Mein Reisetagebuch

Reisezeit: Juli 2011 - Mai 2012  |  von Fabienne D.

Pucón - Puerto Montt

4.2.12, Puerto Montt

Die ganze Nacht durch hatte es geregnet. Dies hinderte unsere Campingnachbarn aber nicht, durch unseren Zeltplatz zu laufen und 2x über das gespanntes Zeltseil zu stolpern. Kevin regte sich extrem auf und motzte auf Französisch in die Dunkelheit hinaus. Am Morgen fühlte ich mich schon früh nicht mehr wohl. Das Zelt ist eigentlich nur für eine Person konzipiert und hat morgens bei den ersten Sonnenstrahlen oft Kondenswasser an den Wänden. Da wir teilweise an die Wände des Zeltes ankommen, lässt das Wasser durch. Glücklicherweise sind unsere syntetischen Schlafsäcke wasserdicht. Trotzdem fühlte ich mich im engen, feuchten Zelt nicht mehr sehr wohl und kletterte über Kevin ins feuchte Gras. Heute entschied ich mich, ein eigenes, grössers Zelt zu kaufen. Für Patagonien, wo wir mit mehr regenen rechnen, ist dieses dann einfach zu klein für uns beide. Der Himmel war verhangen, die Luft kühl und der Camping menschenleer. Es schienen alle in ihren Zelten zu schlafen. Ich setzte mich mit Plastiksack unter dem Po an den Holztisch und las, bis ich zu frieren begann. Dann kroch ich wieder ins Zelt und schlief nochmals ein. Kevin weckte mich gegen 10.00 Uhr und motivierte mich aufzustehen. Im Schutz des Gemeinschaftsraumhauses assen wir zu Frühstück.
Nachdem ich mich umgezogen und die morgendliche Toilette erledigt hatte, sah ich auf dem Rückweg einen Mann in einer Mammutjacke. Ich sprach ihn kurzerhand auf Spanisch an und fragte ob er aus Deutschland oder der Schweiz sei (die Marke Mammut enttarnt uns meistens ). Es stellte sich heraus, dass Manuel seit 3 Jahren in der Schweiz lebt und arbeitet, aber ursprünglich aus Chile ist. Er spricht selber kein Deutsch, da er arbeitshalber stets in Englisch kommuniziert. Momentan macht er für etwas mehr wie einen Monat Ferien in Chile. Wir unterhielten uns ein wenig über unsere Reisen. Manuel hat Patagonien bereits bereist und gab uns kurzerhand einige hilfreiche Tipps betreffend Campingmöglichkeiten und Trekks. Des Weiteren schien er sich betreffend Zelte auszukennen und gab uns die Info wo und welche Zelte wir in Puerto Mont finden können. Wir sollten zudem grosse Abfallsäcke kaufen, welche wir unters Zelt legen können. Dies sei einerseits ein Regenschutz, andererseits halten sie das Zelt sauber. Wir waren super dankbar über seine nette Hilfe! Ich nehme mir stark vor, ihm in der Schweiz, auf seinen Wunsch hin, Bern zu zeigen.

Verspätet checkten wir uns und gingen zur einzigen Strasse die zurück nach Villarica führte. Diese Route ist stark befahren. Viele Touristen gehen von Pucón aus Villarica besuchen oder kehren von ihren Ferien aus Pucón wieder zurück in ihre Heimat wo sie über Villarica fahren müssen. Obwohl wir kräftig lächelten, blieben unsere Autostoppversuche ohne Erfolg. Wir führten dies auf die Tatsache zurück, dass die meisten Pucón-Touristen für chilenische Verhältnisse überdurchschnittlich Geld haben und daher keine Backpacker aufnehmen. So nahmen wir den nächsten Bus um nach Villarrica zu kommen. Typisch Chile waren wieder alle Busse nach Puerto Montt ausgebucht. Kevin kam auf die Idee, einen Bus zur Route 5 zu nehmen, den Chauffeur zu bitten uns bei einer Tankstelle heraus zu lassen und dort mit dem Stoppen weiter zu fahren. Das letzte Mal hatten wir so ja durchaus grossen Erfolg gehabt. Die Busgesellschaft willigte ein und der Fahrer wurde informiert.
Als wir bei der Tankgesellschaft Copec ankamen, sahen wir bereits andere Autostopper im Schatten sitzen. Kevin ging zu ihnen, währrenddem ich mich an die "Arbeit" machte . Die Punker erzählten, dass sie auf dem Weg zu einem Festival auf Chiloé namens "Fiesta de la luna" seien. Dies wird wohl jedes Jahr durchgeführt und scheint immens zu sein. Von überrall her kommen Backpackers und treffen sich an einem bestimmten Ort, feiern und musizieren zusammen. Dieses Jahr startet es am 8.2.12 und geht über 3 oder 4 Tage. Sie machten uns ein wenig Angst, als sie meinten, sie wären bereits 2 Stunden ohne Erfolg am Stoppen.
Im Gegensatz zu ihnen, blieb ich aber sturr auf der Strasse, lächelte jeden Fahrer nett an und brut mir den Kopf in der Sonne. Plötzlich sahen wir, dass weitere 2 Backpacker angekommen sind, die sich ebenfalls nach einer Fahrgelenheit umguckten. Nun hiess es handeln: ich ging zu einer Dame und fragte persönlich ob sie uns mitnehmen könne, auch wenn dies nur zur nächsten Tankstelle sei. Leider hatte ich keinen Erfolg, ermutigte aber Kevin einen Lastwagenfahrer zu fragen. Prompt stimmte dieser zu und meinte, er fahre direkt nach Puerto Montt - welch Glück. Kurzerhand entschlossen wir keinen Halt in Puerto Baras (etwas vor Puerto Montt) einzulegen, sondern die Gelegenheit zu nutzen und direkt nach Puerto Montt zu fahren. Der kleine Camion hatte Bierflaschen geladen und war daher ziemlich schwer. Wir fuhren nur mit 70-80km/h, was uns erahnen lies, dass die Fahrt länger wie gedacht werden würde. Als es teilweise leicht hinauf ging, hatte der Motor stark zu kämpfen und fuhr gar mit nur noch 30-40 Stundenkilometer. Auf der Fahrt fuhren ungewöhnlicherweise an sicher 20 Autostopper vorbei. Kevin war Feuer und Flamme zu gegebener Stunde an diesem Fest teilzunehmen. Nach 4 Stunden Fahrt kamen wir mit Steissbeinschmerzen (ich) und Rückenschmerzen (Kevin) in Puerto Montt an. Mit einem Sammeltaxi fuhren wir bis zum Terminal und suchten dort nach einem Hostal. Mir war nicht ganz wohl bei der Sache, da es bereits dunkel war und es hies, es sei gefährlich um den Terminal herum. Wir fanden jedoch schnell ein Hostal welches leider bereits voll war. Hostal ist zwar zuviel gesagt. Hier werden oft Zimmer in privaten Wohnungen vermietet. Die Dame telefonierte an verschiedene Freundinnen woraufhin sie ein Zimmer für 8000 Pesos pro Person fand. Uns war dies eigentlich zu teuer. Da wir auf die schnelle keine andere Idee hatten und zu müde waren weiter zu suchen, nahmen wir an. Die Familie kam uns in ihrem kleinen Auto abholen. Wir fuhren ca. 15 Minuten den Hügel hinauf und bekamen nach 10 min. Wartezeit ein Zimmer zur Verfügung gestellt. Da wir kaum noch Toilettenpapier hatten und in der Toilette keines vorhanden war, fragte ich die Dame danach, welche mir mitteilte, dass sie keines mehr hätten... Da wir hungrig waren und es bereits 23.00 Uhr war, fragten wir ob wir die Küche für ein paar Tortellinis gebrauchen könnten. Da uns nüchtern mitgeteilt wurde, wir hätten dafür zu bezahlen, zogen wir es vor unser restliches Brot im Zimmer zu essen. Das Zimmer war eher eine Abstellkammer aber immerhin sauber. Zudem konnte man es nicht ganz schliessen, da es eine Plastikschiebetür hatte. Als wir uns hinlegten, realisierten wir erst die Musik vom Nachbarn. Im Nachbarhaus schien eine fette Party im Gange zu sein. Die Musik spielte elend laut und die Menschen gröllten vor sich hin. Ich konnte bis um 1.00 Uhr kein Auge zu tun und stand schlussendlich auf um mich beim Hauseigentümer zu beklagen. Minutenlang hatte ich mir überlegt was ich sagen wollte: dass isch es eine Unverschämtheit fände, überdurchschnittlich viel (wir hatten gar in der Grosstadt Santiago weniger bezahlt) bezahlen zu müssen und weder Küche, Wifi (hätten wir auch bezahlen müssen) noch WC-Papier zur Verfügung gestellt bekommen. Und dann könne man nicht einmal schlafen weil es so einen Krach beim Nachbarn hat. Als ich schlussendlich schlaftrunken vor dem Mann stand, brachte ich nur die Hälfte hinaus, stellte aber durchaus klar, dass ich nicht glücklich mit der Situation bin. Er fasste mich am Arm und meinte mit ruhiger Stimme: "ich rufe den Nachbarn an und sage sie sollen die Musik leiser drehen". Zurück im Bett hatte ich unglücklicherweise Kevin aufgeweckt, welcher nun auch nicht mehr schlafen konnte. Er gab mir ein paar seiner Ohropax woraufhin ich dann endlich zu Schlaf kam.

© Fabienne D., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kurzfristig entschied ich mich nach Südamerika zu reisen. Spontan begleitet mich Lucia die ersten 5 Wochen durch Ecuador. Was weiter noch bereist und entdeckt wird, steht noch in den Sternen geschrieben :-) Let's go!
Details:
Aufbruch: 21.07.2011
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.05.2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Der Autor
 
Fabienne D. berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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