Mein Reisetagebuch
Potosi - Uyuni
Mienenbesichtigung
15.12.11, Potosi
Um 8.00 Uhr wurde uns ein herrliches Frühstück serviert. Wir wurden von hinten und vorne verwöhnt und bekamen alles aufgetischt was man sich wünschte. Es war wohl das bisher beste Frühstück in einem Hostal. Um 8.40 Uhr hatten wir bei der Real Deal Office zu sein und mussten uns dann doch noch spurten rechtzeitig das Check Out hinter uns zu bringen und dort hin zu laufen.
Wir waren eine Vierergruppe die nur aus Frauen bestand. Nebst Caro und mir war noch eine Koreanerin und eine Holländerin auf der Tour. Mit den anderen beiden hatten wir reichlich wenig zu tun, da vor allem die Hollänerin sehr nervend war. Sie hatte das Gefühl stets alles besser zu wissen und zu können.
Bevor wir zu den Minen gingen, erklärte uns der Guide, dass die Minenarbeiter selbständig arbeiten würden. Dies bedeutete, dass sie das Dynamit, das dazugehörige Zubehör sowie Ausrüstung (Kleider, Masken, Schuhen, Schaufeln etc.) selber kaufen mussten. Sie arbeiten in Gruppen zusammen (meist sind sie über 7 Ecken miteinander verwandt), wo meist der Älteste die Aufgaben verteilt und koordiniert. Der Guide führte uns in einen Laden für Minenzubehör. Hier erklärte er uns die verschiedenen Artikel und ermutigte uns Geschenke für die Arbeiter zu kaufen. Teilweise werden in Reiseführer oder von den Touranbietern empfohlen Alkohol oder Zigaretten mitzubringen. Die Arbeiter tragen oft keine Schutzmasken und erkranken durch die Dämpfe und den Staub oft an Lungenerkrankungen die zum Tode führen. Man solle den Zigarettenkonsum und die damit verbundenen Krankheiten nicht noch mit Tabakgeschenken fördern. Der Alkohol der hier gekauft werden könnte, und am häufigsten getrunken wird, enthält 96% Ethanol. Er riecht wie Spirit. Alkoholismus ist hier eine verbreitete Suchterkrankung. Alkohol ist also auch kein wirklich empfohlenes Mitbringsel. Trotz der schweren körperlichen Arbeit, essen die Minenarbeiter den ganzen Tag nichts. Würden sie in den Minen essen, bekämmen sie Bauchschmerzen und um die Minen zu verlassen, würde zu viel Zeit verloren gehen. Daher kauen sie den ganzen Tag Kokablätter. In den Minen sieht man jeden Arbeiter mit einer Golfball grossen Kokakugel im Mund herumlaufen. Sie halten diese ca. 4 Stunden im Mund, bis eine neue "gerollt" wird. Wir kauften schlussendlich Kokablätter und Süssgetränke ein. Abgesehen davon hatten Caro und ich gestern bereits Farbstifte und Hefte besorgt, welche wir für die Kinder der Minenarbeiter mitbrachten.
Um unsere Kleider vor dem Minendreck zu schützen, bekamen wir in einem Gebäude einen dünnen Schutzanzug. Dazu einen Helm mit Lampe, Gummistiefel und einen Sack um die Geschenke mitzunehmen.
Zuerst fuhren wir in die Anlage, wo die geschüften Steine von den wertvollen Mineralien getrennt wurden. Die Steine werden gemahlen und in ein Wasserbad geleitet. Dort werden Chemikalien dazu gemischt, welche die Mineralien abspalten. Diese sind leichter wie der restliche Steinbestand, so dass diese auf der Wasseroberfläche schwimmen und abgeschöpft werden. Die Mitarbeiter haben hier vorallem die Aufgabe, die Maschinen und die Chemikalien zu kontrollieren und zu überwachen.
Danach fuhren wir auf den Cerro Rico. Er enthält verschiedenste Minen auf diversen Höhen. In Touren wie bei den Koalas geht man häufig auf verschiedene Niveaus hinab und merkt wie wärmer und wärmer die Erde wird. Wir blieben auf einer Höhe, merkten aber schon da (beim Hinausgehen), dass es drinnen viel wärmer ist. Mir reichte dies auch absolut. Die Luft in den Mienen ist stickig und staubig. Um nicht den ganzen Staub einzuatmen, muss stets ein Tuch vor dem Mund gehalten werden, was das Atmen zusätzlich erschwert. Zustätzlich hatten wir ein rasantes Marschtempo was uns ziemlich ins keuchen brachte. Teilweise kann man stehend laufen, häufig leicht gebückt und ab und zu kriechend. Man muss stets acht geben sich den Kopf nicht anzustossen, die pfeiffenden Belüftungsrohren nicht anzufassen und den auf dich zu rassenden Arbeitern auszuweichen. Die Helmlampen sind die einzigen Lichtquellen.
Die Arbeiter arbeiten teilweise 12 Stunden am Stück, in den stickigen engen Höhlen. Sie transportieren in Schubkarren Steine umher, hämmern Steine weg und lassen Wände wegsprengen. Wir traffen einige Personnen die gerade Pause machten. Sie nahmen ihre selber gemachten, extrem dicken (siehe Foto) filterlosen Zigaretten und die Cocablätter hervor; rauchten und kauten. Das Rauchen rechtfertigen sie mit der Aussage: das Pulver des Dynamits sei schädlicher für die Lungen wie der Tabakrauch. Mittels des Zigarettenrauchs (den sie nicht inhalieren würden... wer's glaubt...) pusten sie den Dynamitstaub weg. Der Guide betonte immer wieder, dass das Wichtigste in den Minen sei, die Freude und den Optimusmus zu behalten. Sie würden mit viel Humor arbeiten, ansonsten sei die Arbeit nicht aushaltbar. Die ganze Situation war sehr traurig. Jeder Arbeiter macht sich selber was vor, wenn er lachend an die Arbeit geht. Den Jeder weiss, dass es körperlich super anstrengend und schädlich ist. Im Grunde möchte niemand dort arbeiten. Die Arbeit wird durch Drogen wie Alkohol, Coca und Marihuana erträglich und durchführbar gemacht. In Potosi gibt es jedoch keine oder nur wenige andere rentaple Einnahmequelle. Oft fangen bereits 14 bis 15-jährige (wenn nicht sogar noch jünger) in der Mine an, um Geld für die Familie zu verdienen. Im Schnitt stirbt etwas mehr wie eine Person pro Monat in den Minen. Die Arbeit ist nicht nur anstrengend sondern auch gefährlich. In den Minen gibt es keine Beleuchtung, keine Sicherungen, noch Sicherheits- oder Warnsysteme. Häufig erliegen die Minenarbeiter nach 20 Jahren an der Folgen der Silikose (Staublunge).
Als letztes besuchten wir den "Tio" (Onkel). Dies ist eine Puppe der den Gott der Unterwelt wiederspiegelt. Er soll die Minenarbeiter beschützen und ihnen reiche Funde schenken. Es heisst er giere nach Blut und holle sich daher von Zeit zu Zeit einen Menschen der Miene. Um dem entgegen zu wirken, wird einmal im Jahr ein Fest gefeiert, wo ein Babylama geopfert wird. Dazu wird 96%iger Alkohol getrunken. Dies darum, weil sie sich einen reinen Fund wünschen und daher auch (fast) reinen Alkohol ausschenken. Zudem gibt's Opfergaben wie Cocablätter, Alkohol und Zigaretten. Nebst dem grossen Fest, werden jeweils am letzten Freitag des Monats Opfergaben gereicht.
Wir waren alle froh als wir wieder aus der Mine draussen waren und frische Luft einatmen konnten.
Der restliche Nachmittag spazierten wir noch ein wenig in Potosi herum und besuchten den Markt. Ich war mir schon einiges gewohnt was Märke anbelangt, aber so was wie hier habe ich noch nie gesehen. Es kommt durchaus vor, dass man auf den Fleischmärkten ganze Kuhköpfe oder verschiedene Innereien sieht. Hier lagen aber ganze leblose Tiere in einer Ecke, ein totes Schwein auf einem Tisch und Schnauzen inkl. Zähnen etc. aufgehängt - ecklig!
Potosi hat einen super weihnachtlichen geschmückten Platz - so kitschig, dass es schon wieder schön ist .
Wir assen etwas kleines zu Abend und machten uns zum Hostal auf. Dort liesen wir ein Taxi kommen welches und direkt zum Terminal fuhr.
Die Fahrt nach Uyuni verging rasch und ohne Probleme. Aus Sicherheitsgründen schaue ich immer einen Bus nehmen zu können, der noch bei Tageslicht an einem neuen Ort ankommt. Da wir für nach Uyuni keine andere Wahl hatten, als um 23.30 Uhr anzukommen, war ich doch froh nicht alleine unterwegs zu sein. Nachdem wir einige Hostal abgeklappert hatten - wo wir meist ziemlich unfreundlich die Info bekamen, wir dürften die Zimmer nicht anschauen; was uns natürlich skeptisch machte - fanden wir im Hostal Cactu ein warmes Bett.
Aufbruch: | 21.07.2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2012 |
Peru
Bolivien
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