Mein Reisetagebuch
La Paz - Sucre: Planänderung
11.12.11, Sucre
Der Tag startete und endete anders wie gedacht. Ich stand mit dem Wecker von Judith auf, da mein Iphone gestern als Musikanlage gebraucht wurde und darum kein Akku mehr hatte. So kam es, dass ich (meines Erachtens) zu spät aufstand um meinen Rucksack fertig zu packen, eine Dusche zu nehmen und das Frühstück vorzubereiten. Gleich bei meinem Aufstehen, sprach mich Linde an, guckte ganz blass aus dem Bett und meinte, sie könne nicht mit zum Trekk kommen. Erstaunt fragte ich, was los sei. Sie erklärte, dass sie die ganze Nacht erbrochen hätte, unter Bauchschmerzen litt und daher kaum geschlafen hätte. Nach einem kurzen Gespräch mit Judith und Claith, entschieden wir trotzdem zum Trekk zu gehen. Ich stresste also ziemlich umher um den Fruchtsalat zu schneiden, frische Brötchen holen zu gehen und Linde einen Tee zu bringen. In den letzten 15 Minuten sass ich essend am Frühstückstisch und bekam auch sogleich Gesellschaft von Judith und Claith. Sie meinten, es gäbe eine weitere schlechte Nachricht: Paul könne wohl auch nicht mitkommen. Er hatte vor ein paar Tagen seinen Zeh extrem angeschlagen, so dass dieser nun stark angeschwollen und blau ist. Die Schmerzen hatten nun bis zum humpeln zugenommen. Etwas verspätete, läutete Pablo an der Hostaltür. Ich informierte ihn sogleich, dass die zwei Ausfallen, wir den Trekk aber trotzdem gerne machen würden. Es wäre durchaus möglich gewesen den Trekk durchzuführen, hätte jedoch die Konsequenz gehabt, dass der Preis wieder um 40 Bolivianos stieg. Nach einer kleinen Diskusion entschieden wir uns, den Trekk zu verschieben. Zum Einen war es vor allem Judith's Wunsch gewesen die Tour zu machen, zum anderen würden wir uns die Preiserhöhung sparen, wenn wir ein paar Tage später vollzählig sind. Da Lucie und Judith am Montag abreisen möchten, wird Judith aber leider nicht teilnehmen. Ihr schien es aber nicht so wichtig, die Dörfchen gesehen zu haben und verzichtete darum ohne Probleme darauf. So hoffen wir, dass es allen am Montag gut geht und wir beim zweiten Anlauf mehr Erfolg haben werden. Wir legten uns alle noch einmal ins Bett, lasen und dösten.
Ich muss sagen, dass ich mir überhaupt nicht wirklich bewusst bin, dass bald Weihnachten ist. Es ist weder vormittags noch abends früh dunkel, es ist nicht kalt, es hat keinen Schnee und die Weihnachtsdekoration in den Läden ist dezent oder unwirklich. Dass wohl einzige Anzeichen für Weihnachten, sind die Panetones, die überall verkauft werden. Um nun aber etwas in Weihnachtsstimmung zu kommen, wollte ich unbedingt Kekse backen. Ich liebe das alljährliche "Güetzle" (backen) und hatte nun vor, an diesem ungeplant "freien" Tag, das Keksebacken in Anlauf zu nehmen.
Nachdem ich mich für Spitzbuben (Johannes-Plätzchen) entschieden und die Zutaten heraus gesucht hatte, machte ich mich auf den Weg zum Markt. Luc und Paul schlossen sich mir an. Auf dem Weg dorthin traffen wir auf Lucie und Judith, welche kurzerhand mitkamen. Auch heute Abend wollten wir wieder zusammen kochen und kauften dafür Reise, Hühnchen und Gemüse ein. Zu guter Letzt bekam ich alle meine gesuchten Zutaten zusammen und gar ein Ausstechform-Set (dummerweise muss ich die nun die nächsten Monate mit mir mit herum schleppen ).
Wieder im Hostal bereitete ich den Keksteig zu. Paul stand mir zur Seite und nahm meine Anweisungen entgegen. Ich stellte ihn 45 Minuten kühl, bevor ich mit dem Auswallen und Ausstechen begann. Da wir gestern miterleben durften, wie schlecht der Ofen funktioniert, zündete ich ihn bereits 50 Minuten vor Gebrauch an. Nicht dass ihr denkt ich sei zu den Pyromanen über gegangen; wie die meisten Herdplatten und Öfen, geht auch dieser mit Gas
Es machte voll Spass in Gesellschaft der anderen Hostelmitbewohner die Kekse zuzubereiten. Niemand wollte wirklich mithelfen, jeder war aber total begeistert von der Idee und schaute interessiert zu. Ich musste bei der ganzen Prozedur etwas improvisieren. Die Weinflasche wurde zum Walholz umfunktioniert, die Dicke des Teiges wurde Handgelenk mal Pie gewählt (sie war schlussendlich stets zu dick ) und das Loch in der einen Kekshälfte wurde mit einem Trichterende gestochen. Komischerweise waren die Kekse dann aber doch ziemlich rasch fertig gebacken und kamen für die Improvisation durchaus hübsch heraus. Nach Fertigstellung wollten sich natürlich alle darauf stürzen und meine Kunstwerke sogleich zerstören. Ich verbot es und wollte sie erst zur Nachspeise anbieten.
Das heutige Abendessen wurde das bisher Beste. Beim Schnibbeln, übernahm ich die Peperoni (Paprika) und zwei kleine Peperoniähnliche Dinger. Ich schnitt zuerst die kleine Peperoni und gab Paul einen Teil um diesen zu probieren. Gleichzeitig stecke ich mir selber ein ganz kleines Stückchen ins Mund. Keine Sekunde später, spuckten wir beide das Stück wieder aus und schauten uns schockiert an. Obwohl ich es nur an der Zungenspitze gehabt hatte, brannte nun meine ganze Zunge, die Lippe fühlte sich etwas taub an und die Tränen schossen aus den Augen. Mit Milch versuchten wir den Schmerz zu ersticken, hatten dann aber mehr Erfolg mit abwarten. Nach dem Schock, machten wir uns ans Kochen. Vor allem Paul, Luc und ich übernahmen die Zubereitung des Abendessens, währenddem uns die anderen zuschauten. Wir zauberten eine Gemüse-Poulet-Kokosnuss-Curry-Sosse her und reichten diese mit Reis. Zum Dessert wurden alle meine selber gemachten Kekse weggefuttert - echt lecker
Für Morgen hatten wir geplant zum Markt Tarabuco zu fahren und darum um 8.30 Uhr den Bus zu nehmen. Die Anderen wollten alle noch ausgehen. Ich verzichtete darauf und blieb im Hostal, bis ich mich gegen Mitternacht hinlegte. Linde ging es abends schon etwas besser, war aber immer noch schwach und hatte kaum Appetit.
Aufbruch: | 21.07.2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2012 |
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien