Mein Reisetagebuch
San Fernando - Talca: Nationalpark Altos de Lircay
29.01.2012, Nationalpark Altos de Lircay
1. Trekktag: Parkeingang (Nr. 1) bis zur Lagune del Alto (Nr. 6)
Der Wecker klingelte um 7.00 Uhr früh. Ich qäulte mich unter die Dusche währrenddem Kevin wie immer seine 10 Minuten-mehr-Schlaf genoss. Wir frühstückten zusammen und gingen um 7.30 Uhr los. Ich hiefte meinen verhältnismässig leichten, aber doch merkbaren Rucksack auf meinen Rücken. Um 8.00 Uhr standen wir beim Busbahnhof. Wir mussten nicht lange warten, bis der Bus in Richtung "Vilches Alto" abfuhr. Wir bekamen beide nichts von der Fahrt mit, da wir tief und fest schliefen.
In Vilches Alto standen wir plötzlich auf komischen hellbraunem staubigen Boden. Wir realisierten schnell, dass es sich bei diesem "Staub" um Asche handelte. 1932 brach der Vulkan namens "Descabezado Grande" aus und lies das Grün des Parkes unter einer Ascheschicht verschwinden. Mit jedem Schritt stampfte man Staub auf welche die Schuhe und die Hosen von einer Minute zur anderen in eine braune Hülle tauchte. Bevor wir überhaupt mit dem Trekk starteten, mussten wir 2 km zur Administration hinauf laufen, was uns bereits ziemlich ins Schwitzen brachte.
Bei der Administration mussten wir uns registrieren und unsere Kochmöglichkeit vorweisen. Zum guten Glück vergass die Dame während des Erklärens der verschiedenen Route, unser Rechaud zu kontrollieren. Wir kochen nämlich mit Kevin's selber hergestellten Rechaud, welches mit Benzin angezündet wird. Im Grossen und Ganzen also eigentlich sicher aber sicherlich nicht in der Norm um in einem waldbrandgefärdeten Gebiet zu kochen. Detlef hatte uns gestern vorgeschlagen, die erste Nacht bei der Lagune zu verbringen und die zweite Nacht im Camping 2. Nun erklärte die Frau, dass man lediglich im Camping 1 oder 2 übernachten dürfe. Man müsse also in einem ganzen Tag die 9-stündige Wanderung zur Lagune und dem Enladrillado hinter sich bringen, ohne irgendwo in diesem Rundgang übernachten zu dürfen. Wir waren unschlüssig was wir nun machen würden und wollten uns während des Trekkens entscheiden.
Bereits nach 5 Minuten wandern, kam eine Abzweigung links in den Wald hinein. Wir wussten nicht ob dies der richtige Weg war, entschieden aber diesem einmal zu folgen. Es ging bergab was uns ziemlich suspekt vorkam. Trotzdem liefen wir weiter, bis wir zu einem wunderschönen Aussichtspunkt kamen. Es stellte sich heraus, dass wir einen Rundweg durch den Wald gemacht hatten um schlussendlich wieder auf der anfäglichen Strasse zu landen.
Während des wandern trafen wir immer wieder auf andere Personen und gar Gruppen die an der Lagune gecampt hatten. Obwohl es verboten ist, wird also weder kontrolliert noch verwarnt wo man campt. So entschlossen wir, ebenfalls gegen die Regeln zu verstossen und unser erstes Camp bei der "Laguna del Alto" aufzuschlagen. Der Weg dorthin war steil und hart. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Anfangs stiegen wir im Schutz des Waldes steil den Hügel hinauf. Der Weg war aber nicht einfach nur steil, er war super steil! Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken ein echter Kampf. Kevin schwitzte trotz des Schattens so extrem, dass er regelmässig ausrief, dass ihm die Sonnencreme in den Mund floss . Als wir das Gefühl hatten, endlich fast auf dem Hügel zu sein und eine wunderbare Aussicht hatten, ging der Weg weiter um den Hügel herum und wieder steil hinauf. Dies nun aber in der prallen Sonne. Wir stiegen bis ganz hinauf und stellten ernüchternd fest, dass nur leichten Abstieg mit folgendem Aufstieg lag. Danch hatten wir dann aber endlich einen tollen Ausblick auf die Lagune. Sie befindet sich in einem Art Bergkessel, welchen man während ca. 20 Minuten steil hinab steigen muss. Nach einem 3stündigen super anstrengenden Marsch kamen wir dann endlich unten an. Wir instalierten unser Zelt und gingen ins warme Seewasser. Bis zu den Oberschenkel hinauf war ich voll mit Aschenstaub welcher sich nur mit Mühe abwaschen lies. Ich wäre am liebsten ganz ins Wasser gestiegen. Der heftige kühle Wind hielt mich aber dann doch davon ab. Während des Kochens waren es genau diese Böen, die unser Rechaud dauernd zum flackern brachte. Trotzdem hatten wir kurze Zeit später einen Teller mit warmen Teigwaren und Tomatensosse in den Händen. Nach dem Essen war ich noch müder wie vorher und fror durch den kalten Wind. Ich machte mich bettfertig, mit der Absicht mich ins Zelt zu verziehen und in meinen Buch zu lesen (Jaaa, trotz allem habe ich mein super dickes, schweres Buch mitgeschleppt). Kevin hatte bereits nachmittags Bauchschmerzen und fühlte sich immer schlechter. Daher leistete er mir im Zelt Gesellschaft und schlief auch sogleich ein (19.00 Uhr!!). Gegen 20.15 Uhr schloss dann auch ich die Augen. Die Nacht war etwas turbulent. Die Windböen bliesen auf unser Zelt und liesen uns aufwachen. Es war super stürmisch und wurde echt kalt. Trotz unseren -10 Grad warmen Schlafsäcken, hatten wir teilweise etwas kühl.
30.01.2012, Nationalpark Altos de Lircay
2. Trekktag: Lagune del Alto (Nr. 6) über Enladrillado (Nr. 8) bis Campamento 2 (Nr. 7)
Kevin stand bereits früh auf und machte es sich am Ufer des Sees gemütlich. Ich erwachte kurz darauf und hatte schon die Befürchtung, dass es ihm schlechter ging und wir unseren Trekk abbrechen mussen. Zum guten Glück war er aber wieder heil auf und litt durch den Tag lediglich noch unter gelegentlichen Bauchschmerzen.
Auch jetzt blies uns der Wind noch um die Ohren und lies uns in die warmen Kleider hüllen. Das Frühstück bestand aus Brot, Konfitüre, Käse und Salami. Satt packten wir das Zelt zusammen und bereiteten uns mental auf den bevorstehenden Aufstieg vor. Es war echt demotivierend, früh morgens mit einem 40minütigen super steilen Aufstieg starten zu müssen. Oben angekommen, hatte ich meinen dünnen Pulli durchgeschwitzt und zog ihn aus. Keine 5 Minuten später zog ich ihn wieder an: auf dem Weg hinunter zu einem Feld blies es extrem stark und kühl was uns frieren lies. Der Pfad führte also über eine ziemlich flache Strecke bis zum nächsten Hügel. Nach dem dortigen Aufstieg liefen wir am Bergkamm entlang. Plötzlich entedeckten wir komische schwarze Steine die wiederum mit kleinen Steinen gespickt waren. Nach genauerem Hinsehen, merkten wir, dass es sich wohl um Lavagestein handelt, welches vom ca. 10km entfernente Vulkan weggeschleudert worden wurde. Die Gesteinsmassen waren enorm. Ich würde also nicht da stehen wollen, wenn der Vulkan ausbricht. Nach 2 Stunden kamen wir auf dem Enladrillado an. Der Enladrillado ist eine Hochebene auf welcher man einen super schönen Ausblick auf die gegenüberliegenden Vulkane hat. Die Oberfläche ist flach und besteht aus riesigen Steinquadern. Es ist schwer zu glauben, dass diese Plattform natürlich sein kann. So kommt es, dass der Ort den Ruf eines UFO-Landeplatzes hat. Angeblich wird immer wieder von undefinierbaren Lichtern berichtet. Wir blieben einigen Minuten dort und assen unsere Thunfischsandwiche. Obwhol wir den Ausserirdischen gerne "Hallo" gesagt hätten, tauchten diese nicht auf .
Während 2 Stunden liefen wir den Berg bis zum Camp 2 hinunter. Der Weg führte durch einen Wald welcher hier doch etwas mystisch wirkte. Der Pfad war wieder aschehaltig, es hatte viele Bäume die einen schwarzen Stamm hatten (von Bränden!?) und in mitten standen schöne rosarote Blümchen. Die mir unbekannten fligenden und krabbelnden Insekten fütterten mein Bild eines Märchenwaldes umsomehr.
Der Camping befand sich an einem kleinen Fluss am Rand des Waldes. Der Ort an und für sich wäre super schön, wenn der Boden etwas mehr Rasen tragen würde. Auch hier besteht dieser wieder nur aus trübem aschehaltigen Sand. Da wir keine Matten zum Schlafen haben, war der Gedanke an eine super harte Nacht nicht besonders "amächelig" (anziehend). Uns blieb dann aber keine andere Wahl, als eine harte Fläche in der Nähe eines Holztisches auszuwählen.
Wir badeten unsere Beine im kühlen Flusswasser und beobachteten die kleinen Qualquappen im Wasser. Ich entschloss, mich in die Sonne zu legen und zu lesen. Kevin hatte sich noch zu wenig ausgepowert und lief zum nahe gelegenen Mirador hinauf. Er hatte eine Sicht auf das Tal welches wir bereits vom Enladrillado aus gesehen hatten. In den 1,5 Stunden hatte ich also meiner Ansicht nach, nichts Besonderes verpasst. Als er wieder zurück war, kochten wir zusammen die Pasta mit der Tomaten-Thunfischsosse. Gegen 21.00 Uhr legten wir uns hin - ich lesend - Kevin schlafend .
31.01.2012, Nationalpark Altos de Lircay
3. Trekktag: Campamento 2 (Nr. 7) bis Parkeingang (Nr. 1)
Wir standen erst gegen 10.00 Uhr auf, frühstückten gemütlich und packten unsere Sachen zusammen. Es hatten sich zwei Männer neben uns an den Tisch gesetzt, die ein Problem mit ihrem Gas hatten. Sie fragten schlussendlich ob sie ihre Spaghetti gegen ein wenig Brot austauschen könnten. Wir schenkten ihnen unser Toastbrot und die Konfitüre, die sowieso ständig auslief. Währenddem Kevin das Zelt abbaute, stach ich meine Blasen auf. Ich fühle mich pudelwohl in meinen Trekkschuhen bekomme aber jedes Mal ein unerfreuliches Andenken in Form einer Blase. Ich frage mich mittlerweilen, ob es allenfals an den Trekksocken liegen könnte...
Um 11.40 Uhr guckte Kevin sein Foto betreffend der Abfahrtzeiten der Busse an. Wir stellten mit Schrecken fest, dass der nächste Bus um 14.00 Uhr und dann erst wieder um 17.00 Uhr fuhr. Wir hatten einen Fussmarsch von 3 Stunden vor uns (bis zum 1. Camping (Nr. 5)) exkl. 3km von der Administration bis zum Parkeingang wo der Bus abfährt. Wir schauten uns also fragend an: Schaften wir es in 2 Stunden zurück zu sein oder sollten wir es gelassen nehmen und den 17.00 Uhr Bus nehmen? Kurzerhand liefen wir schnellen Schrittes davon um den früheren Bus abzufangen. Wir schritten so schnell, dass ich teilweise etwas rennen musste um Kevin hinterher zu mögen. Bereits nach einigen Metern spührte ich meine Wadenmuskulatur und keuchte wie ein altes Kamel. Trotzdem hielten wir unser Tempo bei. Schlussendlich kamen wir nach 1 Stunde und 20 Minuten beim 1. Camping an. Etwas gelassener liefen wir den Kilometer bis zur Administration, wo wir unsere Tickets vorzeigen mussten und bewiesen, dass wir noch lebten. Wir hatten gar Zeit noch einer kleiner Umfrage betreffend unserem Trekk beizuwohnen. Bei der Busstation assen wir ein paar belegte Brote, bis der Bus angefahren kam und die Umgebung in Staub hüllte.
Die zweistündige Busfahrt ging schlafend super schnell vorüber. Im Hostal war zuerst einmal eine Dusche angesagt. Ich entledigte mich meiner dreckigen Kleidung und durfte feststellen, dass ich keine sauberen Sachen mehr hatte. Seit meinem letzten "Rucksack-Aufräum-Manöver" habe ich lediglich noch 3 Tops, meine Clownhosen, 1 kurze und eine lange Jeans, 1 Leggins sowie die Trekkhosen. Ist es so heiss wie die letzten Tage, verschwitzt man super schnell die T-Shirts. Ich musste also improvisieren, zog meine lange Leggins an und band mir meinen breiten Schal 2x um den Körper. Sah nicht besonders schick aus, verhalf mir aber zu einem improvisierten Top. Mit den dreckigen Kleidern lief ich zu einer nahe gelegenen Wäscherei, die mir bis morgen früh die ganze Wäsche für 4700 Pesos wäscht. Kevin ist in dieser Zeit im Hostel geblieben und telefonierte mit seiner Familie. Ich nahm die Gelegenheit beim Schopfe und ging gelassen und ohne Stress unser morgiges Frühstück einkaufen. Dazu leistete ich mir nach langem meine geliebten Kinder Buenos - mmhhhmmm
Abends gingen wir ins chinesische Restaurant essen, was wir bei unserer Ankunft entdeckt hatten. Wir gönnten uns ein leckeres Menü und holten uns zum Dessert ein Sundae vom Mc Donalds. Voll gefuttert sanken wir ins warme, weiche Bett.
Aufbruch: | 21.07.2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2012 |
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien