Mein Reisetagebuch
Zurück nach Argentinien (Ushuaia)
22.3.12, Ushuaia
Ich ringte mich früh aus dem Bett, duschte und bereitete das Frühstück vor währenddem Kevin unter die Dusche stieg. Auf dem Weg zur Bushaltestelle machten wir noch kurz einen Abstecher zum hiesigen Friedhof. Ich fühle mich oft unwohl zwischen all den Gräbern und dem Gedanken umringt von toten Körpern zu sein. Dieser Friedhof hingegen ist anders. Zur Blütezeit der Stadt Punta Arenas wollten die reichen Barone noch im Tod ihren Reichtum der Nachwelt vor Augen führen. 1894 wurde deshalb der Cementerio Municipal gegründet welcher mittlerweilen zum Nationaldenkmal erklärt wurde. Im Inneren des Friedhofs haben sich die zu Wohlstand gekommenen Einwanderer üppige Mausoleen bauen lassen mit bronzenen Engeln auf den Dächern, mit schmiedeeisernen Gittern und mit viel Marmor, der zum Teil sogar aus Italien per Schiff herangeschafft wurde. Doch auch die einfachere Bevölkerung gestalteten ihre Grabstätten super aufwendig. Bunte Plastikblumen liegen auf den Gräbern und die Fotos der Toten blicken aus den kleinen Glasfenstern im Grabstein.
Beim Warten auf ein Kollektivo, versuchte ich es kurzerhand mit Autostoppen. Keine Minute später hielt eine ältere super sympathische Frau. Sie nahm uns bis zur Taxfreezone mit. Ab da liefen wir ca. 2km bis zum Stadtausgang. Wir passierten ein Pärchen welches ebenfalls am Autostoppen war und sahen von weitem einen weiteren Tramper welcher in ein Auto stieg. Es ist stets etwas demotivierend Konkurrenz zu haben. Kurz nachdem wir bei unserer geplanten Kreuzung angekommen waren, sahen wir das Pärchen in einem Auto vorbei fahren. Dies lies uns auf eine baldige Mitfahrgelegenheit hoffen. Dem war dann auch so. Christian - ein super netter Jüngling - fuhr bis direkt zur Fähre die stündlich zur Insel Tierra del fuego rüber tukert. Während unserer Fahrt fuhren wir neben den drei anderen Trampern vorbei. Wir schienen also doch mehr Glück gehabt zu haben wie sie . Christian musste am Hafen ein Päckchen abgeben. Anstelle sich sogleich zu verabschieden, bat er uns noch kurz im Auto zu warten. Bei seiner Rückkehr brachte er eine Flasche Fanta und Sandwiches mit, die er uns mit besten Wünschen für unsere Weiterreise in die Finger drückte. Erstaunt über die Nettigkeit, bedankten wir uns ganz herzlich und spazierten zur Fähre rüber. Es stellte sich heraus, dass nur Fahrzeuge für die Überfahrt bezahlen. Während der 15minütigen Fahrt kaufte sich Kevin ein Hotodog und ich ass von den geschenkten Sandwiches. Unser Plan war, als erstes aus dem Schiff zu laufen und beim Ausgang mit dem Autostoppen anzufangen. Die Schiffscrew machte uns jedoch einen fette Strich durch die Rechnung. Die Autos hatten zuerst auszusteigen, bevor die laufenden Passagiere auf Land durften. Kurzerhand mussten wir die Beine unter die Arme nehmen und die Autos abklappern. Bei jedem Fahrzeug wurde an das Fenster geklopft, gefragt wo es hin geht und ob es noch Platz für uns beide habe. Die Situation war uns beiden sehr unangenehm aber durchaus essentiell um nicht im Nichts festzusitzen. Ich hatte nach ca. 5 Autos Glück und erhielt ein "Ja" von Daniel welcher nach "Rio Grande" fuhr. Er wartete nach dem Aussteigen auf uns und half die Rucksäcke zu deponieren.
Wir fuhren auf eine Landstrasse welche nur mit 60-80km/h befahren werden konnte. Bei einer Kreuzung, kurz nach der Abfahrt, erklärte uns der Fahrer, dass er die etwas bessere Strasse nehme, diese jedoch etwas länger gehe. Wir nahmen dies zur Kenntnis und machten uns auf eine holperige Fahrt parat. Nach 20 Minuten fing er plötzlich an immer langsamer zu fahren, bis er ganz anhielt, fluchend ausstieg und die ,,, öffnete. Wir ahnten nichts Gutes und blieben still im Auto sitzen. Als er zurückkehrte, setzte er sich wortlos hin und wendete den Wagen. Ich fragte daraufhin was los sei und wie das weitere Vorgehen aussehe. Er erklärte, dass er kein Öl mehr habe und daher zurück fahren müsse um dieses aufzufüllen. So ging es die 20 Minuten zurück, zu einem kleinen Restaurant gleich neben dem Hafen.
Er hielt an und untersuchte das Auto. Kevin half ihm den einen Reifen abzuschrauben und im Motor zu schauen, warum das Öl verloren ging. Es stellte sich heraus, dass ein Schlauch defekt war, der kontinuirlich das Öl ausfliesen liess. Kurzerhand ging Daniel Material organisieren um das Loch kurzzeitig zu flicken. Mit einem Elastikband umschlingte er den Schlauch und versuchte ein Vakuum herzustellen. Nach einer Stunde Herumgebastel und zwei Flaschen Motoröl ausgestattet ging unsere Reise weiter. All 60km schaute er wie es mit dem Ölpegel aussah und füllte bei Bedarf nach.
Um 18.00 Uhr kamen wir in Rio Grande an. Wie Punta Arenas, schien auch Rio Grande nicht besonders schön zu sein. Daniel stellte uns beim Busterminal ab, wo wir nach billigen Hostals fragten. Wie hätte es anders kommen können: wir liefen von Hostal zu Hostal und fragten nach der Zimmerverfügbarkeit und den Preisen. Das billigste Zimmer fanden wir im Hostel Rawson für 125 Pesos pro Nacht. Dies war uns dann aber doch noch viel zu teuer. Als letzte Idee, hielten wir bei ca. 5 Grad nach einem Camping Ausschau. Als wir auch hier nicht fündig wurden, war unsere Motivation im Keller. Ich brachte schlussendlich die Idee zu versuchen noch heute nach Ushuaia weiter zu stoppen und ansonsten etwas ausserhalb - im nichts - zu campen. Wir hatten genügend Nahrungsmittel und Wasser bei uns und waren mit allem ausgestattet was es braucht. Kevin gab sich einverstanden und fragte bei Pasanten nach einer Möglichkeit aus der Stadt zu kommen. Mittels eines Buses kamen wir an eine lange Strasse welche nach Ushuaia führen sollte. In der Abenddämmerung - um 19.30 Uhr - liefen wir die Strasse entlang und fingen an zu stoppen. Obwohl wir Meter um Meter zurücklegten, hielt kein Auto und wir schienen irgendwie doch nicht aus der Stadt zu kommen. Als es bereits dunkel war, hielt ein Pärchen welches uns anbot uns bis zur Polizeikontrolle mitzunehmen. Um Rio Grande verlassen zu können, müssen die Autos bei dieser Kontrolle vorbeifahren, Ausweise zeigen und angeben wo sie hin fahren. Die Angaben werden alle in einer Tabelle eingetragen und dokumentiert. Bei der Polizei hatten wir unwahrscheinliches Glück; sie nahmen uns die ganze Arbeit ab . Wir durften uns im Haus aufhalten währenddem sie die Fahrzeug kontrollierten. Sie fragten jeden Fahrer, welcher in Richtung Ushuaia unterwegs war, ob er eine Schweizerin und einen Franzosen mitnehmen könnte. Unsere Nationlität und die Tatsache, dass sich die Lenker in Sicherheit fühlen, da schliesslich die Polizei die Tramper vorschlägt, halfen uns sicherlich weiter. Im Gegenzug hatten auch wir die Garantie zu einem kontrollierten Fahrer zuzusteigen. Nach einer 30minütigen Wartezeit willigte "Ariel" ein uns mitzunehmen. Er ist ein 4facher Familienvater welcher im Militär arbeitet und in verschiedensten Ländern stationiert war. Ich unterhielt mich prächtig mit ihm, während Kevin auf der Rückbank mit der Müdigkeit kämpfte. Wie ich bereits gelesen hatte, meinte auch Ariel, dass die Fahrt nach Ushuaia super schön sei. Da wir die Distanz im Dunkeln zurücklegten, konnten wir leider nichts von der hisigen Vegetation sehen.
Nach ca. 605km und 15 Stunden Autostoppen, kamen wir um 23.30 Uhr in Ushuaia an. Ariel fuhr uns bis zu unserem gewünschten Hostal "Refugio del Mochillero". Wir stellten später fest, dass es sich um eine exzellente Auswahl handelte. Laut anderen, schon länger hier stehenden Touristen, scheint es das billigste Hostal in ganz Ushuaia zu sein. Man hat Küche, Esszimmer, ein grosses, super schönes und sauberes Badezimmer, Wifi und bezahlt für ein Zimmer im Mehrbettzimmer 70 Pesos pro Nacht. Wir assen kurz ein paar belegte Brote bevor wir uns ins warme Bett kuschelten.
Aufbruch: | 21.07.2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2012 |
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien