Mein Reisetagebuch

Reisezeit: Juli 2011 - Mai 2012  |  von Fabienne D.

Quito (Banana Spanish School): Pichincha Guagua, Vivarium

17.9.11 Quito

Ich hatte mich für die Schulexkursion auf den Guagua Pichincha angemeldet, welche für heute angesagt war. Es scheint anscheinend zwei Pichincha's zu geben. Den Einen, welcher mit dem Teleférico besucht werden gehen kann und den jetzigen, auf den man hinauflaufen kann. Um 5.30 Uhr stand ich also auf, duschte, packte mein Kitchenersäckchen, ass zu Frühstück und chattete kurz mit Mam. Als ich um 7.00 Uhr ging, war der Himmel immer noch mit grauen Wolken bedeckt. Um 7.30 Uhr war ich bei der Schule, bei welcher ich auf die anderen Teilnehmer wartete. Es stellte sich schlussendlich hinaus, dass sich das Engländerpärchen wieder abgemeldet hatte und daher nur Simon und ich an der Tour teilnehmen würden.
Kurz darauf fuhr Arthuro mit seinem Sohn Juan-Diego vor. Es hatte die ganze Nacht geregnet. Arthuro warnte uns vor, dass es nicht sicher sei, ob wir auf den Picchincha steigen können. Falls der Weg zu nass sei, werde es wegen der Rutschgefahr zu gefährlich. Ausserdem müssten wir damit rechnen, dass wir wohl keine Aussicht hätten und allenfalls im Regen hinauf laufen würden - tolle Aussichten :-/. Mit einem Freund von Arthuro fuhren wir ca. 30 Min. quer durch die Stadt, bis wir bei einem kleinen Dorf namens LIona ankamen. Von da aus, ging es über Schotterpisten den Berg hinauf. Taxi fahren nur bis zu einem gewissen Ort, da die Strassen zu schlecht sind. Auf 4120m über Meer stiegen wir aus und marschierten zu viert los. Der Freund von Arthuro blieb währenddessen beim Auto um dies zu bewachen. Der erste war zudem der schwierigste Teil. Es ging extrem steil den Berg, eine Abkürzung, hinauf. Ich musste immer wieder Pausen machen um genug Luft zu bekommen und hatte schon nach kurzer Zeit schwere Beine. Ich bekam ernste Zweifel und glaubte nicht mehr daran, dass ich es bis zum Gipfel schaffen würde. Hatten wir erst den schwierigen Teil überstanden, war es nicht mehr so extrem anstrengend. Wir merkten, dass wir weniger Luft hatten, aber es war nicht mehr so, dass wir uns hoch quälen mussten. Arthur und Juan-Diego rannten häufig fast den Berg hinauf und schienen keine Probleme mit der Höhe zu haben. Simon und ich liefen ein schön bequemes Tempo und waren so stets einige 10m hinter Arthuro und seinem Sohn.

Ca. 20-30min (je nach Lauftempo ) vor dem Gipfel, hat es ein kleines Haus (Refugio). Man könnte dort, aus mir unerfindlichen Gründen, auf Militärbetten mit scheusslich aussehenden dünnen Matratzen übernachten.
Ab da, liefen wir durch eine dünne Schicht Schnee und dichten Wolken zur Bergspitze. Es wurde immer kühler, fing an heftig und kalt zu winden und erschwerte uns somit den Aufstieg. Nach 2,5 Stunden standen wir auf der Spitze des Pichincha's auf 4785m über Meer Da der Picchina von Nebel behangen war, standen wir in einem weissen Schimmer ohne eine Aussicht zu haben. Dies war jedoch nicht weiter tragisch, da wir bereits mit dem Erfolgserlebnis Freude genug hatten. Nach einem kurzen Aufenthalt und ein paar Fotos, liefen wir wieder hinunter zum Refugio. Dort assen wir unsere mitgebrachten Snacks. Satt, marschierten wir während ca. 1-1,5 Stunden wieder hinunter.
Simon und ich waren beide in einem Hoch, da wir noch nie einen so hohen Berg bestiegen hatten
Erst auf der Rückfahrt nach Quito, im warmen Auto, merkte ich so langsam die Erschöpfung. Ich wäre gut und gerne eingeschlafen. Als wir in der Schule ankamen, verabschiedete sich Simon von allen, da er nächste Woche auf die Galapagosinseln fliegt. Er war sehr gerührt von der ganzen Abschiedeszeremonie.
Bereits am Vormittag hatten wir abgemacht, nachmittags gemeinsam einen Ausflug zu machen. Obwohl ich mich viel lieber ausgeruht hätte, entschieden wir uns, sogleich unser Nachmittagsprogramm auszuführen. Einerseits wollten wir meine Fotos per Stick auf sein Netbook laden, andererseits wollte ich das Vivarium ganz nahe beim Parque Carolina (wo ich zu Hause bin) besuchen. Ich lief mit ihm zu seiner Hostfamily, er packte sein Netbook ein und wir fuhren mit dem Taxi zu Salome. Salome war nicht zuhause. So konnten wir in aller Ruhe meine Fotos auf sein Netbook laden. Ich checkte mein Facebookaccount und sah das "J" online war. Ich fragte ihn, ob er Lust hätte, mit uns mit zum Vivarium zu kommen. Er willigte sogleich ein. 20 Minuten später traffen wir uns alle vor dem Vivarium. Dort konnten wir für 3$ Eintritt verschiedene Schlangen, Frösche und Schildkröten betrachten. Das Museum an und für sich ist ziemlich klein und nicht extrem schön. Die 3$ sind meines Erachtens übertrieben. Zum Schluss wurde uns jedoch in einem separaten Raum eine Boa Constrictor gezeigt. Wir konnten zuerst alle die Haut anfassen, welche sich weder kühl noch nass anfühlt. Für weitere 3 Dollar konnte man die Schlange auf den Arm nehmen und Fotos schiessen. Da das Geld an eine gemeinnützige Tierfundazion gespendet wird, war ich durchaus bereit 3 Dollar zu bezahlen. Simon und ich überredeten J (welcher Schlangen hasst) ein Gruppenfoto mit der Schlange zu machen. Ich musste den vorderen Teil mit dem Kopf halten und hatte extrem Respekt. Als sich diese noch bewegte und sich mit dem Kopf auf mich zu bewegte, bliebt mir ein kurzer Moment dann schon das Herz stehen. Spannend war die Erfahrung allemal: eine Schlange als Haustier möchte ich aber keinemal

Nach dem kleinen Adrenalinstoss, liefen wir zu Salomes Wohnung zurück. Vis-a-vis von ihr, gibt es ein italienisches Restaurant, wo ich die Jungs hinführte. Wir tranken Jugos und Batidos und sprachen über Gott und die Welt. "J" unterhielt uns mal wieder prächtig. Ich finde ihn absolut super sympathisch, etwas crazy aber herzensgut. Er lacht viel und scheint das Leben in vollen Zügen zu geniessen. Ich fragte ihn, wie er so positiv durch das Leben gehen könne. Er meinte dazu, dass er bereits so viel Elend gesehen hätte, als Kind mitbekam wie jemand getötet wurde, er mit der Angst leben muss, auf der Strasse in Afghanistan zu sterben, dass er das Leben zu schetzen weiss. Quito sei nicht gefährlich. Es könne ihm das Geld, die Kamera oder sonst was gestohlen werden - sein Leben würde er aber fast sicher behalten. Mich hat es extrem fasziniert wie er über das Leben sprach und man in seinen Augen die pure Lebenslust sah und spürte. Des Weiteren ist er Moslem, isst daher kein Schweinefleisch, trinkt kein Alkohol, hat kein Sex vor der Ehe etc. Die Einstellung: ich kann Genuss, Spass und Lust auch ohne diese Sachen verspüren, beeindruckte mich.
Gegen 20.00 Uhr verabschideten wir uns. Das Abschied nehmen von Simon fiel mir nicht schwer, da ich ihn fast sicher wieder sehen werde - sei es in Quito oder in Peru. "J" wäre gerne noch mit mir ausgegangen - da ich mich aber zimlich k.o. fühlte, sagte ich ab.

Nach dem Abendessen überkam mich wieder die Müdigkeit. Ich zwang mich dazu, mein Tagebuch zu schreiben und ging dann auch bald Schlafen.

Aussicht vor dem Aufstieg zum Pichincha

Aussicht vor dem Aufstieg zum Pichincha

Auf der Spitze auf 4784m über Meer

Auf der Spitze auf 4784m über Meer

Nach der Wanderung, zurück auf 4129m über Meer: Simon, Juan-Diego, ich und Arthuro (Schulleiter)

Nach der Wanderung, zurück auf 4129m über Meer: Simon, Juan-Diego, ich und Arthuro (Schulleiter)

Ich, Simon und "J" mit der Schlange

Ich, Simon und "J" mit der Schlange

© Fabienne D., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kurzfristig entschied ich mich nach Südamerika zu reisen. Spontan begleitet mich Lucia die ersten 5 Wochen durch Ecuador. Was weiter noch bereist und entdeckt wird, steht noch in den Sternen geschrieben :-) Let's go!
Details:
Aufbruch: 21.07.2011
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.05.2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Der Autor
 
Fabienne D. berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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