Mein Reisetagebuch
Trujillo - Caraz: Santa-Cruz-Route
Die Santa Cruz Route führt durch das Quebrada-Santa-Cruz-Tal bis zum Punta-Unión-Pass. Auf der anderen Seit geht es abwärts in die Quebrada Huarípapa. Diese Route zählt zu einer der international beliebtesten Trekkingtouren in Peru. Der ganze Weg ist gut beschildert - sich zu Verlaufen ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Man kann noch jenste Abzweigungen nehmen um verschiedene Lagunen anzuschauen oder sonstige Abstecher zu machen.
Durch beide Täler fliessen schöne aber eiskalte Flüsse. Im Santa-Cruz-Tal passiert man immer wieder Lagunen und zahlreiche Wasserfälle. Ausserdem kann man die verschiedenen Gipfel der Cordillera blanca bestaunen. Dafür ist die Landschaft eher etwas karger und trockener wie im Quebrada Huarípapa. Mir persönlich hat die Landschaft im Qeubrada Huarípapa etwas besser gefallen, da sie grüner und vielfältiger war.
Man startet in Cashapampa (2900m) und läuft ca. 50 km bis nach Vaqueria (3700m). Wenn man möchte, kann man ein Esel inkl. "Arriero" mieten. Dieser trägt einem das Gepäck hinauf, stellt einem das Zelt auf, hilft beim Kochen etc. Für uns kam eine geführte Tour inkl. "Eseli" nicht in Frage - für so was sind wir zu stol
1. Tag
Strecke: 10km, + 900 Höhenmeter, Camp auf 3850m
Zeit: im Schnitt 4-5 Stunden / Unsere Zeit: 4 Std. 20 Min.
Wetter: Sonnenschein bis bewölkt
Mahlzeiten:
- Frühstück im Café de Rat
- Sandwich aus dem Restaurant La Terraza
- Ramen Suppe
Unser Tag startete um 6.30 Uhr. Wir packten unsere letzten Sachen zusammen und brachten diese zum Pony Expeditions. Dort trafen wir dann auch wieder Adrien, mit welchem wir gleich oberhalb des Büros im "Café de Rat" frühstückten.
Mit 15 kg am Rücken liefen wir zum Kollektivtaxi. Für 8 Sol pro Person wurden wir nach Cashapampa gefahren. Die Fahrt war ein Abenteuer für sich. Ein Wunder das das Auto noch fuhr: die Türen konnten nur mit Mühe geöffnet, geschweige denn geschlossen werden. Ein Riss zierte die Frontscheibe, welche bereits an der einen Ecke ein Glücksschwein aufgemalt bekommen hatte. Schlussendlich sassen Noe und ich mit einem älteren Herren und einem weiteren Mann, mit Kind auf dem Schoss, auf dem Rücksitz. Adrien musste sich den Vordersitz mit einem Jugendlichen teilen. Es schien also für alle beteiligten nicht wirklich bequem zu sein. Wie dem auch sei, nach 1 Stunde kamen wir in dem kleinen Dörfchen an.
Wir mussten uns registrieren und die Parkeintrittsgebühren von 65 Sol bezahlen. Danach fing der Spass an:
Der Weg war angenehm breit und ging die ersten 2 Stunden stetig bergauf. Es hatte glücklicherweise aber immer vereinzelte flache Meter, welche einem kurz eine Erholungspause brachten.
Auf dem letzten harten Abschnitt lernten wir einen Kanadier (Quebec) kennen. Yves ist 54 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh! Er lebt in Montreal und spricht daher Französisch, perfekt Englisch und hat Spanisch studiert. Wir unterhielten uns kurz mit ihm, bis er fragte ob er sich bei uns anschliessen dürfe. Als wir den schlimmsten Teil geschafft hatten, gönnten wir uns eine Mittagspause. Yves lief derweil weiter, war zum Schluss dann aber doch nur 5 Minuten schneller beim Camp wie wir .
Der zweite Teil war angenehmer zum Laufen. Es ging immer noch stetig aufwärts, aber weniger steil und mit mehr flachen Abschnitten. Nach 4h und 20 Minuten erreichten wir erleichtert das Camp. Yves hatte uns ein schönes Plätzchen für unsere Zelte reserviert, welches wir gerne annahmen. Ab da an, trekkten wir die nächsten Tage zu viert weiter . Ich muss sagen, wir hatten nie wirklich Schwierigkeiten einen Zeltplatz zu finden - in allen Camps waren so gut wie keine anderen Personen vorhanden.
Zum ersten Mal in meinem Leben, stellte ich selbständig ein Zelt auf *stolzbin* Es klappte alles prima, bis wir feststellten, dass keine Heringe vorhanden sind. Entweder wurden diese von Alfredo (Typ vom Pony Expeditions) vergessen einzupacken oder sie sind auf dem Hinweg hinausgerutscht. Glücklicherweise hatte Adrien genug dabei und auch Yves konnte uns einen ausleihen.
Nachdem alles parat war, ruhten wir uns etwas aus. Gegen 17.00 Uhr kochten wir unser Wasser für die Ramen Suppen. Je später es wurde, desto mehr sanken die Temperaturen. Um uns warm zu halten spielten Noe und ich Rennspiele und konnten uns zum Schluss kaum noch halten vor Lachen. Yves offerierte uns dann noch einen Schluck Alkohol, welcher uns jedoch auch nicht wirklich Wärme schenkte.
Um 19.00 Uhr war es dann definitiv dunkel und kalt. Wir verkrochen uns alle erschöpft in unsere Zelte.
2. Tag
Strecke: 14km, + 400 Höhenmeter, Camp auf 4250m
Zeit: im Schnitt 4-5 Stunden / Unsere Zeit: 4 Std. 30 Min.
Wetter: bewölkt
Mahlzeiten
- Rühreier mit Tomaten und Trutenaufschnitt, Brot
- Sandwich mit Trutenaufschnitt, Tomate und Senf
- Teigwaren und Tomatensosse mit frischem Gemüse (Erbsen und Karotten)
Die Nacht war kalt und lang. Ausserdem hatten wir von der Höhe her Magenschmerzen welche uns vom Schlafen abhielten. Als ich irgendwann alle Kleider die ich dabei hatte (Top, T-Shirt, Langarmshirt, Softgeljacke, Winterjacke/Leggins, Hosen, Regenhosen) angezogen hatte und die Regenjacke um die Füsse schnürte, schlief ich endlich ein.
Morgens brieten wir - zur Verwunderung von Yves - unsere mitgebrachten Eier mit frischen Tomaten und dem Aufschnitt an. Mit dem Rest bereitete ich uns're Sandwiches vor.
Nun hiess es schon wieder: Zelte abbauen und packen. Gegen 9.20 Uhr liefen wir weiter. Es ging für ca. 2.5 Stunden alles flach geradeaus. Bevor es wieder einen Aufstieg gab, machten wir unsere Mittagspause. Danach marschierten wir für ca. eine Stunde wieder ziemlich steil den Berg hinauf bis es weitere 60 Minuten etwas leichter bergauf ging.
Gegen 14.00 Uhr kamen wir bereits beim nächsten Camp an. Hier herrschte kein Feuerverbot, so dass wir sogleich nach dem Zeltaufbau Holz suchten.
Adrien und Yves hatten wohl noch zu wenig Bewegung und liefen noch einen anderen Hügel hinauf.
Als sie zurück waren, fingen wir an das Feuer herzurichten. Hierfür opferte Yves extra Seiten aus seinem mitgenommenen Buch Yves kochte über der Feuerstelle währenddem wir unsere Pasta mit dem Gaskocher gar kochten. Da alle Kochutensilien gemietet waren, wollten wir das Risiko nicht eingehen, die Schwärze des Feuers nicht mehr ab den Kochtöpfen zu bekommen. Zudem war das Wasser des Flusses extrem kalt. Nach lediglich 5 Minuten Abwasch schmerzen einem die Finger und hatten kaum noch Gefühl.
Als es dunkel wurde, wärmten wir uns weiter am Feuer. Es war extrem schön, in der Natur ins Feuer zu starren und sich zu wärmen. Irgendwann holte Adrien noch seine Mundharmonika und spielte uns seine drei gelernten Musikstücke vor Es schien ihm wegen der Höhe aber nicht ganz einfach zu fallen genügen Atem dafür zu haben.
Als die Müdigkeit Überhand nahm, verabschiedeten wir uns und krochen in die Schlafsäcke.
3. Tage
1. Teil
Strecke: 2-3 km, + 550m, Pass auf 4750m
Zeit: im Schnitt: 2-3 Stunden/ Unsere Zeit: 2.5 Stunden
2. Teil
Strecke: 8 km, - 1000m, Camp auf 3750m
Zeit: im Schnitt: 5-6 Stunden/ Unsere Zeit: 3.5 Stunden
Wetter: bewölkt, Schnee
Mahlzeiten:
- Haferflocken mit Apfel, Zimt und Zucker
- Sandwich mit harter Avocado und Wurst, Mandarine
- Spargelsuppe, Teigwaren an Tomatensosse
Nach einer eiskalten Nacht mit kaum Schlaf brach der dritte Tag an. Nebst dem, dass Noe und ich kaum geschlafen hatte, wurde Adrien von Bauchkrämpfen geplagt und musste nachts sogar erbrechen. Der vor uns stehende Aufstieg zum 4700m hohen Pass, schien also für alle eine Herausforderung.
Durch die Glut von gestern Abend, konnte Yves nochmalig ein schönes Feuer entfachen. Eigentlich wollten wir heute Pancakes mit den restlichen Eiern und dem mitgebrachten Mehl machen. Da wir das Gefühl hatten, zu wenig Energie für den heutigen Tag zu bekommen, änderten wir unser Menüplan und machten die Haferflocken. Nach dem Frühstück, begrüsste uns dann doch noch die Sonne für ein paar Minuten. In diesen brachen wir unsere Zelte ab und konnten uns etwas aufwärmen.
Danach hiess es für 2,5 Stunden steil den Berg hinauf laufen. Obwohl der Rucksack durch die gegessenen Nahrungsmittel an Gewicht verloren hatte, schien er immer noch unangenehm schwer. Die ersten 2 Stunden hatte ich einen guten Laufrhythmus gefunden und kam stetig und effizient vorwärts. Plötzlich rief mir Noe zu, sie bräuchten die Magenglobuli aus meiner Reiseapotheke, da Adrien so Bauchschmerzen hatte. Ich wartete also ein paar Minuten bis sie mich eingeholt hatten. Diese Pause war der grösste Fehler überhaupt. Danach war jeder Schritt die Hölle. Ich merkte mit jedem Meter wie sich meine Muskeln anspannten und mein Blutzucker in den Keller flog. So fiel ich von der Führungsposition zum letzten Platz und quälte mich die letzten 30 Minuten zum Punta-Unión-Pass hinauf. Es gab wirklich einen Moment wo ich den Tränen nahe war und mich fragte warum ich mir dies antue. Doch der Wille siegte und lies mich, mich weiter hinaufkämpfen.
Oben angekommen, fielen wir uns alle in die Arme und gratulierten uns zu unserem erfolgreichen Aufstieg. Wir standen auf 4760m über Meer, über dem Tal. Es war ein tolles Gefühl
Um uns zu stärken, assen wir etwas windgeschützt unser Mittagessen. Als es zu schneien anfing und es richtig kalt wurde, machten wir uns auf den Abstieg.
Uns kamen immer wieder Leute entgegen, die die Santa-Cruz-Route von der anderen Richtung her machen. Ich würde dies niemandem empfehlen! Wir liefen ganze 3.5 Stunden die 1000 Höhenmeter den Berg steil hinunter. Die Personen die die Route von Vaqueria her machen, müssen diese 1000m an einem Tag hinaufsteigen und gleichentags den Pass wieder hinab laufen - dies muss höllisch sein!
Im Camp waren wir nur noch auf 3750 m. Es war etwas wärmer, so dass wir unser Feuer erst machten, als es eindunkelte. Wir blieben noch lange am Feuer sitzen, wärmten uns und diskutierten miteinander.
4. Tag
Teil 1
Strecke: 5km, - 350m
Teil 2
Strecke: 3 km, + 250 m
Zeit: 3 Stunden/ Unsere Zeit: ca. 2.5 Stunden
Wetter: Regen, bewölkt
Mahlzeiten:
- Haferflocken mit Apfel, Zimt und Zucker
- Brot mit Mandarine
- in Caraz
Noe und ich hatten diese Nacht beschlossen unsere Schlafsäcke zu teilen und à la Sandwich im Zelt zu schlafen. Wir gaben uns so zwar gegenseitig warm, wurden aber leider stets von den Bewegungen des anderen wach. Um auch wirklich keine Campingerfahrung auszulassen, fing es in der Nacht noch an zu regnen. Da unser Zelt anscheinend nicht dicht war (oder nicht optimal aufgestellt war !?), floss eine Wasserstrasse durch das Zelt. Die bewirkte natürlich, dass sich der untere Schlafsack teilweise mit Wasser aufsog.
Morgens regnete es immer noch und war dem entsprechend kalt. Da wir so wenig Zeit mit frühstücken verbringen wollten wie nur möglich, fielen auch heute die Pancakes, im wahrsten Sinne des Wortes, ins Wasser. So machten wir nochmals Haferflocken. Nach dem Essen, packten wir unsere Sachen und versuchten diese so trocken wie möglich im Rucksack zu verstauen.
Bei unserem Aufbruch, regnete es zwar kaum noch. Die ganze Wanderng hindurch wurden wir jedoch von Regenschauern überrascht. Wir merkten eindeutig, dass die Beine schwerer waren wie die letzten Tage. Glücklicherweise ging es zuerst nur flach oder nur ganz leicht hinauf. Nach 2 Stunden kam ein kurzes stark steiles Stück. Als wir dies bewältigt hatten, standen wir bereits auf der Strasse auf welchem ein Sammelbus auf uns wartetet (er hatte uns von oben her gesehen). In einem höllischen Regen, liessen wir unsere Rucksäcke auf den Bus buxieren und stiegen ein.
Der Fahrer erzählte, dass wir Glück gehabt hätten. Obwohl wir gegen 13 Uhr bei der Strasse waren, sei er der letzte Sammelbus. Und dies auch nur, weil er sein Auto nicht voll bekommen hatte und nochmals ein Stück weiter runter gefahren sei. Keine Ahnung wie wir ohne ein Kollektivbus nach Caraz zurück gekommen wären... Laut Alfredo fahren nämlich zwischen 13.00 und 14.00 Uhr die Sammelbusse.
Wie dem auch sei: wir haben ihn erwischt und fuhren für ca. 3,5 Stunden über den Pass, über die Llanganuzo-Seen nach Yungay. Die Fahrt war scheusslich! Wir stiegen auf 4000m hinauf und waren durch den nächtlichen Regen von Schnee umhüllt. Es war ein komisches Bild, die noch vor einigen Tagen schön türkisfarbenen Seen in einem tristen grau-blau und die Bäume von Schnee bedeckt zu sehen. Das Auto war nicht dicht und lies uns deshalb vom kalten Fahrtwind teilhaben - es war höllisch kalt.
In Caraz zurück, machten wir zuerst einen Abstecher zum Pony Expeditions. Wir gaben alle unsere Utensilien ab und nahmen unser deponiertes Gepäck in Empfang. Yves hatte erzählt, dass er in der Jugendherberge (Los Pinos), welche bei unserer Ankunft voll war, untergekommen und sehr zufrieden sei. Noe, Adrien und ich liefen also nochmals zu diesem Hostel um allenfalls dort eine Unterkunft zu bekommen.
Uns wurde zwar mitgeteilt, dass sie noch Platz hätten, aber pro Doppelzimmer und Person 35 Sol verlangen. Dies ist definitiv überdurchschnittlich und war daher für keinen von uns zufriedenstellend. Adrian machte sich zu Fuss auf die Suche nach einem anderen Hostel, währenddem Noe und ich ein Tricicleta nahmen. Schlussendlich kamen wir im Hostel Quespisisa unter. Es scheint sauber und hat - man kann's kaum glauben - wahrhaftig warmes Wasser! (15 Sol/Pers.)
Nach vier Tagen ohne duschen, stanken wir alle nach Schweiss, Rauch, Dreck, Sonnencreme und Deo. Wir genehmigten uns daher als Erstes eine erfrischende Dusche. Unsere dreckigen Kleider konnten wir glücklicherweise im Hostel zum waschen abgeben.
Um 19.00 Uhr trafen wir uns mit Yves und Adrien im "La Terraza". Wir assen zum Abschluss alle zusammen zu Abend. Wir waren zwar alle ziemlich k.o., hatten aber eine angenehme Unterhaltung. Plötzlich sah Noe am Nachbartisch ein bekanntes Gesicht. Ich sprach ihn an und wie gedacht, sass Ben - der Engländer welche wir auf dem Ausflug nach Kuélap kennen gelernt hatten - vor uns. Er setzte sich an unseren Tisch und erzählte ein wenig von seiner Reise. Die ganze Unterhaltung war super entspannt und amüsant. Irgendwann fingen die Angestellten an, die Tische zusammen zu stellen und gaben uns so indirekt zu verstehen, dass wir langsam zu verschwinden haben. Wir machten noch kurz ein Abschiedsfoto und verabschiedeten uns alle von einander. Ein toller Trip, mit schönen neuen Bekanntschaften ging zu Ende....
Schnellen Schrittes liefen wir zu unserem Hostel und fielen auch sogleich mehr tot wie lebendig ins Bett.
Aufbruch: | 21.07.2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2012 |
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien