Mein Reisetagebuch
Puerto Madryn - Buenos Aires
1.4.12, Puerto Madryn
Wir hatten noch so gar keinen Bock auf einen wiederholten Autostopptag und entschieden daher einen weiteren Relaxtag einzulegen. Wir schliefen aus, spazierten ein wenig durch Puerto Madryn und gingen dann doch noch nachträglich zu meinem Geburtstag in ein schickes Restaurant Mittagessen. Wir bestellten ein gemeinsames Menü was gar nicht mal so teuer war. Es wurde uns ein Apero mit Brötchen und Crusinis gereicht sowie einem Orangensaft. Das Menü bestand aus Gemüsetörtchen, Kartoffelstäbchen und Schaf an einer Weinsosse. Es war das erste Mal dass ich Schaf probierte und muss sagen, dass ich über den Geschmack durchaus positiv überrascht bin.
Zurück im Hostal verbrachten wir fast den ganzen Nachmittag am Computer - und dass bei Sonnenschein *schäm*. Wir skypten beide mit der Familie und ich schrieb meinen Blog über unseren gestrigen Ausflug. Für morgen haben wir nun aber doch definitiv die Weiterfahrt in Richtung Buenos Aires geplant. Wie immer wissen wir nicht wie lange wir für die 1300km haben werden und machten uns Gedanken über den Profiant. So kamen wir auf die Idee Empanadas zuzubereiten. Wir kauften also die Zutaten ein und bastelten an den mit einer Tomaten-Hackfleischsosse gefüllten Empanadas. Bis wir fertig gebacken und gegessen hatten, war es dann auch schon Zeit uns ins Bett zu legen um morgen früh aufzustehen.
2.4.12, Bahia Blanca
Unser Tag startete um 8.00 Uhr. Wir frühstückten, packten die letzten Sachen zusammen und checkten aus. Puerto Madryn liegt etwas in einer Schüssel, so dass es schwierig war abzureisen. Wir wollten trotzdem versuchen von unten her weiter reisen zu können und liefen an eine Tankstelle welche sich an der Strasse zum Dorfausgang befand. Schnell stellten wir fest, dass wir hier wohl keinen Erfolg mit dem Autostoppen haben würden. Daher nahmen wir für 30 Pesos ein Taxi und fuhren auf den Hügel hinauf.
Es fuhren nicht wirklich viele Autos vorüber und wenn, waren sie voll. Nach 40 Minuten hielt dann doch ein Lastwagen der uns mitnahm. Da es erst 11.00 Uhr war, hoffen wir heute ein grosses Stück zurück zu legen. Dummerweise pfuschte uns da aber die Tankstelle in unseren Plan rein. Laut dem Chauffeur käme es immer wieder vor, dass die Tankstellen nicht mit Benzin aufgefüllt werden. So warten die Lastwagenfahrer eine Ewigkeit bis die Station beliefert wird, sie ihren Tank gefüllt bekommen und weiterreisen können. Genau diese Situation hatte sich nun zugezogen. Wir kamen an eine Tankstelle, vor welcher sich mehrere Lastwagen platziert hatten und am anstehen waren. Ich muss jedoch erwähnen, dass wir Glück im Unglück hatten. Teilweise vergehen einige Tage bis die Chauffeure ihre Fahrt wieder aufnehmen können. Wir mussten hingegen "nur" drei Stunden warten.
Als es endlich wieder weiter ging fuhren wir bis um 23.30 Uhr durch. Der Fahrer wohnte in Bahia Blanca und lies uns kurz vor dem Dorfeingang bei einer Tankstelle hinaus. Bereits in unserem Tramp-Fieber kamen wir gar nicht auf die Idee mit ins Dorf zu fahren und nach einem Hostal zu schauen. Wir hatten wohl immer noch unsere Stopptage auf Feuerland im Kopf, wo es weit und breit kein Hostal gab. Daher kam es zwischen uns gar nicht zur Sprache, diese Nacht in einem Hostal zu verbringen.
Bevor es überhaupt irgendwie ans Weiterfahren-Denken kam, setzten wir uns in das Tankstellenrestaurant um was zu essen. Die lange Fahrt hatte uns extrem hungrig gemacht. Nach einem Mini-Hamburger und Pommes diskutierten wir unseren Schlachtplan. Wir hatten verschiedene Ideen im Auge. Erstens: bei den tankenden Lastwagenchauffeuren um eine Weiterfahrt bitten, Zweitens: anhaltende Touristenbusse fragen, ob sie uns mit nach Buenos Aires nehmen könnten oder Drittens: eine Nacht hier verbringen und morgen weiter gucken. Mir passte die zweite Idee am besten. Schliesslich hatten wir sowieso geplant gehabt, dass wenn wir nicht direkt mit einem Fahrer nach Buenos Aires fahren könnten, wir aus Sicherheitsgründen für die letzte Strecke einen Bus nehmen würden. Kevin übernahm zwei Busse und bekam beide Male zickig zu verstehen, dass die Busse, sobald sie auf der Fahrt sind, keine weiteren Passagiere mehr aufnehmen dürften. Diese Idee mussten wir also verwerfen.
Wir kamen mit einem Tankstellenwart ins Gespräch, der super freundlich schien. Er meinte, dass es wohl aussichtslos wäre weiter zu stoppen, da die Lastwagenchauffeure abends sowieso kaum Vertrauen hätten um jemanden aufzunehmen. So kam dann doch nur noch das Übernachten im Tankstellenrestaurant in Frage. Scheu fragten wir beim Personal nach, ob wir über Nacht bleiben dürften. Dies wurde zwar bejaht aber mit dem Satz "jedoch ohne zu schlafen" kommentiert. Beide noch mehr oder weniger fit, schreckte uns diese Info nicht sonderlich ab. Ich blieb im Restaurant - in der Wärme - sitzen währenddem sich Kevin draussen mit dem Tankstellenangestellten unterhielt. Irgendwann gegen 2.00 Uhr fielen dann doch immer vermehrt meine Augen zu und ich wünschte mir nichts sehnlicher als zu schlafen. Ich ging also nach draussen um Kevin nach seinem Befinden zu fragen. Er war noch ziemlich munter, jedoch auch nicht wirklich motiviert die ganze Nacht aufzubleiben. Wir diskutierten hin und her, ob wir das Zelt aufstellen sollten (obwohl wir keine Rasenfläche fanden) oder unter freiem Himmel schlafen sollten. Stets mit dabei war der Wart der unsere Unterhaltung mithörte. Irgendwann meinte er, dass es im Hinterhof Kartons habe und wir ansonsten auf diesen schlafen könnten. Obwohl wir beide nicht wirklich einen Nutzen dafür sahen, liefen wir mit ihm mit. Er wühlte im Papiermüll umher und holte eine Kartonkiste nach der anderen hervor. Plötzlich hielt er inne und meinte: "Ich habe gerade eine Idee. Ich kann euch einen Schlafplatz in einem kleinen Raum anbieten. Es hat zwar nicht viel Platz aber doch so, dass ihr nicht unter freiem Himmel schlafen müsst.". Sofort wurden die Kartons auf den 1,5x2m freien Boden neben einer riesigen Maschine im Raum ausgelegt. Ja, nun fühlte ich mich dann doch ein wenig wie ein Penner . Bereits gewöhnt am Boden zu schlafen, vergingen nur einige Sekunden bis wir im Land der Träume angekommen waren.
3.4.12, Buenos Aires
Bereits nach 5,5 Stunden standen wir wieder auf. Wir wollten bereits frühmorgens mit dem Autostoppen anfangen, dass wir auch sicher keine Mitfahrgelegenheit verpassen würden. Später stellte sich diese Überlegung als überflüssig hinaus. Unter dem verhangen grauen Himmel standen wir bis um 12.00 Uhr erfolglos herum.
Wir unterhielten uns mit Singen und Liedern erkennen bis dann doch noch ein Lastwagen anhielt. Er fuhr glücklicherweise bis nach Buenos Aires durch. Ohne grössere Probleme kamen wir nachmittags in der Hauptstadt Argentiniens ab. Das Klima hatte von dem bewölkten Bahia Blanca zum sonnigen, warmen Buenos Aires gewechselt. Unsere Rucksäcke hatten wir die Fahrt über auf der Lastwagenfuhr deponiert. Hierbei muss ich erwähnen, dass der ganze Anhänger mit roten Zwiebeln befüllt war. Dem entsprechend könnt ihr euch vorstellen wie unserer Rucksäcke nach der Fahrt gestunken haben . Er stellte uns an einem Vorort der Stadt ab. Hier nahmen wir ein Bus um ins Zentrum zu kommen. Erst als wir durch die Gegend chauffiert wurden, realisierten wir, dass wir wohl in einem "nicht-empfohlenen-Viertel" gelandet waren. Es hatte viele herabgekommene Hochhäuser die einem die dortige Armut vor Augen zeigte. Im Bus fühlten wir uns jedoch nicht wirklich bedroht und fuhren ruhig bis zum Busterminal. Ab da liefen wir durch Massen von Menschen zur Metrostation. Wir fanden uns eigentlich gut zurecht und kamen ohne Probleme zur Haltestelle welche ganz in der nähe unseres Hostals ist.
Unsere Bekanntschaft Gerald hatte uns das Hostal Tango (http://hosteltangosuite.com.ar) empfohlen welches wir nun ansteuerten. Es ist an einem zentralen sicheren Ort platziert und gehört wohl zu einem der billigsten Hostals in Buenos Aries. Da wir um die Osterfeiertage herum befinden, sind viele Hostals extrem ausgebucht. Der Rezeptionist meinte, er hätte uns lediglich für diese Nacht ein Bett im 8er Zimmer für 45 Pesos; wie es morgen ausschauen würde, werden wir morgen checken. Vorläufig genügte uns eine Nacht. Sogleich fragten wir ob auch Suzan und Pierre hier seien. Wir hatten ihnen in Ushuaia die Hostalempfehlung von Gerald weitergeleitet und hofften, dass wir sie nun hier antreffen wollten. So war es dann auch prompt . Sie hatten sich für ihre letzten Tage in Südamerika in diesem Hostal einquartiert. Wir freuten uns alle wieder zu sehen und tauschten die neusten Ereignisse aus. Kevin und ich hatten den ganzen Tag noch nicht gross was gegessen und waren dann auch bald ziemlich hungrig. So liefen wir in ein Retaurant welches uns die beiden empfahlen. Nach einer super Pizza und vollen Bäuchen liefen wir zurück zum Hostal. Auf dem Weg dorthin sahen wir wie eine Junge im Müll herum suchte. Kurzerhand ging ich zu ihm und fragte ob er hungrig sei. Er nickte und ich gab ihm meine mitgenommenen Reste der Pizza. Später mussten wir feststellen, dass dies wohl eine Art Job ist. Die Leute suchen Papier und Karton und verkaufen dies wohl dann - eine Art Mülltrennung?.
Aufbruch: | 21.07.2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2012 |
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien