Mein Reisetagebuch
Pisco Elqui - Vicuña
Pisqueria
15.01.2012, Vicuña
Die Sonne brannte schon Mitte des vormittags stark vom Himmel herab und beheizte unser Zelt. Als die Wärme nicht mehr aushaltbar war, stand ich auf und nahm eine kalte Dusche. Kevin schaffte es kurz darauf auch aufzustehen und demontierte das Zelt bis ich wieder zurück war. In der Zeit als er im Bad war, lief ich zum Dorfkern hinauf und besorgte uns Brot und Getränke fürs Frühstück. Dass nenne ich doch mal Arbeitsteilung . Gesättigt und gut gelaunt, liefen wir mit allem Gepäck zur Strasse, die weiter nach Horcon führte. Zwischen diesem kleinen Dorf und Pisco steht die Pisqueria "Los Nichos". Sie ist die älteste Pisqueria von ganz Chile. Es gibt noch zwei andere Fabriken, bei welchen man für einen Besuch bis zu 4000 Pesos hinlegen muss. Es hies, dass der Besuch der Los Nichos gratis sei: schlussendlich musste man dann aber doch 1000 Pesos bezahlen. Per Autostopp fuhren wir bis vor das Gebäude. Wir hockten auf der Ladefläche eines Jeps, eingequetscht zwischen unseren Rucksäcken, zwei anderen Jungs und Grillsachen der Leute. Beim Plaudern mit den Jungs, stellte sich heraus, dass der 21-jährige in zwei Monaten Papa wird. Seine Freundin ist 17-jährig! Auch hier in Chile - welches viel moderner und europaähnlicher ist - ist eine frühe Mutter-/Vaterschaft also immer noch total normal....
Es stellte sich heraus, dass wir genau ankamen als eine Führung begann. Es handelte sich jedoch um eine Gruppe von 20 Leuten, was uns dann doch etwas viel vorkam. Das Personal war mit den ganzen Touristen beschäftigt und konnte uns keine Auskunft geben. Wir beschlossen also selber, erst eine spätere Tour mitzumachen. Wir stellten uns wieder an den Strassenrand und warteten auf eine Mitfahrgelegenheit. Als der Andrang beim Empfang vorüber war, lief ich nochmals kurz rüber um zu fragen, wann die nächste Besichtigung stattfindet. Ich war etwas erstaunt, als es hies, die nächste sei erst um 15.30 Uhr wieder. Währenddem ich am Empfang war, hielt Kevin ein Auto an. Zwei Schweden, aber in Brasilien wohnhaft, nahmen uns bis zum Artesania-Dorf in Horcón mit. Dort trennten sich unsere Wege rasch, da sie überhaupt kein Augenmerk für die selbst hergestellten Schönheiten aus Naturmaterialien, Stein, Holz und Nahrungsmitteln hatten. Kevin und ich blieben mit unseren Rucksäcken zurück und tranken einen Jugo. Vierzig Minuten vor dem Start der Tour, liefen wir den Hügel, zur "Hauptstrasse" hinauf. Wir warteten und warteten, doch es kamen einfach kaum Autos vorbei. Nach ca. 10 Minuten ging Kevin zum Dorf zurück um zu fragen, ob ein anderer Weg Richtung Pisco Elqui führt. Ich wartete derweil bei der Strasse um weiter zu stoppen falls ein Auto auftauchen würde. Er pfieff mir nach 5 Minuten zu und gab mir mit Handzeichen zu verstehen ich solle herunter kommen. Ich ging davon aus, dass wir wohl an der falschen Strasse standen und packte die Rucksäcke um zum Dorf hinab zu gehen. In diesem Moment kam ein Auto entgegen, welchem ich natürlich noch kurz signalisieren wollte, dass ich in die gleiche Richtung wollte. Wie könnte es auch anders sein: es hielt! Kevin kam also hinauf gerast und hopste auf den Rücksitz. Es stellte sich heraus, dass er im Dorf eine Pärchen mit Kind getroffen hatte, die sich gerade auf den Rückweg machen wollten und uns mitgenommen hätten. Wie dem auch sei: Hauptsache Fahrgelegenheit . Der Chilene setzte uns um 15.20 Uhr vor der Piscofabrik ab. Obwohl wir zu früh dran waren, hatte der Guide bereits mit der Einführung begonnen. Er erklärte in Spanisch wie der Pisco von der Traube bis zum Alkohol entsteht und zeigte die dazugehörigen Instrumente und Maschinen. Danach führte er uns durch das Unternehmen, wo wir die verschiedenen Gefässe anschauen konnten. Ich fand es ziemlich schwierig den ganzen Prozess in Spanisch mitzuverfolgen. Zudem brauchte es doch etwas Fantasie um sich den Herstellungsvorgang vorzustellen. Zum Schluss führte er uns in den Keller, wo über 300 Jahre alte Weine hinter Gittern aufbewahrt werden. Eine Flasche Wein davon kostete bis zu 300'000 Dollar. Der Guide erzählte die Geschichte des Piscos und desen Schauergeschichten betreffend diesem Keller. Früher wurden dort wochenlange Sauforgien gehalten, bei welchen nur die Männer anwesend sein durften. Es heisse, dass die Geister immer noch in diesem Keller seien und man nachts auch heute noch die Gläser klimpern höre. Zudem würden an diesem Ort auch immer wieder Fotos geschossen, auf welchen Personen abgebildet sind, die zu dem Zeitpunkt nicht anwesend sind.
Zum guten Schluss konnten wir einen Schluck Wein und natürlich den Pisco probieren. Der Wein war absolut abnormal - schmeckte wie Hustensirup für Kinder: super süss und hässlich. Den Pisco sollten wir zuerst ein paar Sekunden im Mund behalten, bevor wir ihn schlucken. So brannte er beim Schlucken nicht im Hals. Trotzdem fand ich ihn extrem stark und nicht besonders angenehm.
Mit zwei Chilenen, die die Tour mit uns gemacht haben, konnten wir bis nach Pisco Elqui zurück fahren. Dort liefen wir bis zum Plaza und kauften einen Jugo. Als nächstes wollten wir eigentlich per Autostopp weiter nach Vicuña fahren. Doch als wir aus dem Geschäft tratten, stand plötzlich Ricardo vor uns . Dies war natürlich eine tolle Überraschung. Er hatte ebenfalls eine Tour gemacht und hatte nun nach uns Ausschau gehalten. Die Brasilianerin erzählte später, dass sie gar zwei andere Tramper abgewiesen hätten, da sie auf uns gewartet hatten . Wir fuhren also zu viert zurück nach Vicuña.
In Vicuña schrieb sich Ricardo sogleich für die heutige Sternentour ein. Kevin war sich unsicher ob er die Tour bei den teuren Pompé oder Mamalluca machen sollte. Er informiert sich bei beiden und tendierte danach doch eher zum privaten Observatorium. Die Teleskope bei diesem sind besser und die Gruppe mit max. 10 Leuten und zwei Guides kleiner und individueller. Lediglich die Preisdifferenz von 10'000 Pesos lies ihn haddern. Er wollte es sich im Verlaufe des nachmittags/abends noch durch den Kopf gehen lassen und reservierte vorläufig nichts. Wir verabschideten uns vom Pärchen und verabredeten uns für morgen zum gemeinsamen Mittagessen. Sie boten uns ausserdem an, morgen mit ihnen zurück nach La Serena zu fahren.
Von einem schweizer Pärchen, was wir vormittags auf dem Weg zur Pisqueria kennen glernt hatten, wurde uns ein Campingplatz empfohlen, welchen wir nun aufsuchten (Indepencia). Für 5 000 Pesos pro Person hätten wir dort auf einer Rasenfläche übernachten können. Wir waren nicht 100 %ig überzeugt. Daher riefen wir noch einen Campingplatz aus meinem Reisführer an. Kevin telefonierte auf Spanisch und erhielt soglleich die Information, es hätte keinen Platz mehr. Er meinte im Nachhinein, er habe das Gefühl gehabt, der Typ am anderen Ende der Leitung hätte nicht viel verstanden, was er erzählt hat. Da es im Reiseführer hies, es handle sich um eine deutsche Leitung, rief dann ich nochmals an und führte das Gespräch in Deutsch. Sogleich meinte der Herr, ja, er hätte einen Garten wo er uns für 4000 Pesos pro Person unterbringen könnte. Da das Hostal zusätzlich keine 5 Minuten vom Zentrum entfernt ist, machten wir uns auf den Weg dorthin. An der angegebenen Adresse war dann aber nichts von einem Hostal angeschrieben, was uns etwas verunsicherte. Wir klingelten trotzdem und wurden sogleich vom Deutschen begrüsst. Das Haus ist U-förmig und hat daher einen grossen Platz in der Mitte. Dahinter befindet sich ein wunderschöner Garten. Er beherbergt Orange- und Mirabellenbäume, Trauben und viele exotische Blumen. Wir konnten unseren Zeltplatz aussuchen, da es keinen anderen Gast hat. Eigentlich hatte er ein Hostal eröffnen wollen, diesen Plan jedoch wieder verworfen. Hier in Vicuña kommen meist chilenische Feriengäste, zu welchen er kein Vertrauen hat, und welche häufig nur eine Nacht bleiben. Da es ihm aber vor allem um Gesellschaft und Geselligkeit ging, wurde ihm schnell bewusst, dass ein Hostal nicht das Richtige ist. Die Idee ein Restaurant zu eröffnen wurde dann auch schnell in den Wind geblasen. Er hat sich verschiedene Teleskope zugelegt und bietet nun Touren an. Da er seinem Sternenguide gekündigt hat, bestehen diese vorläufig aus dem Beobachten der Sonne. Dies mag sicherlich spannend sein, aber für meine Verhältnis nicht ausreichend interessant um 6000 Pesos pro Person auszugeben. Nun ja, aus diesem tollen Haus könnte man vieles machen, doch fehlt es dem Herren wohl an Motivation und Willen. So wie wir ihn kennen gelernt haben, wag ich zu behaupten, dass er mittlerweilen wohl ein Alkoholproblem zu haben scheint.
Nach dem Einrichten, gingen wir auf den Plaza. Es schien abends ein grosses Konzert zu geben, welchem wir gerne beiwohnen wollten. Gegen 20.00 Uhr wollte sich Kevin dann doch beim Sternenobservatorum einschreiben gehen. Unglücklicherweise war die Agentur aber bereits geschlossen, was hies, dass die Touren voll waren. Da dies die letzte Chance auf eine Sternentour ist (die in Argentinien seien nicht so gut wie diese in Chile), entschieden wir eine Nacht länger zu bleiben.
An diversen Ständen konnte man Chorizo (typische chilenische Würste)-Hotdogs, Popcorn, Zuckerwatte, in Schokolade getauchte Früchte und sonstige Versuchungen kaufen. Wir probierten alles querfeldein, während drei verschiedene Gruppen den Platz mit ihrer Musik beschallten. Bis auf die erste Gruppe (Hardrock), waren die Lieder super toll, die Stimmung gelassen und die Leute gut gelaunt.
Aufbruch: | 21.07.2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2012 |
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien