Mein Reisetagebuch
Tena - Campo Cocha
Dschungelwanderung & Medizinmann
26.5.11, Campo Cocha, Ortszeit 17.00 Uhr
Am heutigen Morgentisch wurden wir vom gestressten Hostelinhaber mit "ihr kommt gerade ungelegen" begrüsst. Bereits bei der gestrigen Ankunft fragte er vorwurfsvoll warum wir bereits so früh unterwegs seien, da seine Zimmer von den Austritten noch nicht alle geputzt waren. Dies bestätigte uns also unseren 1. Eindruck von diesem Typen... Nach dem Morgenessen (Weggli mit Butter und Marmelade) checkten wir aus und liefen voll gepackt zur Adventure-Trip-Agentur. Dort wartete bereits der Agenturinhaber auf uns. Lustigerweise standen auch 4 Kanadier (2 Pärchen) die wir gestern bei der Bootsüberfahrt zum Park kennen gelernt hatten dort. Sie sind aus Quebec (Kanada) und sprechen daher französisch. Ihr Akzent ist jedoch extrem komisch. Wenn ich mich nicht genau konzentriere was sie sagen, verstehe ich es nicht wirklich. Sie benennen oder betonen die Wörter zum Teil ganz anders. Kartoffeln (des pomme de terres) nennen sie z.B. " des patato", der Butter (du beurre) sagen sie "du bar". Unser Schweizer-Französisch verstehen sie jedoch ohne Probleme. Dies sei so, weil wir sehr "schön" sprechen und sie dass alte "vrais" Französisch reden.
Wir fuhren dann alle zusammen zum Hotel Atlantis. Dies war eine Fahrt von ca. 20 Minunten. Auf dem Weg dorthin, hielt der Fahrer noch bei einer "Pollo"-Farm. Dass heisst, er bestellte 3 Hühner die lebend in einen Sack gesteckt wurden. Diesen wägte die Dame und sagte dem Fahrer wie viel sie kosten. Mit der Info "That's your dinner" fuhren wir weiter.... :-/
Beim Hotel angekommen, wurde uns mitgeteilt, dass wir weder unser gebuchtes Zimmer (dies hatten nun die Kanadier, welche NACH uns gebucht hatten, erhalten) noch den geplanten Trip machen würden. So "wohnen" wir für diese Nacht im 2. Stockwerk welches noch im Bau ist. Wir haben keine Fenster - was nicht weiter schlimm wäre wenn es nicht so viele Moskitos hätte - keine Türen und kein Bad. Immerhin steht ein Bett, mit Moskitonetz oben drüber, in dem mit Plachen abgetrennten Raum. Das Netz ist dummerweise zu kurz um es unter die Matratze zu stecken... ich bin gespannt ob ich von den Mücken verschont werde.
Wir starteten also mit unserem eigentlichen Programm vom zweiten Tag: Tour durch den Dschungel.
Mit 2 Guides, Moskitospray und Gummistiefel ging's in den Dschungel. Leider waren die Guides nicht wie versprochen englischsprachig sondern konnten nur spanisch. Zum guten Glück kann der eine Kanadier etwas spanisch und übersetzte uns die Erklärungen über die Bäume und Pflanzen, was dann auch durchaus ausreichte. Durch kleine Wege, Schlamm und Flüsse, hoch und hinab marschierten wir 6 Std. (!) lang. Zwischendurch durften wir sogar frische Limonen und Kakaobohnen vom Baum probieren. Wer wollte konnte auch noch mit einer Liane schwingen. Nach ca. 5 Stunden kamen wir beim Aussichtspunkt an, wo wir einen tollen Blick über den Dschungel und den Rio Napo hatten. Danach ging's vorwiegend abwärts, vor allem im Schlamm wieder hinunter. Ich glaube, ich darf sagen, dass wir alles froh waren als wir nach 6 Stunden laufen und schwitzen wieder das Hotel sahen. Wir waren von oben bis untern durchschwitzt und dreckig und hatten teilweise nasse Füsse, da die Gummistiefel zu kurz waren für über den Fluss.
Wir durften dann die kalte Dusche von einem Zimmer im 1. Stock gebrauchen und hatten bis zum Abendessen 1 Std. Zeit für uns. Lucia und ich sassen in dieser Zeit keine 5 Minuten am Hoteleigenen Pool, schon hatte ich 5 Moskitostiche. So entschieden wir uns, uns unter das Bettmoskitonetz zu liegen und uns von Kopf bis Fuss wieder mit Antibrumm einzusprayen. Dort schrieb ich meinen ersten Teil des heutigen Blogs
Beim Abendessen gab's zuerst eine Gemüsesuppe. Danach erhielten wir wie angekündigt Poulet mit Reis und Gemüse. Zum einen Widersprach es mir, dieses Fleisch zu essen, zum anderen dachte ich: ich will ja nicht dass das Huhn für nichts gestorben ist. So assen wir frisches Poulet.
Kurz nach dem Abendessen ging's zum Medizinmann. Im Haus seines Sohnes erklärte er uns was er für Pflanzen/Bäume in der Medizin gebraucht und wann diese angewendet werden. Am meisten beeindruckte mich der Saft eines Baumes namens "Drachenblut". Ritzt man den Baumstamm an, tropft rote Flüssigkeit in Konsistenz wie unser Blut aus dem Baum. Diese wird auf der Wunde zerstrichen und wird ganz weiss. Bei weiterem Reiben bildet sich ein leicht klebriger durchsichtiger Film über der Wunde/dem Mückenstich. Der Film bildet einen Schutz und hat eine beruhigende Wirkung.
Er zeigte uns des Weiteren seine Küche und ein typisches ecuadorianischen Getränk. Zum Schluss machte er noch ein schamanisches reinigendes Ritual. D.h. er machte in einem Topf Feuer und wedelte mit den zusammengebundenen Pflanzen den Rauch um uns herum. Er fegte so die bösen Geister weg und blies uns danach frisches Leben ein. Ich glaube ja schon, dass Pflanzen eine heilende Wirkung haben können, dass sie aber Tumore und Schlangenbisse heilen können, wage ich zu bezweifeln. Er erzählte zwar verschiedenste Beispiele von Leuten die er geheilt haben soll, ich sage dazu nur: der Glaube kann Berge versetzen.
Aufbruch: | 21.07.2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2012 |
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien