Mein Reisetagebuch
Huacachina - Nazca: Cahuáchi, Muesum M. Reich, Nazca Linien
31.10.11, Nazca
Wir erhielten das Frühstück bei den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen. Um 9.00 Uhr kamen uns ein Taxifahrer und der Guide abholen. Der erste Halt war beim Cahuáchi-Tempel. Der Guide namens Francesco war super engagiert. Er lebt seinen Beruf total aus und erklärte mit Begeisterung dies und jenes über Nazca, die Natur und die Kultur. So machten wir auf dem Weg zu den Pyramiden einen Stopp bei einer Baumwollanlage wo er uns kurz die verschiedenen Blütenstufen zeigte oder beim Baum Huarango welcher zum Bau der Tempelanlage gebraucht wurde.
Cahuáchi war ein religiöses Zentrum der Nazca-Kultur welche sich über eine Fläche von 24 m2 hinaus erstreckte. Man sagt es sei mit seinen über 30 Pyramidentempel einer der grössten präkolumbianischen Zeremonialstätten überhaupt. Es besteht die These, dass Cahuáchi ein Pilgerzentrum war, wo Priester, Wahrsagungen und Prophezeiungen tätigten. Zudem kann man diesen Ort wohl auch als Friedhof bezeichnen. Hier wurden nicht nur die Könige mumifiziert und begraben sondern jeder der Bevölkerung. So fand man viele Mumien im Untergrund. Eine davon ist im Museum der Maria Reiche ausgestellt.
Der Tempel besteht aus Lehmziegel die anscheinend nach einem bestimmten Muster verbaut wurden. Die Mauern hatten eine Höhe von 3m und eine Dicke von 1 bis 2m. Häufig wurden Stützpfeilern aus dem Huarangobaum eingebaut. Dieser Baum wurde ebenfalls für die Balken des Daches gebraucht. Auf diesen legten sie danach Schilf.
Man vermutet, dass Cahuáchi durch einen Mega-Niño zerstört wurde. El Niño ist eine Naturkatastrophe die auch noch heute etwa alle zwei bis sieben Jahre auftritt. Es handelt sich dabei um eine Temperaturschwankung des östlichen pazifischen Ozeans welche zu verheerenden Regenfällen und Fluten an der Küste Perus führt.
Die Menschen der Nazca-Kultur glaubten, dass die Götter sie mit den heftigen nicht enden wollenden Regenfällen bestrafen möchten. So machten sie die heiligen Götter für die Zerstörung der ihnen geweihten Tempel verantwortlich. Durch das Unwetter und die dadurch entstandenen Überschwemmungen stürzen die Tempeldächer ein und vernichtete die Mauern und Säulen.
Die Bevölkerung wollte durch verschiedene Aktionen die Götter beruhigen. So wurde beispielsweise versucht der Tempel mit Grossfeuern zu vernichten. Danach wurden die Trümmer des Tempels mit Material aufgefüllt und die ganze Tempelanlage mit einer Tonschicht versiegelt. Dies macht nun die Arbeit für die Archäologen schwieriger und mühsamer.
Der Tempel wurde unter der Leitung eines Italieners in den 80er und 90er ausgegraben und zum Teil rekonstruiert. Auch heute kommen mehrmals im Jahr Forscher um am Cahuáchi zu arbeiten. Leider braucht es eine spezielle Erlaubnis um dort forschen zu können - häufig werden diese auch durch Korruption erlangt.
Wir konnten die Anlage leider nur von Aussen betrachten, da es Verboten ist das Gelände zu betreten. Trotzdem fand ich die Pyramiden sehr interessant und beeindruckend. Auch jetzt findet man immer noch Topfscherben im Sand und kann erhaltene Mauern begutachten.
Nahe der Nazca-Linien besuchten wir das Museum der Maria Reiche. Es befindet sich im ehemaligen Haus der im 1998 verstorbenen Wissenschaftlerin. Sie hatte jahrelang die Nazca-Linien untersucht und erforscht. Im Museum sah man Dokumente ihrer Arbeit und Theorien wie diese entstanden sind. Zudem sah man eine Mumie welche in den Cahuáchi-Tempel gefunden worden ist. Da sie durch die Mineralie im Wüstenboden all die Jahre konserviert wurde, hat sie noch die ganze Haut (mit Tatoos), ihre Haare und die Zähne.
Die Linien erstrecken sich über 500km2 in der trockenen, steinigen Pampa Colorada. Es ist immer noch ein Mysterium, wie die 800 geraden Linien, 300 geometrischen Figuren und etwa 70 Tier und Pflanzenzeichnungen entstanden sind. Maria Reiche stellte die Theorie auf, dass die Linien durch Menschenhand (durch die Nazca-Kultur) angefertigt und später von Wari-Siedlern ergänzt wurden. Die von der Sonne dunkel gefärbten Steine wurden vom Wüstenboden an beiden Seiten der Linien gestapelt. Dazwischen ist der helle gipshaltige Boden zu sehen. Sie glaubte, dass die Linien einen astronomischer Kalender darstellte und sah Zusammenhänge zwischen den Sternen, der Sonne und den Linien. An weiteren Thesen über die Entstehung der Scharrbilder mangelt es nicht. Eine der wohl bekannteste, wurden vom Archäo-Phantasten Erich von Däniken aufgestellt, der behauptete, die Zeichnungen und Linien wurden von Ausserirdischen erstellt.
Die neuste Theorie wurde von einem deutsch-schweizer-peruanischen Team aufgestellt. Sie haben herausgefunden, dass die Linien einst als Prozessionswege für rituelle Veranstaltungen angelegt wurden. Da aus zeremoniellen Gründen, viele Leute auf den Linien gelaufen seien, bestünde nun die starke Bodenkompression. Bei ihren Untersuchungen, entdeckten die Wissenschaftler bislang verborgene Altäre und Opfergaben an den Eckpunkten der Bodenzeichnungen. Ihre Erklärung für die immens langen und geraden Linien sehen sie in den gefundenen 10m langen Pfählen. Die Pfähle sind typisch dekoriert und wurden wohl als Bauhilfe der Zeichnungen gebraucht.
Es wird wohl noch lange dauern, bis aber wirklich bewiesen wird, warum und wie die Linien gezeichnet wurden.
Mit dem Auto fuhren wir vom Museum zu einem Aussichtsturm. Hier sahen wir zwei Zeichnungen: die Hand und den Baum. Die Zeichnungen sind nicht wirklich gross und bestehen aus nur ca. 20cm breiten Linien. Unser Guide erklärt, dass die Linien durch den eisenhaltigen Boden und die enorme Hitze all die Jahre bestehen konnte. Für mich ist es aber extrem schwierig vorzustellen, dass solche Linien dem Sand und Wasser widerstreben konnten. Auf einem Hügel konnten wir danach noch die extrem senkrecht laufenden Linien begutachten.
Nach 2 Stunden Tour kamen wir wieder im Hostel an. Obwohl wir uns nicht stark körperlich angestrengt hatten, waren wir durch die enorme Hitze und die ganzen Infos durch den Guide ziemlich erschöpft.
Wir nahmen eine kühle Dusche und packten unsere Rucksäcke. Nach einer kurzen Erholpause klapperten wir die verschiedenen Busgesellschaften für eine Nachtbusfahrt nach Arequipa ab. In Ecuador waren alle Gesellschaften am Terminal vertreten; hier in Peru muss man zu jeder einzelnen Agentur laufen und nachfragen gehen- echt mühsam. Schlussendlich mussten wir feststellen, dass doch nur die teure Cruz del Sur zu einer anständigen Zeit nach Arequipa fuhr. Alle anderen Gesellschaften hatten andere Fahrtziele oder fuhren so früh ab, dass wir mitten in der Nacht in Arequipa angekommen wären. Wir kauften also für 85 Sol ein Ticket für die Fahrt um 22.00 Uhr.
Bis dahin liefen wir noch etwas durch Nazca und suchten ein Restaurant. Wir merken nun, im touristischen Süden von Peru, dass die Preise ansteigen. Wo wir im Norden noch für umgerechnet 2 Franken ein Menü erhielten, bezahlen wir nun im Süden bis zu 8 Franken. Als wir wieder zum Hostel zurück liefen, konnten wir alle die verkleideten Kinder begutachten. Halloween ist auch nach Peru herüber geschwappt. So sahen wir Spidermans, Prinzessinnen, Schlümpfe, Feen, Clowns etc. auf den Strassen nach Süssigkeiten betteln.
Im Hostel fuhr uns gratis ein Typ vom Hostel zum Terminal. Eigentlich wäre der Weg nicht weit gewesen, da das Hostel in einer Zwischenstrasse liegt, war es uns dann doch lieber mit dem Auto zu fahren.
Wir erhielten im Bus wieder Decken und Kissen zum Gebrauch und ein Sandwich zum Abendbrot. Die neunstündige Fahrt startete um pünktlich um 22.00 Uhr.
Aufbruch: | 21.07.2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2012 |
Peru
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