haben, brachten wir sie abends wieder zum Geschäft zurück. Mit Karim und Corine setzten wir uns mit den Taschenlampen ins Dormitorio, hörten Musik und quatschten. Wir wollten eigentlich zusammen kochen, konnten die Küche aber nicht benutzten, da sich in dieser eine Traube Menschen vor dem Regen schützte. Da die Kochherde auch hier mit Gas funktionieren, hätte der Stromausfall kein Problem dargestellt. Erst gegen Mitternacht kehrte der Strom zurück. Wir kochten schlussendlich auf einem kleinen Trekkgaskocher ein paar Eier und assen diese mit unserem restlichen Brot.

4.1.12, San Pedro

Karim möchte hier in San Pedro Crepes verkaufen und hatte daher eine Crepeplatte von Frankreich her mitgenommen. Diese wurde auf dem Flug nach Chile verlegt und ist erst letzte Woche (nach über 3 Monaten Wartezeit) aufgetaucht. Voller Begeisterung holte er sie vor ein paar Tagen ab und besorgte die benötigten Utensilien. Jeden Tag hörte er nun von den Hostelinhabern und den Touristen die Frage: "Wann gibt es Crepes?". Heute war es dann endlich soweit: die Crepeplatte wurde eingeweiht! Kevin und Karim mixten Crepeteige und versuchten das beste Mischverhältnis heraus zu finden. Als sie irgendwann einen guten Mix hatten, stellten sie weiter mit 250g Mehl, der Milch, den Eiern und den restlichen Zutaten den Teig her. Nach dem zweiten Gemisch, fragte ich sie, warum sie denn nicht gleich von Anfang an 500g oder gar 1kg Mehl anmischten. Sie schauten mich erstaunt an, fassten sich an die Stirn und gaben mit Gelächter zu, dass dies gar nicht mal so ne schlechte Idee sei .

Der erste Crepe wurde ein totaler Flopp. Jeder beobachtete Karim, was diesen doch wohl etwas nervös machte. Im ganzen Druck vergass er die Platte zu buttern und musste schlussendlich den Teig von der Platte kratzten. Trotzdem wurde dieser der Pachamama (der Muttererde) geopfert. Auch hier in Chile glauben die Leute, man müsse die Muttererde gütig stimmen, in dem man ihr den ersten Schluck eines alkoholischen Getränkes oder in unserem Fall den ersten Crepe schenkt. So hoffen wir, dass das Geschäft von Karim gut laufen wird .
Nach ein paar Crepes, ging es Karim immer wie besser von der Hand. Sie wurden dünner und gleichmässiger und schmeckten super lecker. Er war mit der Teigkonsistenz aber nocht nicht wirklich zufrieden und stellte bald darauf die Maschine ab um morgen noch einmal einen Anlauf zu starten.

Kevin und ich hatten uns die letzten Tage super gut verstanden und uns entschieden zusammen ein wenig weiter zu reisen. Ich annulierte also meinen Bus nach Argentinien, um den Norden Chiles mit Kevin zusammen kennen zu lernen. Für morgen war die Abreise geplant.

5.1.2012, San Pedro

Jaja, so schnell ändern sich die Pläne - kurzerhand beschlossen wir noch einen Tag länger in San Pedro zu bleiben um den Tag mit Corine und Karim zu verbringen und das ärcheologische Museum im Zentrum zu besuchen. Zu viert machten wir uns nach einem gemeinsamen Frühstück zum Plaza auf. Mit dem Vorwand, die Bibliothek - welche sich im gleichen Gebäude befindet - zu besuchen, traten wir ins Museum ein. Wir erhofften uns so, das Museum, ohne Eintritt zu bezahlen, besuchen zu können. Nachdem Corine wahrhaftig ein paar Infos in der Bibliothek gesucht und gefunden hatte (sie fängt die nächsten Tage als Guidin an und muss sich über die hiesige Landschaft informieren), schlichen wir uns etwas im Museum umher. Ich, wie auch Kevin, haben in Peru aber bereits super ähnliche Ausstellungsstücke gesehen und daher schnell das Interesse verloren. Corine und Karim haben gar nicht erst die Lust an den ausgestellten Sachen entdeckt - die Kulturbanausen .

Nachmittags nahmen Karim und Kevin nochmals einen Anlauf betreffend der Crepeherstellung. Diesmal war Karim Feuer und Flamme und zauberte einen Crepe nach dem anderen. In einer unbeobachteten Minute stahl ich mich davon und kaufte Zutaten für das Befüllen der Crepes ein. Ich überraschte alle mit Mancar (Caramelcreme aus Milch), Nutella, Marmelade, Schinken, Käse und Tomaten. Das Spektakel und (Fr-)Essgelade hielt an, bis das Wetter wieder umstellte und es zu regnen begann. Wir Hostalbewohner blieben trotzdem alle im Gemeinschaftssaal und plauderten vergnügt weiter.

Zu später Stunde machten wir vier uns zu einem Barbecue bei Kayla auf. Kayla arbeitete im Hostal und hat ein paar einzelne vom Hostal zu sich eingeladen. Wir brachten "nur" Alkohol mit, da der Fleischladen bereits geschlossen hatte. Wie in Chile üblich, wurde aber alles geteilt, so dass auch wir einen Bissen vom Fleisch und den Würsten abbekamen. Je später es wurde, umso mehr Leute kamen. Unter all den Einheimischen fielen wir vier Gringos aber ziemlich auf. Nach Mitternacht fror ich mir trotz Feuer wahrhaftig den Arsch ab. Auch die anderen hatten genug und liefen mit mir zurück zum Hostal. Bereits bettfertig, war ich kurz davor mich hin zu legen, als mich Kevin rief. Er wartete noch auf eine freie Toilette und hatte plötzlich Schnarchgeräusche aus einem Badezimmer vernommen. Es stellte sich heraus, dass ein Argentinier so viel gesoffen hat, dass er auf dem Klo eingeschlafen ist. Wir versuchten ihn durch die versperrte Türe hinweg aufzuwecken - was uns schlussendlich auch gelang. Zu zweit führten wir ihn durch den Gemeinschaftsraum in sein Zimmer. Am nächsten Tag wusste der arme Kerl von nichts mehr .

Valle de la muerte

Valle de la muerte

Valle de la muerte, Dämmerung

Valle de la muerte, Dämmerung

die Crepesherstellung

die Crepesherstellung

© Fabienne D., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kurzfristig entschied ich mich nach Südamerika zu reisen. Spontan begleitet mich Lucia die ersten 5 Wochen durch Ecuador. Was weiter noch bereist und entdeckt wird, steht noch in den Sternen geschrieben :-) Let's go!
Details:
Aufbruch: 21.07.2011
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.05.2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Der Autor
 
Fabienne D. berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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